Ortsverband Reichertshofen-Pörnbach

Wie Kommunen Seniorenpolitik gestalten können

Babyboomer mit neuen Ansprüchen ans Alter

Die Uhr tickt. Die demographische Entwicklung lässt die Zahl der Rentnerinnen und Rentner massiv steigen. Die auch als Babyboomer-Generation bezeichneten geburtenstarken Jahrgänge der 60er-Jahre werden mit neuen Anforderungen das Leben im Alter gravierend verändern. Die CSU Reichertshofen-Pörnbach hat dazu die Geschäftsführerin der Arbeitsgruppe für Sozialplanung und Altersforschung (AfA) und Leiterin der Koordinationsstelle „Wohnen im Alter“ (ein Projekt des Bayerischen Sozialministeriums), Anja Preuß, zu einem digitalen Fachvortrag eingeladen. „Wir wissen heute, dass wir in der Gestaltung des örtlichen Lebensraumes was tun müssen, um ihn besser auf die Bedürfnissen älterer Generationen zuzuschneiden. Das geht aber nicht von heute auf morgen. Deshalb müssen wir beginnen, das kommunale Bewusstsein dafür zu schärfen und diese Aufgabe konsequent angehen“, betonte Max Zängl, Ortsvorsitzender der CSU Reichertshofen-Pörnbach in seiner Begrüßung.

Anja Preuß motivierte in ihrem rund einstündigem Vortrag, die bewusste Gestaltung der örtlichen Seniorenpolitik nicht auf die lange Bank zu schieben. „Es kommt eine neue Generation an Seniorinnen und Senioren auf uns zu, die ihr Leben aktiv und ambitioniert gestalten wollen. Der Wunsch nach Teilhabe und Selbstbestimmtheit ist groß“, erläuterte Anja Preuß. Damit einher gehen neue Erwartungen an die Kommunen. Die Gemeinden haben maßgeblichen Einfluss darauf, wie lebenswert das Leben der Älteren ist. Auf Reichertshofen bezogen präsentierte Preuß den örtlichen Demografie-Spiegel des Landesamts für Statistik und Datenverarbeitung. Im Jahr 2021 waren rund 1.600 Bürgerinnen und Bürger über 65 Jahre. Im Jahr 2039 wird der Anteil der über 65-jährigen bei über 2.200 liegen. Auf der anderen Seite kommen weniger junge Menschen nach. Zu beachten ist laut Preuß zudem, dass die älteren Menschen meist im Ort bleiben werden, während jüngere Menschen oft auch ihren Lebensmittelpunkt verändern. Das verändert die örtliche Gemeinschaft.

Zu Hause bleiben ist der große Wunsch der künftigen Seniorinnen und Senioren. Neu ist laut Preuß jedoch, dass sich dieser Wunsch nicht mehr zwingend auf das heutige Wohngebäude bezieht, sondern vor allem auf die örtliche Umgebung. „Die älteren Menschen werden flexibler, was ihr Wohnumfeld angeht. Sie sind bereit, umzuziehen. Wichtig sind gelebte Nachbarschaft und gegenseitiger Zusammenhalt. Gemeinschaftsorientiertes Wohnen erfreut sich wachsender Beliebtheit“, so Preuß. Die AfA-Geschäftsführerin mahnte auch die Bürgerinnen und Bürger dahingehend an, sich frühzeitig mit der Frage zu befassen, wie man im Alter Leben möchte. Dazu zählen auch kleinere und größere Veränderungen im persönlichen Lebensumfeld, die geplant sein müssen. Anja Preuß: „Hier haben die Kommunen eine große Chance, die Menschen in der Kommune zu begleiten und zu unterstützen.“

Die kommunale Unterstützung umfasse die Bereiche „Wohnen und Wohnumfeld“, „Begegnungsmöglichkeiten und Versorgungsinfrastruktur“, „ortsnahe Unterstützung und Pflege“ sowie „Beratung und soziale Netzwerke“. Die AfA-Geschäftsführerin kennt die damit verbundenen kommunalen Anforderungen: „Keine Frage, die Kommunen sind gefordert. Wir empfehlen Kommunen für diese anspruchsvolle Aufgabe die Einführung eines sogenannten Quartiersmanagers, der hauptamtlich Bedarfe ermittelt, Konzepte erstellt und gemeinsam mit den Akteuren und Bürgerinnen und Bürgern vor Ort Projekte entwickelt und umsetzt.“ Die Erfahrung der AfA zeige, dass Verwaltungen für diese Aufgaben oftmals schlicht keinen Spielraum haben. Zudem gebe es für das Amt eines Quartiermanagements erhebliche staatliche Förderprogramme durch das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales. Die kommunalen Erfahrungen damit seien hervorragend. „Wir werden dieses Thema auch verstärkt im Marktgemeinderat zur Sprache bringen“, versprach Max Zängl der AfA-Geschäftsführerin.