Ortsverband Reichertshofen-Pörnbach

Frühzeitig ans Leben im Alter denken

Mit den Gästen Dr. Veronika Schraut und MDB Erich Irlstorfer

Frühzeitig ans Leben im Alter denken

„Denken Sie frühzeitig daran, wie Sie im Alter leben wollen“, appellierte Dr. Veronika Schraut an die Zuhörer. Auf Einladung der CSU Reichertshofen hielt die Expertin für Pflege und altersgerechte Wohnformen einen Vortrag über die Facetten des Älterwerdens. „In einer Reihe von Veranstaltungen befassen wir uns mit Veränderungen und gesell­schaftlichen Heraus­forderungen. Wir wollen den Bürgerinnen und Bürger damit Impulse geben, mit Veränderungen aktiv umzugehen. Über Zukunft muss man nachdenken. Das trifft insbesondere auf das Altern zu. Wir sind eine Gesellschaft, die älter wird. Es betrifft uns alle“, betonte der CSU-Ortsvorsitzende Max Zängl in seiner Begrüßung. Neben Dr. Veronika Schraut sprach der Bundestagsabgeordnete Erich Irlstorfer, pflegepolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, über die pflege- und seniorenpolitischen Entwicklungen. „Gesundheit und Pflege sind Zukunftsthemen. Sie müssen auf Augenhöhe mit anderen großen Herausforderungen unserer Zeit, wie dem Klimawandel, debattiert werden“, betonte Erich Irlstorfer.

Der Älteren werden immer mehr

Dr. Veronika Schraut warf in ihrem Fachvortrat eingangs einen Blick auf die demographische Entwicklung. „Der Anteil der Menschen im Alter über 65 Jahre gleicht mittlerweile dem Anteil der unter 20-jährigen“, erklärte Schraut. Über den Daumen gepeilt bedeute das beispielsweise für Reichertshofen, dass rund 2.000 Bürgerinnen und Bürger heute über 65 Jahre alt seien. Und der Anteil steige. In zwanzig Jahren liege dieser Anteil bei rund 3.000 Bürgern. „Viele beschäftigen sich mit dieser Entwicklung zu spät“, warnte Veronika Schraut. Neben einem Überblick über die demographischen Entwicklungslinien schilderte die examinierte Altenpflegerin und Professorin für Pflege Facetten des Alters, wie Demenz.

Zuerst bricht das weg, was zuletzt passiert ist

„Es ist der Transfer vom Kurzzeit- ins Langzeitgedächtnis, der nicht mehr funktioniert“, schilderte Schraut das Krankheitsbild Demenz. Den Zuhörern veranschaulichte Schraut das bildlich: „Stellen Sie sich vor, dass es für jedes Jahr Ihres Lebens ein Tagebuch gibt. Alle diese Bücher stehen nebeneinander in einem Regal. Und dann fallen die letztgeschriebenen Tagebücher reihenweise aus dem Regal. Diese ganzen Jahre sind dann aus dem Gedächtnis verschwunden.“ Die betroffenen Menschen würden somit in der im Gedächtnis verbliebenen Vergangenheit leben und sich so praktisch zurückentwickeln. „Und eines kann ich Ihnen allen sagen: es betrifft Sie alle irgendwann. Persönlich, oder weil sie jemanden kennen, der Ihnen nahesteht“, so Schraut.

Der große Wunsch ist, im Alter daheimzubleiben

Zudem warf Veronika Schraut einen Blick auf altersgerechte Wohnformen. Das Leben im Alter erfordert zugeschnittene Wohnkonzepte. „Wenn Sie die Menschen fragen, hat die überwiegende Mehrheit den großen Wunsch, im Alter so lange daheim zu bleiben, wie möglich. Ein Umzug kommt für die meisten nicht Frage“, betonte Schraut. Doch dafür muss man was tun, warnt die Expertin. „Setzen Sie sich frühzeitig damit auseinander. Das geht nicht von heute auf morgen“, richtete sich Schraut vor allem auch an die jüngeren Zuhörer unter den rund 50 Gästen im Langenbrucker Gasthof Fröhlich. Vor Ort mahnte Schraut dahingehend auch die Weiterentwicklung seniorenpolitischer Gesamtkonzepte an. „Wir brauchen für die Zukunft neue örtliche Konzepte“, so Schraut. Die Pflege zu Hause und durch Angehörige werde ein wichtiger Faktor bleiben. Von den heute rund 400.000 pflegebedürftigen Menschen in Bayern werden über 70 Prozent zu Hause betreut, meist durch Angehörige. Um neben der aktiven Beratung auch die gestalterischen Rahmenbedingungen beeinflussen zu können, sucht Veronika Schraut aktiv den Weg in die Politik. Die 39-jährige gebürtige Ingolstädterin ist Mitglied des CSU-Parteivorstands und kandidiert auf der CSU-Liste für den Deutschen Bundestag.

Pflegebedürftige und Angehörige spürbar entlastet

Was die Herausforderungen im Gesundheits- und Pflegesystem betrifft, konnte laut Erich Irlstorfer schon einiges erreicht werden. Jüngst wurden laut dem Bundestagsabgeordneten unter anderem die tarifliche Bezahlung in der Altenpflege sowie eine gestaffelte prozentuale Reduzierung der pflegebedingten Eigenanteile auf Bundesebene in ein Gesetz gegossen. Im ersten Jahr trägt die Pflegekasse fünf Prozent des pflegebedingten Eigenanteils, im zweiten Jahr 25 Prozent, im dritten Jahr 45 Prozent und danach 70 Prozent. „Damit entlasten wir die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen spürbar – zum Beispiel nach mehr als 24 Monaten Pflege um durchschnittlich rund 410 Euro im Monat, nach mehr als 36 Monaten Pflege sogar um rund 638 Euro im Monat“, betonte Erich Irlstorfer.