Artikel vom 19.01.2022
Marktrat diskutiert Stellungnahmen
Kleinfeld West

Bericht aus dem Erdinger Anzeiger vom 18. Januaer 2022 VON MARKUS SCHWARZKUGLER
„Die Bürger nicht bevormunden“
Kleinfeld West: Marktrat diskutiert Stellungnahmen – Sedlmaier kritisiert Rutz
Geht in die nächste Auslegungsrunde: Der Bebauungsplan Kleinfeld West bietet 230 Bürgern Platz. Grafik: Pezold Wartenberg – Die Wohnraumentwicklung wird in Wartenberg aktuell vom Neubaugebiet Kleinfeld West bestimmt. In der Marktratssitzung standen zum ersten Mal die Stellungnahmen der Öffentlichkeit auf dem Programm. Die Billigung des Bebauungsplanentwurfs erging nach einer engagierten Debatte nicht ohne Gegenstimmen.
Nicht jeder Rat ist glücklich mit der Planung. Planer Franz Pezold stellte die Einwände vor. Sie würden sich alle noch auf die erste Planfassung von Ende 2017 beziehen. Dass seitdem nochmals ordentlich umgeplant wurde, ist bekannt. „Aber es handelt sich um den gleichen Geltungsbereich, deswegen sind die Stellungnahmen relevant und nicht überholt“, erklärte der Architekt.
Aus der Bürgerschaft hatte sich nur ein Einwender gemeldet, das aber ausführlich. Pezold zufolge hat die Person ein Haus am Weiherfeld. Sie habe beobachtet, dass das Grundwasser dort immer weiter steige. Schuld daran sind laut Einwender die Neubaugebiete. Pezold sagte, er erwarte „nur geringe Auswirkungen“ auf das Grundwasser, dennoch wird die Gemeinde eine Stellungnahme des Bodengutachters einholen, der bereits mit dem Grundwassermonitoring im Gebiet Wartenberg West II befasst ist. Dort wurden Pezold zufolge bereits Messstellen eingerichtet, nachdem es dort denselben Einwand gegeben hatte. Bei Bedarf könne man die Planung an die Ergebnisse anpassen. In Bezug auf einen weiteren zentralen Kritikpunkt des Einwenders versicherte Pezold, dass das Überschwemmungsgebiet der Strogen nicht bis nach Kleinfeld West reiche.
Auch diverse Behörden hatten Stellungnahmen abgegeben. So etwa die Untere Immissionsschutzbehörde, die auf die Einhaltung der Lärmrichtwerte hinweist, vor allem im Hinblick auf die beiden großen Geschosswohnungsbauten. Wie Pezold jedoch klarmachte, befindet sich in der Nähe zwar ein Mischgebiet mit Gewerbe. Zunächst komme jedoch das – logischerweise nicht allzu laute – Haus Wartenberg. „Ich kann mir vorstellen, dass es hier gar keine Maßnahmen braucht“, schlussfolgerte er. Wie der Marktrat beschloss, wird jedoch in die Grundstückskaufverträge für die beiden östlichen Parzellen die Verpflichtung aufgenommen, dass die Einhaltung der Richtwerte für die Wohnhäuser unter Berücksichtigung des Gewerbes in der Nachbarschaft nachzuweisen ist.
Die vielleicht überraschende Frage nach dem Bedarf für das Neubaugebiet stellt der Fachbereich Bauen und Planungsrecht des Landratsamts: „Nach unserer Einschätzung fehlt noch die Darlegung des konkreten Bedarfs und seine Einbindung in die städtebauliche Argumentation.“ Für Pezold wie auch die Markträte ist der jedoch offensichtlich. Kleinfeld West sei Teil einer auf 15 Jahre angelegten Entwicklung, die im Flächennutzungsplan dargestellt und weiter fortgeschrieben worden sei, erläuterte Pezold. Und: „Die Nachfrage nach Baugrundstücken übersteigt das Angebot regelmäßig bei Weitem.“ 45 von 114 Teilnehmern hätten bei der Umfrage im Sommer angegeben, sich wohnlich innerhalb der nächsten drei Jahre verändern zu wollen. „21 möchten selbst bauen.“
Die Untere Naturschutzbehörde lobte die geplanten Blühflächen und riet dazu, diese durch Pflöcke abzugrenzen. Stattdessen könnte man doch lieber gleich eine Baumreihe pflanzen, regte Dominik Rutz (Grüne) an. Dann sei es aber mit der Zufahrt schwierig, gab Bürgermeister Christian Pröbst (CSU) zu bedenken. Im Norden des Gebiets grenzen Ackerflächen an. 2. Bürgermeisterin Carla Marx (Neue Mitte) meinte, man könne Sträucher pflanzen. „Da kann man aber auch nicht drüberfahren“, meinte Pröbst und sagte: „Wir schauen mal, was wir dort pflanzen.“ Franz Ganslmaier (FWG) mahnte, man müsse aufpassen, dass die Blühstreifen nicht als Ablageort für Mähgut missbraucht werden. Er habe es in seiner beruflichen Karriere des Öfteren erlebt, dass Anwohner gemähtes Gras über den Zaun werfen.
Das Wohngebiet besteht aus vier Teilen. Erstens vier Doppelhäuser im Süden, zweitens kleinere Einfamilienhäuser mit rund 400 Quadratmetern Grund, drittens größere Einzelparzellen – hier empfiehlt Pezold, sie für je zwei Wohneinheiten zu unterteilen – und viertens die beiden Geschosswohnungsbaugrundstücke. Enthalten ist ein Mehrgenerationenwohnhaus an der Ecke Thenner/Pfarrer-Rotter-Straße. „Ich find’s sehr gelungen“, befand Pröbst. „Das Verbot fossiler Brennstoffe sollten wir in unsere Klausur am 5. Februar mitnehmen“, meinte er. Denn dieses Thema habe in einem Bebauungsplan nichts verloren. Es sei in Ordnung, das Nahwärmenetz wegen des ausstehenden Quartierskonzepts noch auszuklammern, meinte Rutz. Er forderte allerdings – was aber erst mal nicht weiterverfolgt wurde – Solardächer im Bebauungsplan vorzuschreiben. Auf Rutz’ Forderung hin wird eine Formulierung hinsichtlich Kies- und Schotterflächen verschärft. Reine Flächen dieser Art sind nun nicht erlaubt.
Josef Sedlmaier (CSU) war von Rutz’ Forderungen ein weniggenervt. Man müsse den Bürgern auch Freiräume lassen und sie nicht nur bevormunden. Er kenne einige, die sich wegen der Angst vor Blitzeinschlägen nicht trauen würden, PV auf dem Dach zu installieren, erzählte er. Die Billigung der Planfassung erging bei vier Gegenstimmen von Michael Paulini und Michael Gruber (beide SPD), Eduard Ertl (Neue Mitte) und Martina Scheyhing (Grüne).
Wie berichtet, ist nicht jeder Rat glücklich mit der Planung und hätte sich unter anderem mehr Bauen in die Höhe statt vieler Einfamilienhäuser gewünscht. Durch die letztlich gewählte Planungsvariante verringert sich Zahl der Bürger, die in Kleinfeld West unterkommen werden, von 300 auf 230. Die zweite Auslegung des Bebauungsplans soll im Februar erfolgen.