ASP Bezirksverband Niederbayern

ASP-Bezirksversammlung und Info-Vortrag

Lebensmittelversorgungssicherheit erörtert  – Landwirtschaftsmeister und Bezirksrat Schreyer berichtete

Straßkirchen: Landwirtschaftsmeister und Bezirksrat Franz Schreyer berichtete im Rahmen eines Vortragsabends beim Außen- und Sicherheitspolitischen Arbeitskreises Niederbayern zum Thema „Lebensmittelversorgung ein wichtiger globaler Standortfaktor“.

Lernen aus Fehlern
Eingangs stellte der praktizierende Vollerwerbslandwirt die Problemfelder „Pflegenotstand“ und „Ärztemangel“ dar. Für eine optimale medizinische Versorgung müssen Infrastruktur und der Nachwuchs bei Ärzten und Pflegepersonal gewährleistet sein. Dabei ist die Sicherstellung gut ausgebildeter Fachkräfte herausfordernd und kostspielig. Vor allem aber lassen sich Fehlentwicklungen nicht schnell korrigieren, so Schreyer. Genauso verhält es sich in der Landwirtschaft und im Agrarbereich generell, um eine adäquate Versorgung sicherzustellen, ist langfristig klug vorzugehen. Was vielen bis vor kurzem noch eine Selbstverständlichkeit zu sein schien, rückt angesichts der Coronakrise und dem Krieg in der Ukraine wieder in den Blickpunkt: die ausreichende Versorgung mit Lebensmitteln, so der Straubinger Landwirtschaftsmeister Franz Schreyer. Die deutschen Landwirte produzieren deutlich mehr Fleisch, Milch, Zucker und Kartoffeln als die deutsche Bevölkerung benötigt. Bei beispielsweise Obst, Gemüse und Honig besteht hingegen ein hoher Bedarf an Einfuhren aus dem Ausland, teilweise muss über die Hälfte des Jahresbedarfes aus dem Ausland angekauft werden. Er zeigte anhand der verschiedenen Bereiche auf, das auch bei bestimmten Fleischsorten der Selbstversorgungsgrad stark unterschiedlich ist.
Der Selbstversorgungsgrad insgesamt bei Nahrungsmitteln lag 2018 bei 88 %, inklusive der Erzeugung von Nahrungsmitteln mit Futter aus dem Ausland.


Markdominanz durch Einzelhandelsriesen
Der Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland ist der größte Absatzkanal für die deutschen Lebensmittelhersteller. Er erzielte 2018 einen Umsatz im dreistelligen Milliardenbereich. Die Unternehmenskonzentration ist hoch, die sechs größten Unternehmen u.a. EDEKA vereinen dabei mehr als einen Marktanteil von zwei Drittel auf sich. Ihnen gegenüber stehen über 6.000 überwiegend kleine und mittelständische Lebensmittelhersteller. Durch diese ungleich verteilten Verhandlungspositionen entstehen unter den Lebensmittelherstellern ein harter Qualitäts- und Preiswettbewerb und damit ein intensiver Wettbewerb. Der produzierende Landwirt bekommt von dem Erlös für eine Semmel für sein Getreide nur etwa einen Cent, der Rest des Thekenverkaufspreises verteilt sich u.a. auf die Verarbeitung, den Transport und den Handel.

Faktenbasierend stellte Schreyer die Entwicklung exemplarisch bei den Schweinehaltern und den Rinderhaltern vor. So haben über die vergangenen Jahrzehnte viele Betriebsinhaber einfach aufgehört und der Strukturwandel schreitet in einer enormen Rasanz voran. Trotzdem hängt jede achte Arbeitskraft direkt oder indirekt mit der Landwirtschaft zusammen. Die deutsche Landwirtschaft sorgt seit Generation für eine hohe Sicherheit der Versorgung mit Lebensmitteln und werde dies auch in Zukunft tun. Die Abhängigkeit ist immer schlecht, egal in welchem Themenfelder. Aber im Bereich der Lebensmittel ist die Versorgungssicherheit ein ganz entscheidender Standortfaktor, den man immer vor Augen haben müsse, so Schreyer.

