Artikel vom 01.12.2020
Interview mit Bürgermeister Christian Pröbst
Corona hin oder her: Wartenberg hat viel vor

Bericht: Merkur / Erdinger Anzeiger vom 1.Dezember 2020
Wartenberg – Im Wartenberger Rathaus wird fleißig gewerkelt an einer Präsentation, die die Bürger in Kürze auf der Gemeinde-Homepage finden. Gerade werden noch Podcasts geschnitten. Der Bericht ist als Ersatz für die coronabedingt ausgefallene Bürgerversammlung gedacht. In Bezug auf die Pandemie ist Bürgermeister Christian Pröbst im Gespräch mit unserer Zeitung gleich bei seinem Highlight 2020: „Ich finde es toll, wie wir das hingebracht haben im Markt. Sofort wurde Initiative ergriffen und den Leuten geholfen.“ Mächtig stolz ist Pröbst in diesem Zusammenhang auch auf das Open Air von DeSchoWieda auf dem Nikolaiberg. Dort, hofft der Gemeindechef, soll 2021 dann sogar ein ganzer Kultursommer stattfinden – sofern Corona mitspielt.
Gewerbesteuer: Mehr Einnahmen als gedacht
Vom Virus will man sich im Markt ohnehin nicht aufhalten lassen, das zeigt alleine schon die lange Liste an Projekten, die Pröbst für das kommende Jahr vorhat. „Der Haushalt wird schwierig“, sagt der Bürgermeister zwar, er schickt aber gleich ein großes Aber hinterher: „Wir haben einen Riesenvorteil. Wir haben deutlich mehr Gewerbesteuereinnahmen wie gedacht.“ Gerechnet hatte man im Haushalt 2020 nur mit zwei Millionen Euro – nach einem starken Vorjahr mit 5,4 Millionen Euro. Doch es werden in etwa 2,8 bis drei Millionen Euro werden, also 40 bis 50 Prozent mehr. „Wir haben kein Corona-empfindliches Gewerbe“, erklärt Pröbst. Und es kommt noch besser: Die Gewerbesteuereinnahmen waren in den vergangenen Jahren im Schnitt nicht so hoch, dass der Markt keine Gewerbesteuerausgleichszahlung bekommen würde. „Wie viel uns zugeteilt wird, wissen wir aber noch nicht“, sagt Pröbst.
Nahwärmenetz westlich der Strogen
Spannend wird der Aufbau eines Nahwärmenetzes, und zwar für die Westseite der Strogen zur Versorgung des gesamten Ortsteils dort. Zunächst muss dafür laut Pröbst ein Quartierskonzept in Auftrag gegeben werden.
Baugebiet mit 150 Wohneinheiten
Im Rahmen der Städtebauförderung will Pröbst ein integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept (ISEK) anpacken. Ein zu starkes Bevölkerungswachstum will er vermeiden. Spannend ist in diesem Zusammenhang das geplante neue Baugebiet Kleinfeld-West, das rund 150 Wohneinheiten bieten wird. Pröbst kann sich vorstellen, dass die Flächen im Erbbaurecht veräußert werden. Der Bebauungsplan soll 2021 fertig sein. Angeschlossen werden soll das Gebiet dann an das geplante Nahwärmenetz, fossile Brennstoffe werden ausgeschlossen.
Der Markt lässt außerdem alle gemeindlichen Liegenschaften untersuchen, ob sie für Photovoltaik geeignet sind. Hierzu kommt noch ein Gutachten. Zu 100 Prozent kommt laut Pröbst die Kläranlage in Frage, und auch „beim Feuerwehrhaus ist auf dem Dach was möglich“.
Kita-Gebühren werden erhöht
Erhöht werden die Gebühren für Hort, Kindergarten und Krippe des Marktes, Pröbst will dazu noch keine Zahlen nennen. Ein entsprechender Vorschlag werde den Gemeinderat Anfang des Jahres befassen. Die Erhöhung soll auf September 2021 und 2022 gestaffelt werden, damit sie in der Pandemie nicht auf einen Schlag arg hoch ausfällt. Laut Pröbst werden auch die Kanalgebühren steigen, aber erst im Januar 2022.
Haus für Kinder muss saniert werden
„Ein Großprojekt“ nennt Pröbst die Generalsanierung des Hauses für Kinder, die um die Osterzeit herum beginnen und das restliche Jahr in Anspruch nehmen werde. Das Blechdach ist in einem so schlechten Zustand, dass es bereits jetzt durch eine mit Sandsäcken beschwerte Plane abgedeckt ist.
