Ortsverband Waldmünchen

Kreisverband Cham

Ehrenamt, Jugendarbeit und außerschulische Bildung waren die Schwerpunkte

Das Ehrenamt wurde in den vergangenen Jahren gestärkt durch vielfältige staatliche und kommunale Verbesserungen und Projekte. Darin waren sich die Mandatsträger bei der Diskussion am Abend des 30. September 2018 in der Jugendbildungsstätte einig. Vor allem bei der Steuerfreigrenze für Vereine, welche ihr Geld teilweise für kommunale Zwecke einsetzen, seien aber Änderungen dringend geboten. Auch die ehrenamtliche Arbeit mit Senioren stieß auf größeres Interesse. Aber die politischen Vertreter hatten auch noch viele weitere Themenfelder rund um Ehrenamt und Jugendarbeit vorgebracht.

Für Ortsvorsitzenden Martin Frank war die Jugendbildungsstätte prädestiniert für das Thema „Für eine starke Gesellschaft: Jugendarbeit, Ehrenamt und außerschulische Bildung“, zu welchem sich MdL Dr. Gerhard Hopp, Barbara Haimerl, Landrat Franz Löffler und stellv. Landrat Markus Müller stellten. Er erinnerte dabei auch an die Feierlichkeiten zum zehnjährigen Jubiläum des Mehrgenerationenhauses, das vom Ehrenamt lebt, und hob die Förderung und Unterstützung des Ehrenamtes durch die CSU hervor. Im Schlussspurt des Wahlkampfes war es für Dr. Gerhard Hopp ein Anliegen, gleichwertige Lebensverhältnisse in Bayern zu schaffen. In Zeiten von Fakenews und Trump in den USA würde die Spaltung der Gesellschaft vorangetrieben, auch die Medien würden hierzu beitragen. „Wer hätte gedacht, dass die Spaltung der Gesellschaft nach den aufschreckenden Bundestagswahlen so weiter geht. Im Gegensatz zu manch anderen Parteien führen wir einen themenbezogenen Wahlkampf und polarisieren nicht. Wir nutzen keine Falschaussagen oder Verleumdungen“, so der Landtagsabgeordnete. Dabei widersprach er explizit einer Aussage, dass die CSU die Wasserversorgung privatisieren wolle. „Das war nie der Fall und ist es auch jetzt nicht.“ Sodann widmete sich Gerhard Hopp dem eigentlichen Thema und hob die Fortschritte zum Ehrenamt auf Landesebene hervor. Er freute sich, dass fast 50 Prozent der Bayern ein Ehrenamt ausüben und weitere 35 Prozent sich entsprechendes vorstellen könnten. Mit der Ehrenamtskarte und einer Ehrenamts-App seien gute Fortschritte erzielt worden, um das Ehrenamt wertzuschätzen und anzuerkennen. „Wir haben eine Beauftragte für das Ehrenamt installiert und einen Medienführerschein für Jugendliche eingeführt. Wir wollen Jugendliche fit machen für einen vernünftigen Umgang mit den Medien." Als letztes hob Hopp die Unterstützung der Vereine im Umgang mit der neuen Datenschutzverordnung hervor.

Auch Franz Löffler sah zu Beginn seiner Ausführungen einen Wahlkampf auf reiner Basis von Schlagworten als kritisch. Dann forderte er alle, auch seine Partei auf, sich der Besteuerung von Einnahmen der Vereine zu widmen und dieses Thema endlich anzugreifen. „Die Vereine sind hier mit der gegenwärtigen Regelung sehr unzufrieden.“ Er könne sich, so Löffler, sehr gut vorstellen, die Freigrenzen und die Flexibilität zu erhöhen, zumindest für Vereine, die allgemeingesellschaftliche Zwecke erfüllen, also beispielsweise Feuerwehren, welche die Einnahmen wieder für Investitionen in die Feuerwehrausrüstung investieren oder aber Sportvereine, welche in Sportanlagen investieren. Viele Zuhörer pflichteten ihm zu diesen Äußerungen bei. Mit Blick auf erledigte Aufgaben betonte der Bezirkstagspräsident, dass man sicherlich nicht alles richtig gemacht habe, aber vieles und die gesetzten Ziele konsequent verfolgt habe. Beispielgebend für Waldmünchen nannte er die Realschule und die Technikerschule. „Eine stabile Gesellschaft kann der Staat nicht verordnen, das muss von den Menschen kommen. Daher muss das Ehrenamt im Übermaß gestärkt werden.“ Hier habe der Landkreis viele wichtige Weichen gestellt: Als freiwillige Aufgabe des Landkreises wurde der Treffpunkt Ehrenamt geschaffen, wo Ehrenamtliche eine Anlaufstelle finden. Schulsozialarbeit und geldliche Jugendförderung seien weitere Beispiele. Er resümierte: „Die Vereine sind ein Garant dafür, dass das Jugendamt nicht einschreiten muss.“ Erstmals sinkende Zahlen im Bereich der Jugendhilfen bestätigen diese präventiven Maßnahmen. Löffler wandte sich auch noch der Bezirksebene zu, wo vor allem die außerschulische Bildung, der Umgang mit digitalen Medien sowie die Kinder- und Jugendpsychiatrie Tätigkeitsschwerpunkte sind. Hier nehme der Bezirk große Verantwortung in die Hand und hier sei in den letzten Jahren viel bewirkt worden.

