Ortsverband Nürnberg-Altstadt

Parteireform der CSU

Sven Heublein: Warum ich für die Quote bin

Sven Heublein, Vorsitzender der CSU Nürnberg-Altstadt

Der Parteitag der CSU am 18. und 19. Oktober hat nicht die verbindliche 40-Prozent-Frauenquote für CSU-Kreisvorstände gebracht, sondern als Kompromiss-Vorschlag der Frauen-Union eine „Soll-Bestimmung“. Warum CSU-Ortsvorsitzender Sven Heublein am Parteitag gern für die Weiterentwicklung und Ausweitung der Quote gestimmt hätte, erklärt er hier:


Zunächst: Die Schadenfreude und/oder die Überheblichkeit mancher Medien zum Ausgang der Abstimmung über die Ausweitung der Frauenquote in der CSU ist völlig unbegründet. In den meisten Medien sind Führungspositionen immer noch Männersache. Daher wäre auch hier wünschenswert, dass mehr Frauen in Führungspositionen kommen. Aber das ist ein anderes Thema.


Warum bin ich für die Ausweitung der bereits jetzt vorhandenen Frauenquote? Die CSU ist (die letzte wirkliche?!) Volkspartei. Der Clou an einer Volkspartei: Sie will (und muss, wenn sie erfolgreich sein will!) alle Bevölkerungsschichten, Gruppen, Altersklassen, Bildungsgrade abbilden und repräsentieren. Natürlich kann auch ein Mann gute Politik für Frauen machen – auch ein Handwerker kann gute Politik für Akademiker machen. Stärke der CSU war aber stets, die Repräsentanz vieler Gruppen zu gewährleisten: Regionalproporz, Katholisch und Evangelisch, Jünger und Erfahrener, Stadt und Land, usw. Was spricht da nun dagegen, die Hälfte der Bevölkerung auch in Parteigremien ordentlich zu repräsentieren?


Im Parteivorstand und in den Bezirksvorständen tun wir das bereits. Diese Regelung hat zur Folge, dass man sehr bewusst schaut, wer für die Gremien kandidieren könnte. Bei der Besetzung eines solchen Vorstandes hat oft vor allem die örtliche Repräsentanz starkes Gewicht (alle Gebiete/Kreise/Städte sollen in vielen Fällen gemäß Größe vertreten sein), auch die Vertretung der verschiedenen parlamentarischen Ebenen hat da durchaus Gewicht. Was spricht dagegen, sich eben auch Gedanken zu machen, ob es dafür nicht kompetente und geeignete Frauen gibt? Aus meiner Sicht nicht viel. Ja, manchmal wollen Frauen angesprochen und motiviert werden – aber das ist doch nichts Falsches. Das nennt sich im Zweifelsfall eben Personalentwicklung und wird bei Männern auch praktiziert (und nennt sich dann oft Netzwerk oder Seilschaft…). Weiter gilt zu beachten, dass die Strukturen (von Parteien im Allgemeinen und von der CSU im Besonderen) es Frauen eben durchaus schwerer machen, sich zu engagieren.


Ein Delegierter am Parteitag sprach davon, dass er nicht mit dem Rechenschieber hantieren wolle, um seinen Vorstand zu besetzen. Nun ja, bei der Frage, ob alle Kreisverbände ordentlich im Bezirksvorstand vertreten sind, braucht mancher auch den Rechenschieber – und bekommt am Schluss einen Vorstand, der möglichst gut regionale Verbände repräsentiert. Und beim Thema Repräsentanz von Frauen ist das dann nicht der Mühe wert?


Was mich in der Diskussion besonders stört, ist das Argument, es soll nach Qualifikation gehen – nicht nach Quote. Na klar brauchen wir die besten Kräfte, auf allen Positionen! Konsequent zu Ende gedacht heißt das aber, Frauen sind weniger qualifiziert?! Das ist doch Käse. Frauen machen genauso gut oder genauso schlecht Politik wie Männer. Ein Mann wäre wohl auch nie auf die Idee gekommen, ein Amt oder Mandat abzulehnen, weil man ihm dem Vorwurf aussetzt, „Quotenmann“ zu sein.


Zugegeben: Bei der Repräsentanz von Frauen in Parlamenten tut sich die CSU schwer. Das liegt vor allem daran, dass wir die meisten Mandate direkt erringen und so gut wie niemanden über Listen in die Parlamente schicken. Da tun sich andere Parteien, die z. B. Listen paritätisch besetzen, leichter, wenn deren Kandidatinnen und Kandidaten über diese Listen und nicht über Direktmandate den Einzug ins Parlament schaffen. Es gibt eben jeweils nur eine Kandidatin oder einen Kandidaten für das Direktmandat. Für dieses Phänomen habe ich auch keine schnelle Lösung, außer die stetige Förderung von Frauen, die sich dann um Kandidaturen und Mandate bemühen.


Und ja, die Quote ist nicht das Allheilmittel und nicht das einzige Instrument, das eine Organisation wie eine Partei weiblicher macht. Es geht natürlich auch darum, (Veranstaltungs-) Formate zu ändern, sich über Uhrzeiten von Veranstaltungen Gedanken zu machen, Themen zu setzen und vieles mehr. Das ist ein Prozess, der dann auch die ganze Partei betrifft und ein Prozess an dem jeder und jede mitwirken kann. Da muss auch ich mich als Ortsvorsitzender kritisch fragen, was ich beim Thema Frauenförderung und –repräsentanz noch tun kann. Bei den Mitgliedern stehen wir in der CSU Nürnberg-Altstadt mit einem Frauenanteil von rund 33 Prozent gar nicht schlecht da, wenn wir uns mit vielen Verbänden der CSU vergleichen. Im Vorstand bleiben wir allerdings bisher noch unter den 40 Prozent, was ich bedaure. Ja, wir haben noch ein gutes Stück Arbeit vor uns, auch abseits der Quote. Die zentrale Frage wird sein, wie wir die CSU weiblicher und jünger machen (und damit für alle Wähler attraktiv machen) können.


Natürlich muss eine Partei stets ihr bestes Personal nach vorne stellen, in Mandate und in Funktionen bringen, das ist doch unbestritten. Aber eine große Volkspartei wie die CSU muss eben auch dafür sorgen, dass möglichst große Teile von Bevölkerung und Wählerschaft repräsentiert werden. Nur wenn die CSU diese Herausforderung annimmt und bewältigt, kann sie Volkspartei bleiben. Davon bin ich überzeugt.


Sven Heublein
Ortsvorsitzender der CSU Nürnberg-Altstadt
Stv. Kreisvorsitzender der CSU Nürnberg-Nord

 

Hinweis: Dieser Artikel gibt die Meinung des Ortsvorsitzenden Sven Heublein wieder, nicht zwangsläufig die Meinung des gesamten Ortsvorstandes.