Ortsverband Osterberg

Wer mit dem Esel wandert

Der Eselspatt ist eine mittelalterliche Verbindung

An diesem Zeichen erkennt man den Eselspatt vom Wald-Schachtelhalm: Eine abwechslungsreiche Flora säumt den wichtigen Fuß- und Handelsweg von Tecklenburg nach Osnabrück. Foto: Astrid Springer

Dieser Artikel von Astrid Springer erschien in der Neue Osnabrücker Zeitung. Vielen herzlichen Dank, dass wir ihn hier veröffentlichen dürfen.

Lotte. Durch malerische Landschaft und dichten Wald verläuft der Eselspatt von Tecklenburg nach Osnabrück. Dass es sich bei dem mit zwei Querbalken gekennzeichneten Wanderweg um einen alten Handelsweg handelt, ahnt man zunächst nicht. Und erst in Hellern wird dieser auch zur offiziellen Adresse.

Der Eselspatt beginnt auf dem Tecklenburger Marktplatz und wendet sich über die Grafenstraße in Richtung Leeden. Der idyllische Pfad führt vorbei an Wiesen in den Habichtswald hinein und kommt schließlich am Jagdschloss aus. Von dort taucht er nördlich der Hagelstraße wieder in den Wald und verläuft über Lotte-Osterberg und Gaste weiter bis nach Hellern. Er folgt ab hier dem Friedensweg nach Osnabrück.

Den Wanderer erwarten nicht alltägliche Pflanzen und Kräuter an der Strecke, wie Wald-Schachtelhalm oder Wiesen-Bocksbart. Auch Schmetterlinge fühlen sich hier wohl, so trifft man hier beispielsweise den C-Falter an.

Graf soll Fleischpreis bestimmt haben

Der Weg dürfte im Mittelalter regelmäßig genutzt worden sein, denn er verband das Jagdschloss und das Osterberger Kloster mit Tecklenburg und Osnabrück. Darüber hinaus sollen die Tecklenburger Grafen nicht nur den Osnabrücker Markt beschickt, sondern über ihre Vogteirechte auch das Recht zur Bestimmung des Fleischpreises innegehabt haben.

Sage um Tecklenburger Boten

Um dieses Marktrecht rankt sich eine grausame Sage: Der Tecklenburger Bote kam offenbar in der Regel spät und traf nicht selten erst gegen Mittag in Osnabrück ein, um die Preise zu verkünden. Vorher allerdings durfte kein Osnabrücker Fleischer sein Fleisch zum Verkauf anbieten, was großen Unmut schürte.

Ungezügelter Zorn der Osnabrücker

Eines Tages soll dem Boten der ungezügelte Zorn der Osnabrücker Fleischer zum Verhängnis geworden sein: Angeblich erschlugen sie ihn und schickten ihn zerteilt in den Körben seines Esels zurück nach Tecklenburg.

Der Graf soll als Wiedergutmachung knotenfreie Eichenstöcke, einen Scheffel seltener Silbermünzen sowie blaue Windhunde verlangt und sogar bekommen haben. Milde zeigte der erzürnte Graf trotzdem nicht; eine Zeit kriegerischer Auseinandersetzungen brach an.

Historischer Vortrag

Ob an der morbiden Geschichte etwas dran sein könnte und was die historischen Belege dazu hergeben, darüber wird Dr. Christof Spannhoff am 25. September um 19.30 Uhr im Tecklenburger Kulturhaus referieren.

Zumindest bis dahin darf der geneigte Wanderer sie getrost als Sage verstehen und den Sommer ungetrübt auf Eselspfaden genießen. ass