Bis Pfingsten sollen die Arbeiten am Alten Schulhaus komplett abgeschlossen sein – und zwar mit der Fertigstellung des Spielplatzes. Den braucht es bekanntlich, weil der Markt ohne ihn keine Förderung für die gesamte Sanierung bekommen würde.
Schulerweiterung: Ergebnisse im Februar
Eine Machbarkeitsstudie hat der Markt bei zwei Büros für die Marie-Pettenbeck-Schule in Auftrag gegeben. Die finalen Ergebnisse werden im Februar erwartet. Die große Frage formuliert Pröbst so: „Sanierung, Dran-, Drauf-, oder Neubau?“
Hartlbrücke im Juli befahrbar?
Bis Ende Juli soll die neue Hartlbrücke befahrbar sein. Ein Bürger hatte diesbezüglich in einem Leserbrief in unserer Zeitung gefragt, warum sie jetzt doch eine Million und nicht 700 000 Euro kosten werde. Letztere Summe sei lediglich das Ausschreibungsergebnis gewesen, die die Kosten etwa für Architekten und Projektanten nicht beinhalte, erklärt Pröbst dazu. Die Brücke dürfe nicht weniger als 6,50 Meter breit werden, damit der Markt Förderungen bekomme.
Im kommenden Jahr noch nicht gebaut werden die Sozialwohnungen An der Kammerstatt. Hier muss Pröbst zufolge bei den Planungen erst nachgearbeitet werden: „Da stimmt was mit den Stellplätzen nicht.“
Bestandsanalyse für oberen Marktplatz
Und was passiert mit den Gebäuden am oberen Marktplatz, von denen sich der Markt vor geraumer Zeit wie berichtet welche gesichert hat? Dafür brauche es zunächst eine Bestandsanalyse, die nötig sei für eine Machbarkeitsstudie. Für Letztere gebe es ohne Analyse nämlich keine Förderung, so der Bürgermeister.
Damit das Thema Hochwasserschutz zumindest in Teilen schneller angepackt werden kann, werden zwei Baumaßnahmen aus dem Schutzkonzept vorgezogen. Zwei Durchlässe unter der ED 19 werden demnächst vergrößert. Der Rest, bei dem mehr Bürger direkt betroffen sind, kommt später.
Zwei Termine fürs Volksfest
Spielt Corona mit, findet das Volksfest vom 17. bis 21. Juni statt. Der von Marktrat Michael Pröbst angeregte Ersatztermin im Spätherbst steht mittlerweile fest: vom 24. bis 28. September. „Vielleicht schaffen wir’s ja“, sagt sein Bruder.
Das Medienzentrum wird kommendes Jahr 20, deshalb soll es frisch geweißelt werden, zudem sind Veranstaltungen geplant – sofern es Corona zulässt. Das gilt auch für die Feierlichkeiten mit Gottesdienst zum 300. Geburtstag der Mariensäule.
Pröbst will zudem Ersatz für den nach Erding abgewanderten Gemüsehändler finden. Dieser stand bis zu seinem Abschied regelmäßig auf dem Marktplatz.
Patenschaften für Grünflächen
Schon bald will die Gemeinde Patenschaften für Grünflächen auf den Weg bringen. Paten sollen die Bürger sein, im Mitteilungsblatt will die Gemeinde demnächst einen Aufruf starten.
Eine Beleuchtung bekommen soll der Skaterplatz. Vor ein paar Jahren hatte der Wartenberger Nachwuchs bereits eine Unterschriftenliste eingereicht, nun war das laut Pröbst erneut der Fall.
Die Feuerwehr darf sich derweil schon auf ihren Mannschaftstransportwagen freuen, den sie laut Pröbst im Februar bekommen wird. Außerdem soll das 28 Jahre alte LF 16 durch ein LF 20 ersetzt werden. Zwei, drei Jahre werde es bis dahin noch dauern, schätzt der Bürgermeister.
Gespräche mit Fachärzten
An der Verbesserung der medizinischen Versorgung wird ab Januar/Februar weiter gefeilt. Ein Büro ist im Gespräch mit Fachärzten und erstellt eine Machbarkeitsstudie. Zum Schluss noch ein persönlicher Wunsch des Bürgermeisters: Er will 2021 den Leonhardi-Ritt zurück nach Wartenberg holen.