Artikel vom 27.11.2024
CSU Schierling
CSU diskutiert über Organspende

Wer zum Beispiel in Österreich ein Spenderorgan benötigt, hat eine doppelt so hohe Überlebenschance wie in Deutschland. Denn in Österreich und in den meisten Ländern um Deutschland herum ist die Bereitschaft der Bevölkerung zur Organspende deutlich höher, nicht zuletzt deshalb, weil es dort die „Widerspruchsregelung“ gibt. Diese Nachricht schockierte die gut 50 Teilnehmer an der Informationsveranstaltung des CSU-Ortsverbandes im Bräustüberl.
Der bei der Versammlung anwesende MdB Peter Aumer erklärte, dass er einer von fraktionsübergreifend gut 200 Mitgliedern des Bundestages ist, die einen Gesetzentwurf mit der Hoffnung eingebracht haben, noch vor der nächsten Bundestagswahl im Februar auch in Deutschland diese Widerspruchsregelung einzuführen. „Wenn man sieht, was mit einer Organspende Gutes getan werden kann, dann kann man von den Bürgern erwarten, dass sie widersprechen, wenn sie ihre Organe nicht für die Lebensrettung spenden wollen“, so Aumer.
Die Widerspruchsregelung besagt, dass eine Organentnahme bei einem potenziellen Spender nach Feststellung des Todes zulässig ist, sofern dieser nicht schon zu Lebzeiten einer solchen widersprochen hat. CSU-Ortsvorsitzender Richard Limmer freute sich bei der Begrüßung über das große Interesse. Die CSU wolle informieren und sensibilisieren, damit die Akzeptanz für die Widerspruchsregelung steigt, so Limmer. Prof. Dr.med. Bernhard Banas, der Leiter des Transplantationszentrums am Uniklinikum Regensburg, ist ein glühender Befürworter dieser Lösung, denn derzeit kommen in Regensburg auf jährlich etwa 30000 Dialysebehandlungen nur 50 Transplantationen, so der Mediziner. „Aktuell warten in Regensburg 248 Patienten auf eine Spenderniere, 221 auf eine Spenderleber und 43 auf ein Spenderherz und damit auf eine lebensrettende Transplantation!“, so Prof. Banas. Alle anderen, in „Eurotransplant“ zusammengeschlossenen Länder, nämlich Österreich, Belgien, Kroatien, Deutschland, Ungarn, Luxemburg, den Niederlanden und Slowenien haben diese Lösung. Eurotransplant ist verantwortlich für die Zuteilung von Spenderorganen in diesen Ländern, und umfasst als internationaler Kooperationsrahmen alle Transplantationskrankenhäuser, Gewebetypisierungslabore und Krankenhäuser, in denen Organspenden stattfinden.
Weiterer Referent war Jürgen Hagenbuch, der selbst eine Niere von seiner Frau gespendet bekam und sich jetzt als Vorstand der Hilfsgemeinschaft der Dialysepatienten und Transplantierten Regensburg/Straubing engagiert. „Jedes Jahr sterben in Deutschland etwa 1000 Menschen, die auf der Warteliste für ein Spenderorgan stehen oder von dieser heruntergenommen worden sind“, informierte er. Er warb eindringlich dafür, dass sich die Bevölkerung für die Organentnahme entscheidet.
Es schloss sich eine intensive Diskussion an, bei der es auch darum ging, ob man als Bürger allein sein eigenes Interesse in den Fokus stellt oder auch den Nächsten im Blick habe. Prof. Banas erläuterte im Detail das Verfahren zur Entnahme von Organen und dem Transport zum todkranken Menschen. Es sei immer Voraussetzung, dass der Spender zuletzt auf einer Intensivstation genau untersucht und festgestellt wurde, dass der Hirntod eingetreten ist. Man werde mit dem Organspendeausweis nicht automatisch auch Spender. „Nicht einmal jeder eintausendste ist tatsächlich Organspender geworden“, so der Mediziner.
Der CSU-Ortsvorsitzende Limmer ging noch kurz auf eines der unsäglichen Flugblätter ein, die jüngst in der Gemeinde verteilt wurden, und mit denen offensichtlich versucht wird, den Markt Schierling in ein schiefes Licht zu rücken. Fritz Wallner erklärte anhand einiger Beispiele, dass der Verfasser entweder falsch gerechnet oder von komplexen fachlichen Zusammenhängen keine Ahnung hat. Das Verwerfliche sei, dass sich der Verfasser trotzdem in der Öffentlichkeit als ein angeblicher Experte positioniert. „Leider gibt es Leute, die ihm Glauben schenken. Doch in aller Regel handelt es sich um Fake-News,“ so Wallner.
Organspende-Register
Das Organspende-Register ist ein zentrales elektronisches Verzeichnis, in dem die Entscheidung von Bürgern für oder gegen eine Organ- und Gewebespende festgehalten wird. Der Eintrag ist freiwillig und kostenlos. Er kann jederzeit geändert oder widerrufen werden. Der Eintrag stellt die größtmögliche Sicherheit dar, dass Spenderorgane wirklich entnommen und lebensrettend eingesetzt werden.
Der Eintrag ist möglich im Internet unter www.organspende-register.de/erklaerendenportal/.