Artikel vom 15.05.2020
Alleine werde ich das nicht schaffen
Rathauschef setzt auf Zusammenarbeit

aus dem Erdinger Anzeiger vom 15. Mai 2020
Wartenbergs Bürgermeister Christian Pröbst: „Alleine werde ich das nicht schaffen“
Auf Christian Pröbst kommen in Wartenberg viele Aufgaben. Dabei setzt der CSU-Mann auf Zusammenarbeit sowohl im Marktgemeinderat als auch in der VG.
Wartenberg – Regelmäßige Sitzungen mit allen Fraktionssprechern, wöchentliche Treffen mit den Bürgermeister-Kollegen der Verwaltungsgemeinschaft (VG), Gespräche mit den neuen Referenten, dazu ein täglicher Arbeitsbeginn, der gar nichts gemein hat mit dem immer wieder bemühten Klischee vom „faulen Beamten“: Christian Pröbst verkündete in einem Gespräch mit der Heimatzeitung einen neuen Stil. „Da haben sich drei getroffen, das passt einfach“, so seine Erfahrungen aus den ersten Gesprächen mit seinen Bürgermeisterkollegen aus der VG, Anton Scherer (Berglern) und Josef Straßer (Langenpreising), aber auch Hans Wiesmaier aus der Nachbargemeinde Fraunberg, mit der der Markt Wartenberg bekanntermaßen den Mittelschulverband Wartenberg bildet.
Arbeit gibt es wahrlich genug: „Wir werden noch einmal rund eine Million Euro in die Ertüchtigung der Abwasserbeseitigung stecken müssen“, sagt Pröbst. Das betrifft die sieben Pumpwerke, die eingebunden werden müssen in die voll elektronische Steuerung, die in der Kläranlage konzentriert wird. Kanalspülungen und Reparaturen gehören ebenfalls in dieses Paket, das nach seiner Realisierung eine neue Kalkulation der Gebühren in Wartenberg erzwingen wird. Schon jetzt ist absehbar: „Die Abwassergebühren werden deutlich steigen müssen.“ Hier kommt Wartenberg tatsächlich nicht aus. Die Investitionen müssen über die Gebühren refinanziert werden.
„Die Schule ist das wichtigste Thema“
„Die Schule ist das wichtigste Thema in dieser Periode“, so der neue Bürgermeister. Vorsichtig, aber doch deutlich hat er sich festgelegt: „Ich denke, dass der Markt Wartenberg die Schule bauen wird. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die anderen Mitglieder des Schulverbands hier mitzahlen wollen.“ An der Idee eines Schulbauausschusses im Gemeinderat hielt er im Gespräch fest. Nach seinen weiteren Ambitionen gefragt, wurde Pröbst allerdings sehr vorsichtig. Er erklärte, dass es bereits Vorschläge der drei Bürgermeister gebe, wer welches Amt übernehmen könnte und sollte. Entscheidungen stünden aber noch aus (siehe unten).
In den nächsten Monaten und Jahren müssten auch viele Dinge abgearbeitet werden, die das alte Gremium nicht mehr hat zu Ende bringen können: „Wir haben ein echtes Problem mit dem Haus für Kinder, wo das Dach einfach gemacht werden muss, und dann natürlich mit den Sozialwohnungen, die wir sanieren wollen und müssen.“
„Mit einem blauen Auge“ durch die Corona-Krise
Haushaltstechnisch macht sich Pröbst keine allzu großen Sorgen angesichts der aktuellen Krise: „Wir haben 600 Gewerbesteuerzahler.“ Damit gebe es eine vernünftige Verteilung und einen großen Branchenmix, deutete er an: „Wir sind zum Glück nicht so flughafenbezogen. Darum hoffe ich, dass wir mit einem blauen Auge davonkommen.“ Wie bereits berichtet, hat die Gemeinde Oberding ihren Haushalt erst diese Woche anpassen müssen, weil die ursprünglich veranschlagten Gewerbesteuereinnahmen aufgrund der Corona-Pandemie nicht mehr realistisch waren. Der Wartenberger Haushalt 2020 steht dagegen, und er könne nach Lage der Dinge auch so bestehen bleiben. Die Rücklagen der Gemeinde müssten nicht angegriffen werden. Damit lasse sich auch der bereits angelaufene Bau der Brücke über die Strogen durchziehen.
Mit dem Vorhaben der Medizin-Versorgung wolle und müsse er auf jeden Fall noch einmal in den Marktgemeinderat, so Pröbst. Auch wenn die konstituierende Sitzung eine gewisse Frontstellung hat erkennen lassen, will der Bürgermeister daran festhalten, alle Kräfte im Gremium gleichermaßen einzubinden. Das gelte vor allem für die aktuelle Krise, die auch ihm die Grenzen aufzeige: „Alleine werde ich es nicht schaffen.“
Ambitionen auf den VG-Vorsitz
Bei der konstituierenden Sitzung des Marktgemeinderats meldete Pröbst vorsichtig, aber doch deutlich Ambitionen auf den VG-Vorsitz an. Als nämlich die Freien Wähler mit ihrem Antrag auf Einrichtung eines Feuerwehr-Referenten aufwarteten, holte Pröbst weit aus.
Zusammenarbeit auf VG-Ebene tue Not, meinte der CSU-Mann und nannte sogar weitere Themen. So sei dies auch beim Thema Bauhof eine Option, meinte er. Pröbst deutete bereits an, dass durch die gemeinsame Nutzung von Maschinen hier Synergieeffekte erzielt werden könnten.
VG Steinkirchen macht es vor
Das ließ aufhorchen, denn das ist etwas, was im Kreis Erding nicht neu ist. Die VG Steinkirchen im Holzland etwa hat genau das getan: Erst eine Kooperation zwischen zwei Gemeinden mit gemeinsamer Beschaffungsplanung, was die Maschinen angeht, und dann die Übernahme des gesamten Bauhofs in die VG-Ebene, und zwar auch haushaltstechnisch. Der Haushalt der VG Steinkirchen enthält jetzt komplett den Bauhof, der aus den Haushalten der Mitgliedsgemeinden ausgegliedert worden ist.
Wie berichtet, hatte der Berglerner Bürgermeister Anton Scherer der Heimatzeitung bereits erklärt, das Amt des VG-Vorsitzenden nicht anzustreben. Wohl aber hatte auch er Interesse an einer verstärkten Zusammenarbeit auf VG-Ebene bekundet. Er war bei der ersten Sitzung in Wartenberg dabei und dürfte bei diesem Thema wohl sehr genau hingehört haben
Klaus Kuhn