Aus ihren eigenen Erfahrungen als Jugendliche und schließlich als Ansprechpartnerin für die Jugend berichtete Barbara Haimerl, die seit mittlerweile zehn Jahren Jugendbeauftragte des Landkreises Cham ist. Sie steht in ständigem Kontakt mit den Jugendverbänden, den Jugendlichen und den Gemeindebeauftragten und mahnte, den Jugendlichen zuzuhören, sie ernst zu nehmen und sie nicht abzublocken, auch im eigenen Verein. Sie stimmte überein, dass die vielen Jugendverbände einen großen Anteil an der Prävention haben. „Wir unterstützen das durch verbesserte Zuschussmöglichkeiten und seit einigen Jahren durch den Jugendpreis des Landkreises, bei dem besondere Projekte und besondere Personen Anerkennung finden.“ Haimerl hob aber auch die Vielfalt der Ferienprogramme hervor und wies darauf hin, dass der Kreisjugendring viele Sachen anbietet, die ausgeliehen werden können.

Zwei ganz andere Aspekte zum Ehrenamt brachte stellvertretender Landrat Markus Müller dazu: Er berichtete von seinen Erfahrungen als Bürgermeister und stellte die ehrenamtliche Arbeit im Bereich der Senioren vor. Mit zwei Senioren-Wohngemeinschaften in Neukirchen/hl. Blut wurde dafür Sorge getragen, dass Senioren heimatnah und kostengünstiger ihren Lebensabend verbringen können. Außerdem betonte er, dass die Kommunen selbst die eigene Feuerwehr unterstützen könnten, indem freie Gemeindestellen mit aktiven Feuerwehrleuten besetzt werden, sofern natürlich die übrigen Voraussetzungen erfüllt werden. Außerdem müssten seine Bauhofmitarbeiter bei Einsätzen auch ausrücken. „Es kann doch nicht sein, dass der Bauhofmitarbeiter weiter die Straße mäht, während nebenan der Schreinermeister die Straße bei einem Unfall absperrt!“

In der anschließenden Diskussionsrunde gab es zunächst Nachfragen zum Seniorenwohnen als Genossenschaftsmodell, über welches Markus Müller noch ausführlicher berichtete und das auf viel Zuspruch stieß. Arnold Lindner teilte mit, dass etwas Ähnliches im Jahr 2019 auch in Waldmünchen zu überlegen sei. Udo Fiedler bezeichnete sich zwar als Kritiker gegenüber der CSU, gleichwohl lobte er die vielfältigen Unterstützungsleistungen beim Ehrenamt. Er stellte sich aber auch die Frage, wer sich die Tätigkeit als Vorsitzender eines Vereines überhaupt noch antue obgleich der vielfältigen Regelungen und der großen Verantwortung. Die Diskussion glitt dann für eine kurze Zeit in den schulischen Bereich mit den Themen Wertebildung und politische Bildung. Hier mahnte Martina Mathes an: „Wer nichts weiß, der muss alles glauben.“ Dem müsse man entgegenwirken, „denn ich kann Google und Co nur dann sinnvoll benutzen, wenn ich ein Grundfundament an Bildung habe“. Zuletzt war dann noch einmal die Steuergrenze der Vereine das Thema und wurde von Anton Ruhland angesprochen. Als altgedienter Feuerwehrler wusste er, dass Änderungen relativ leicht umsetzbar seien, dies aber bislang stets gescheitert sei.