Ortsverband Osterberg

Altenstadt-Kellmünz-Osterberg

Drehen sich bald Windräder im Iller-/Rothtal?

Dieser Artikel von  Armin Schmid erschien in der Augsburger Allgemeine. Vielen herzlichen Dank, dass wir ihn hier veröffentlichen dürfen.

In knapp drei Jahren könnten im Illertal schon Windräder ihre Kreise ziehen und Strom produzieren. So zumindest sehen die Planungen der Orte Altenstadt, Kellmünz und Osterberg aus, denn in der Nähe der Gemeinden könnten, wie berichtet, Windkraftanlagen errichtet werden. Der Zeitplan dafür klingt sportlich – immerhin sollen sechs Windenergieanlagen mit einer Leistung von jeweils rund 4,5 Megawatt gebaut werden. Die Firmen Vensol und Schweizer Honold Energiesysteme stellten die Planungen für den Bereich zwischen Altenstadt und Kellmünz beziehungsweise zwischen Illertal und Rottal vor Kurzem vor.

Das Gebiet ist, laut Projektentwickler René Arms des Babenhauser Unternehmens Vensol, sehr groß und verfügt über einen Flächenumgriff von 250 Hektar. Die Windhöffigkeit – also das durchschnittliche Windaufkommen in diesem Bereich – liegt laut Arms in einer Höhe von 140 Metern bei 5,57 bis 6,25 Metern pro Sekunde. Die Windenergieanlagen würden in einem Betriebsbereich von drei bis etwa 22 Metern pro Sekunde Windgeschwindigkeit arbeiten, so Arms.

Georg Honold der Schweizer Honold Energiesysteme bekräftigte, dass die Infrastruktur in dem vorgesehenen Gebiet mit der Anbindung an die A7 und an das öffentliche Verkehrsnetz sehr gut sei. Entsprechend dem Regionalplan Donau-Iller wären neun bis 16 Windenergieanlagen auf dem Höhenzug zwischen Altenstadt und Kellmünz möglich.

Da die Windräder jedoch immer höher werden, vergrößert sich auch der Abstand zwischen den Windenergieanlagen und damit verringert sich deren Anzahl. Die Nabenhöhe soll nun im Bereich von 130 bis 160 Meter liegen. Die Gesamthöhe wird 200 Meter deutlich übersteigen, hieß es jeweils bei der Vorstellung der Planungen im Altenstadter und Kellmünzer Gemeinderat. Der Grundstücksbesitzer, die Bayerische Staatsforsten, stehen dem Vorhaben dennoch positiv gegenüber. Allerdings werde es nur dann einen Nutzungsvertrag geben, wenn auch die Gemeinden das Projekt befürworten. Filzingen und Weiler weisen laut Projektentwickler den geringsten Abstand zu den geplanten Standorten auf. Bei Weiler seien es rund 1300 Meter und es werden rund 0,2 Hektar Waldfläche pro Windrad benötigt. Für die Bauphase kommen dann noch 1000 Quadratmeter hinzu. Die Anfuhr des Baumaterials und der Anlagen soll über die normalen Forstwege erfolgen, die hierfür laut Honold ausgebaut werden müssten.

Die Themen Schattenwurf und Lärmbelästigung sah sowohl René Arms als auch Georg Honold nicht kritisch. Der Schattenwurf reiche nur an einige Häuser in Filzingen heran. Der zulässige Schallpegel und alle anderen Auflagen könne man einhalten. Sichtbar seien einige Windräder von Filzingen und Illereichen aus. Im nächsten Schritt müsste laut Arms die Meinungsbildung innerhalb der drei Gemeinden aus der Verwaltungsgemeinschaft angeregt und in den Gemeinderatsgremien darüber beraten werden.

Altenstadt: Zu kontroversen Meinungen führte die Windenergieanlagenplanung im Altenstadter Marktgemeinderat. Bürgermeister Wolfgang Höß berichtete, dass bei allen drei Bürgermeisterkollegen, im Ergebnis gesehen, großes Interesse vorhanden sei. Der Zweite Bürgermeister Ernst Wüst (SPD) betonte, dass Filzingen und Illereichen schon durch die Autobahn entsprechenden Lärmbelastungen ausgesetzt seien. Er befürchtete, dass sich die Lärmkulisse nun noch steigert. Georg Honold antwortete, dass die entsprechenden Grenzwerte, bezogen auf die Windräder, aber eingehalten werden.

