Ortsverband Wartenberg

Offener Brief vom Bürgemeister an den Minister

Das ist kein Krisenmanagement, das ist pures Versagen

1. Bürgermeister Christian Pröbst

Bürgermeister Christian Pröbst wendet sich an den Kultusminister Piazolo. Hierzu der Bericht im Erdinger Anzeiger vom 16.Dezember

„Das ist kein Krisenmanagement, das ist pures Versagen“

Wartenberg – „Piazolo verbietet Fernunterricht“ hat unsere Zeitung am gestrigen Dienstag getitelt und im dazugehörigen Artikel berichtet, dass Kultusminister Michael Piazolo (FW) via Schreiben an alle Schulen und Eltern die Fortführung der Schule durch einen Distanzunterricht untersagt hat. Dies nimmt Christian Pröbst (CSU), Bürgermeister von Wartenberg und Verbandsvorsitzender des Mittelschulverbands Wartenberg, zum Anlass für einen Beschwerdebrief an den Minister, der unserer Redaktion vorliegt.

„Nachdem ich mich detailliert informiert habe und auch die Schreiben aus Ihrem Ministerium gelesen habe, möchte ich Ihnen meinen Unmut äußern. Denn mit Ihrer Aussage haben Sie für mehr Verwirrung, Unverständnis und Unmut bei Lehrern und Eltern gesorgt als jemals zuvor“, moniert Pröbst in seinem Brief.

Seit Monaten versuche man an der Marie-Pettenbeck-Schule in Wartenberg, für die Klassen eins bis zehn einen Distanzunterricht zu planen, der gut online stattfinden könne. Man habe in das Programm „Schulmanager Online“ investiert und 600 Lizenzen für das Videokonferenztool „BigBlueButton“ gekauft, außerdem über das Förderprogramm 1 Leih-Tablets bestellt, und über das Förderprogramm 2 würden gerade zusätzliche Tablets abgerufen.

Pröbst zählt weiter auf: „Wir haben bei den Eltern abgefragt, wer aus persönlichen Gründen ein Tablet benötigt. Unsere EDV in der Schule hat wochenlang, sogar an den Wochenenden und in den Ferien, das System installiert. Für alle Eltern und Kinder wurden Online-Zugänge angelegt und verschickt. Die Schulleitung, Verwaltung und die Lehrer haben sich auf das Programm vorbereitet und sind startklar. Der Markt Wartenberg und die VG-Gemeinden haben die Mittel dafür zur Verfügung gestellt. Und jetzt sollen wir das nicht nutzen?“ Das empfinde er „als Schlag ins Gesicht aller, die sich hier Mühe geben, den Kindern trotz Corona die bestmögliche Bildung zukommen zu lassen“, macht Pröbst deutlich.

Zugleich formuliert der Bürgermeister etliche Vorwürfe an den Staatsminister: „Sie haben es nicht geschafft, die Plattform Mebis so aufzurüsten, dass das System sechs Monate nach den ersten Ausfällen problemlos läuft. Sie haben es nicht geschafft, einen Notfallplan für die zweite Corona-Welle zu gestalten. Sie schaffen es nicht, Anweisungen zeitnah und schnell den Schulen beziehungsweise Sachaufwandsträgern zukommen zu lassen.“ Die meisten Schreiben des Kultusministeriums kämen am Freitagnachmittag, „wenn keiner mehr in der Schule ist, und haben dann ab Montag ihre Gültigkeit. Das ist kein Krisenmanagement. Das ist pures Versagen von Ihrer Seite. Und jetzt verbieten Sie das Online-Arbeiten von fast allen Klassen unserer Schule“, prangert Pröbst an.

Er fordert Piazolo auf, „allen betroffenen Schülern, Lehrern und Eltern die notwendige Unterstützung zukommen zu lassen, den Kindern ihr Recht auf Bildung zu gewähren und vor allem schnellstmöglich ein zielführendes Konzept zu bieten, um den Distanzunterricht in einem professionellen Rahmen durchführen zu können. Wenn Sie das nicht leisten können, sollten Sie die Konsequenzen daraus ziehen“, stellt er klar, und: „Ich hoffe, dass mein Schreiben Sie zum Nachdenken anregt.“ VRONI MACHT