Ortsverband Osterberg

Bauherrin: "Das ist hanebüchen"

Gemeinde kämpft weiter gegen Haus mit Darren

Stein des Anstoßes: Die Gemeinderäte stören sich sowohl am Balkon als auch an der Höhe des Gebäudes in Point. © Thomas Plettenberg

Kreuth - Der Rechtsstreit um ein Haus mit Darren in Kreuth setzt sich fort. Der Gemeinderat hat beschlossen, weiter gegen den Bau von Daniela Schober vorzugehen. Die schüttelt nur noch mit dem Kopf.

Die Bautätigkeiten von Daniela Schober im Kreuther Ortsteil Point sind für den Gemeinderat immer wieder ein Ärgernis. Mit seinem Balkon, der stilistisch an die einstigen Darren erinnert, an denen bei landwirtschaftlichen Gebäuden Mais getrocknet wurde, seiner Höhe und der Giebelverglasung ist dem Gremium das Wohnhaus ein Dorn im Auge. Weil der Baustil nicht ortsüblich sei, lehnten die Mitglieder eine Genehmigung schon in der Planungsphase ab. Mehr noch: Um ein Zeichen zu setzen, entschied sich der Gemeinderat sogar, gegen das vom Landratsamt doch noch erteilte Einvernehmen zu klagen. Ende Mai entschied das Verwaltungsgericht München allerdings bei einem Vororttermin in Kreuth im Sinne der Bauherrin (wir berichteten).

Dass es an der Höhe laut Gericht nichts zu beanstanden gäbe, weil sich das Gebäude in die Umgebung einfüge, musste Bürgermeister Josef Bierschneider (CSU) nun seinem Gemeinderat offiziell mitteilen. Und der musste diese Pille schlucken. Das Thema Giebelverglasung allerdings, das im Bauplan so nicht dargestellt war, ist noch nicht vom Tisch. „Da ist ein Nachtragsbauantrag fällig“, sagte Bierschneider. Der Rathaus-Chef forderte von seinem Gemeinderat die Entscheidung, ob die Gemeinde ihre Klage nun zurücknehmen oder bestehen lassen und somit in die nächste gerichtliche Runde ziehen solle.

„Wir sollten bis zum Schluss gehen – da waren wir uns ja einig“, fand Florian Stadler (CSU). Schließlich habe die Antragstellerin von Anfang an gewusst, was die Gemeinde wollte. Stadler wetterte angesichts des Aufschlags von 35 Zentimetern Haushöhe über die „Schwarzbauerei“ und forderte: „Wir müssen noch genauer werden und jeden Bauantrag einzeln betrachten. Und wir müssen unsere Gestaltungssatzung dahingehend ändern, dass wir keine Maisdarren wollen.“

Auch Evi Baumgartner (SPD) befürwortete ein Verfahren bis zum Schluss: „Wir müssen ein Zeichen setzen, dass wir uns von den Bauherren nicht alles gefallen lassen“, zürnte sie. Und Vizebürgermeister Bernd Rohnbogner (CSU) warnte vor der Außenwirkung, „wenn wir jetzt einknicken“.

Einzig Markus Wrba (FWG), von Beruf Rechtsanwalt, warnte: „Es ist ärgerlich. Aber eine Ausurteilung bringt uns nichts.“ Deren Signalwirkung sei noch fataler als das Zeichen, das ein Rückzug setzen würde, glaubt Wrba.

Letztlich sprachen sich aber nur drei Gemeinderäte für einen solchen Rückzug aus. Das Gros des Gremiums wollte die weitere gerichtliche Auseinandersetzung.

Das wiederum stößt bei Daniela Schober auf Unverständnis. Auf Anfrage unserer Zeitung sagte sie: „Ich finde es hanebüchen, wie ich von der Gemeinde behandelt werde. Das ist nahe an der Willkür.“ Zumal sie den Maisdarren-Balkon, den es mittlerweile auch an einem sanierten Bauernhof in Gmund am Osterberg gebe, im Vorfeld mit dem Landratsamt abgeklärt habe. „Er ist genehmigungsfähig“, betont die Bauherrin.

Zur Prozess-Fortsetzung meint Schober nur: Sie wundere sich, wie hier mit Steuergeldern umgegangen werde. Und was den Glasgiebel angehe, so sei sie nicht die Einzige, die einen solchen habe. Einer der Gemeinderäte selbst hätte bei seinem Neubau den Giebel verglast. „Ich möchte hell und licht leben. Aber die Satzung macht es einem nicht leicht, hell und licht zu bauen. Dabei gibt es Möglichkeiten. Und ein Baustil sollte sich auch entwickeln dürfen“, findet Schober, die in ihrem Haus auch Kunst ausstellen möchte. Die Kreutherin veranstaltet am 25. Juli einen Tag der offenen Tür mit Führungen (11.15 bis 12.15 Uhr und 14.30 bis 15.30 Uhr) durch ihr Haus, zu denen sie Gemeinderäte, Nachbarn und Interessierte einlädt.

Alexandra Korimorth vom Tegernsee-Merkur