Ortsverband Nagel

Warum in die Ferne schweifen?

Tagesfahrt der CSU Nagel nach Bayreuth

Das markgräfliche Opernhaus: einmalig in Europa! Nach der Renovierung in neuem Glanz

Das Gute lag diesmal im nahen Bayreuth, das jeder vom Einkaufen im Rotmain-Center, einem Schaufensterbummel in der Altstadt oder vom Hetzen zu einem Termin gut kennt. Aber Bayreuth hat mehr als diese alltäglichen Dinge zu bieten.
Weltweit berühmt ist Bayreuth durch Richard Wagner und seine Opern-Festspiele. Das Bild Bayreuths geprägt hat aber bereits wesentlich früher Wilhelmine von Preußen (1709 - 1758), die Lieblingsschwester Friedrichs des Großen, die durch Heirat mit Friedrich von Brandenburg-Bayreuth Markgräfin von Brandenburg-Bayreuth wurde. Zunächst hatten ihre Eltern für sie die Ehe mit dem britischen Thronfolger angestrebt, weshalb sie als achtjährige Prinzessin mit dem 15. „Prince of Wales“ verlobt wurde. In der ständischen Rangordnung war die Heirat mit Friedrich ein Abstieg. Obwohl die Hochzeit arrangiert war, entwickelten Wilhelmine und Friedrich in den ersten Ehejahren ein sehr liebevolles Verhältnis zueinander. Da ihr Schwiegervater bald verstarb und ihr Gemahl sehr großzügig war, machte sie sich ab 1735 daran, aus dem verschlafenen Bayreuth eine veritable, konkurrenzfähige Fürstenresidenz zu schaffen. Es gelang ihr auch, den Hof kulturell und intellektuell auf eine Stufe mit den großen Höfen in Berlin oder Wien zu heben. Von Voltaire stammt aus dem Jahr 1743 folgende Beschreibung: „Bayreuth ist eine wunderliebe Stadt. Man kann hier alle Annehmlichkeiten des Hofes ohne die Unannehmlichkeiten der großen Welt genießen.“
Bereits beim Start der Stadtführung am Mainufer ist Wilhelmine mit ihrem Folichon (Zwergspaniel) als Denkmal inmitten eines im Zuge der Landesgartenschau terrassenförmig angelegten Gartens an der Rückseite zweier einst herrschaftlicher Villen neben dem „Alten Schloss“ zu bewundern. Das „Alte Schloss“ beherbergt heute das Finanzamt, viele kennen auch das „Winterdorf“ im Hofraum der 3-flügelichen Anlage. Nach der Besichtigung der Stadtkirche „Heilig Dreifaltigkeit“, einer dreischiffigen evangelische Basilika im spätgotischen Stil gingen wir durch die Bayreuther Prachtstraße, die Friedrichstraße mit ihren einheitlichen Sandsteinbauten zum Jean-Paul-Platz. In dieser Straße wohnte Jean Paul in Nr. 10, später wohnte und starb er in Nr. 5. Am Übergang zum Schlossgarten, der bei der Landesgartenschau aufgewertet und neu belebt wurde, hatte man einen Blick auf die Baustelle der Stadthalle. Durch den Schlossgarten gelang man zur Villa Wahnfried, früher Wohnhaus von Richard Wagner und heute Museum. Im Garten hinter dem Gebäude findet sich seine Grabstätte (und die der Hunde Russ und Marke). Das Haus war durch Fliegerbomben zur Hälfte zerstört und später im Innern modern erneuert worden. Die Außenmauern sind originalgetreu, mit farblichen Unterschieden der Sandsteine. Vor der Villa Wahnfried findet sich das Denkmal König Ludwigs des II. Er sicherte 1874 den Bau des Festspielhauses durch einen Kredit von zunächst 300.000 Mark, der später noch einmal um 100.000 Mark erhöht wurde. Beide Beträge zahlte die Familie Wagner unter Verrechnung von Tantiemen später vollständig zurück.
Nachdem durch einen nicht ganz unwillkommenen Brand das Alte Schloss verloren war, gelang es Wilhelmine, trotz vergleichsweise geringer Mittel, durch das von ihr entworfene „Neue Schloss“ mit den Bauten ihres königlichen Herkunftsortes zu konkurrieren. Die neue Stadtresidenz wurde in kurzer Zeit durch die Einbeziehung bestehender Bauten errichtet und beherbergt prächtige Zimmer, prunkvoll ausgestattet nach unterschiedlichen Themen.
Das markgräfliche Opernhaus ließ Wilhelmine von Bayreuth in 4-jähriger Bauzeit zur Hochzeit ihrer Tochter Elisabeth Friederike Sophie von Brandenburg-Bayreuth mit dem Württemberger Herzog Carl Eugen 1748 errichten. Gestaltet wurde es von den damaligen – nicht billigen - „Stararchitekten“ der Familie Galli da Bibiena im Stil des italienischen Spätbarocks. Das Logentheater ist ganz aus Holz gefertigt. Die drei Logenränge sind den drei Ständen der Gesellschaft zugeordnet. Das markgräfliche Opernhaus gehört zu den wenigen erhaltenen Theaterbauten des 18. Jahrhunderts in Europa. Seit 2012 ist das Opernhaus Weltkulturerbe der Unesco. Von 2012 bis 2018 war es geschlossen. Ein Team von bis zu 30 Restaurator(inn)en entfernte in knapp 6 Jahren Arbeit frühere Übermalungen, ölige Insektenschutzmittel und andere Substanzen, die den eigentlich lichten und freundlichen Innenraum mit viel Patina in einem dunkles Grün-Gold erscheinen ließen. Inklusive neuer Bühnentechnik und anderen Verbesserungen wurden rund 30 Millionen investiert. In Bayreuth wird es nur als „Opernhaus“ bezeichnet, das von Richard Wagner errichtete Opernhaus hingegen als „Festspielhaus“. Richard Wagner hatte vom Opernhaus mit seiner 30 Meter tiefen Bühne gehört und es für die Aufführung seiner Opern geprüft. Er verwarf zwar wegen der geringen Größe und der Logeneinteilung des Zuschauerraums den Gedanken, nahm aber das Angebot der Bayreuther Stadtväter wahr, auf einem Grundstück auf dem Grünen Hügel sein neues Festspielhaus zu errichten.
Nach so viel Kultur ließen wir uns ein zünftiges Mittagessen bei Oskar, dem „Wirtshaus am Markt“ schmecken. Für den Nachmittag stand eines der Prunkstücke des „Bayreuther Rokoko“, die Sommerresidenz Schloss Fantaisie mit einem herrlichen und weitläufigen Schlosspark in Donndorf auf dem Plan. Hier konnten wir auch bei Eis und Kaffee das herrliche Wetter genießen.
Letzter Programmpunkt war eine informative und unterhaltsame Führung durch einen Teil (900 m von ca. 30 km) der „Bayreuther Katakomben“. Die Gänge entstanden durch den Abbau von Erzen, wurden später weiter ausgebaut und dienten im ausgehenden 19. Jahrhundert wegen der konstant kühlen Temperaturen von 10° hauptsächlich zur Lagerung der Biere. In Kriegszeiten wurden die Anlagen aber auch als Schutz- und Fluchtanlagen genutzt. Zum Abschluss ließen wir den Ausflug bei lauem Sommerwetter im Biergarten auf der Herzogshöhe ausklingen.