FWG-Marktrat Eberhard Aspacher betonte, dass er zwar für Windkraftnutzung sei, dass aber die Räder sehr groß und weithin sichtbar seien. „Das geht gar nicht“, meinte er während einer Visualisierung, die veranschaulichte, wie viel von den Anlagen, die deutlich über den Wald hinausragen, noch sichtbar sein wird. FWG-Ratsmitglied Christian Dossenberger monierte, dass die geforderte 10-H-Abstandregel nicht eingehalten werde. Dies wären rund 2,5 Kilometer Abstand vom Windrad zur nächstliegenden Wohnbebauung. Laut 10-H-Regel muss der Abstand eines Windrads zu Wohnungen mindestens zehn Mal so groß sein, wie die Anlage hoch ist. René Arms erläuterte, dass der Marktgemeinderat mittels einer Bauleitplanung geringere Abstandsgrenzen festlegen könne. Dossenberger fügte an, dass dem Marktrat dann der Schwarze Peter zugeschoben werde, da man eine solche Entscheidung vor den Bürgern auch vertreten müsse.

CSU-Marktrat Richard Möst hatte die Nachhaltigkeit im Auge. Er erläuterte, dass 20 Jahre schnell vorbei seien und für ihn einen solchen Eingriff in die Natur nicht rechtfertigen. Möst forderte, die Laufzeit länger auszulegen. Markträtin Helga Hecker (CSU) fragte, wie die Windräder nach erfolgter Nutzung rückgebaut werden. Honold antwortete, dass bei Baubeginn Rückstellungen auf einem Sperrkonto gebildet werden. Der CSU-Fraktionsvorsitzende Hubert Berger fragte nach dem Vorteil für die Marktgemeinde und die Bürger. Honold betonte, dass eine Energiewende nur mit einem Mix aus verschiedenen Energieerzeugern möglich sei. Windkraft erzeuge mit Blick auf die verbrauchte Fläche am meisten Energie. Durch den Preisverfall des Windstroms auf rund fünf Cent pro Kilowattstunde sei die Situation aber nicht einfacher geworden. Man müsse deshalb größere und effizientere Windräder bauen.

„Wenn wir dieses Gebiet als nicht geeignet einstufen, weiß ich nicht, wo in Bayern eine Windkraftanlage gebaut werden soll“, betonte FWG-Marktrat Robert Heller. Man wohne im Umkreis eines Atomkraftwerks, das abgeschaltet werde. Für ihn sei ein Windrad besser, als Atommüll zu produzieren. Wolfgang Höß (CSU) fügte an, dass das Projekt mit einer guten Bürgerbeteiligung steht und fällt. Bis zum Beginn des nächsten Jahres soll ein Fahrplan für das weitere Vorgehen erarbeitet werden.

Kellmünz: Auch in Kellmünz wurde über die Planungen ausgiebig diskutiert. Derzeit ist geplant, dass drei Windenergieanlagen auf Kellmünzer Flur errichtet werden und drei Anlagen auf Altenstadter Flur stehen könnten. Die anfallende Gewerbesteuer wird laut René Arms zu 70 Prozent an die Standortgemeinde abgeführt. 30 Prozent der Gewerbesteuer gehen an die Gemeinde, bei der der Firmensitz angemeldet wird. Wo das sein wird, sei derzeit noch nicht klar.

Bürgermeister Michael Obst fügte an, dass man alle drei VG-Gemeinden an der Gewerbesteuer beteiligen wolle. Marktrat Norbert Zucktriegel erkundigte sich, ob die Windkraftnutzung Auswirkungen auf den Wildbestand haben wird. Laut Honold gebe es während der Bauphase eine Scheuwirkung, danach habe er keine Auswirkungen festgestellt. Der Zweite Bürgermeister Helmut Rieder erläuterte, dass man mit der Autobahn, der Staatsstraße, der Bahnlinie, dem Illerkanal, sowie dichter Wohnbebauung und Gewerbeansiedlungen schon viele Belastungen zu tragen habe und jetzt komme noch mehr dazu. Dafür könne man jedoch Tausende Haushalte mit Strom versorgen, so Honold.

Die Abschreibungsdauer soll bei 16 Jahren liegen. Honold zufolge liegt die Lebensdauer der Windenergieanlagen bei 20 bis 25 Jahren.