Getreideversorgung
Die Lagerkapazitäten für Getreide sind mit vier Monaten weltweit überschaubar, wobei hier angemerkt wurde, dass in Deutschland keine Interventionslager mehr vorhanden sind, was vermutlich sinnvoll wäre. Die für die Welternährung wichtigen Weizenausfuhren aus der Ukraine und Russland über das Schwarze Meer sind nun aufgrund der Kriegssituation zum Erliegen gekommen. Der Schwarzmeermarkt mit Weizen aus Russland und der Ukraine deckt üblicherweise etwa ein Drittel der weltweiten Nachfrage ab, was derzeit vermutlich nicht mehr erfüllt werden kann.

Aktuelle Situation im Landkreis
Vizelandrat Andreas Aichinger berichtete, dass im Bereich der Lebensmittel der Konsument und Verbraucher als Käufer auch eine enorme Macht besitzen. Regional einzukaufen sei daher besonders wichtig. Der Landkreis Straubing-Bogen ist seit
2019 Fairtrade-Landkreis. Fairtrade und regionale Vermarktung ergänzen sich und seien wichtige Bausteine für eine nachhaltige Entwicklung. Baron Anton von Cetto bekräftigte, dass der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine völkerrechtswidrig und inakzeptabel sei. Die Zerstörung der landwirtschaftlichen Infrastruktur werde die Versorgungssituation in Europa die kommenden Jahre stark beeinträchtigen, wie er auch aus seinem persönlichen Bekanntenkreis mitgeteilt erhielt.


Diskussion war vielschichtig
Im Rahmen der umfangreichen Diskussion wurde sowohl die Lage bei der Trinkwasserversorgung und der Feldbewässerung als auch die Entwicklung bei der Umstellung von konventioneller auf ökologische Landwirtschaft erörtert. Das Thema Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln aber auch die Sicherung der Betriebsfähigkeit der Gerätschaften durch Treibstoff ist bei allen Sektoren, egal ob Landwirtschaft oder Industrie, wichtig. Bezirksvorsitzender Christian Hirtreiter stellte heraus, dass sicherheitspolitische Themen künftig auf der Prioritätenliste weiter nach oben rücken werden, wie man an den aktuellen Entwicklungen und deren starke Auswirkungen auf unser Alltagsleben bei den steigenden Lebensmittelpreisen klar erkennen könne.


- Außen- und Sicherheitspolitik wird wichtiger -

Bezirksversammlung des Außen- und Sicherheitspolitischen Arbeitskreises - Sicherheitspolitischer Volksfestfrühschoppen geplant

Straßkirchen (Straubing-Bogen)/Niederbayern: Im Straßkirchner Gasthof „Post“ fand die diesjährige ordentliche Bezirkshauptversammlung des niederbayerischen
Außen- und Sicherheitspolitischen Arbeitskreises (ASP) mit Entlastung der Vorstandschaft (16.3.2022) statt. Bezirksvorsitzender Christian Hirtreiter betonte in seiner Rede, dass gerade die „innere“ und „äußere“ Sicherheit für die demokratischen Staaten immer wichtiger werden.

Enorme Hilfsbereitschaft für Flüchtlinge
Vizelandrat Andreas Aichinger stellte in seinem Grußwort heraus, dass am Landratsamt Straubing-Bogen eine engagierte Koordinierungsgruppe zur Bewältigung einer zu erwartenden weiteren Steigerung der Flüchtlingswellen aus der Ukraine arbeitet. Man wisse derzeit nicht genau wie die Verteilungen von den beiden Zentren Mallersdorf und Bogen sich weiter entwickeln werde. Aber es wurden die nötigen Vorbereitungen getroffen. Zur Koordinierungsgruppe gehören Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landratsamtes aus den Bereichen Ausländeramt, Katastrophenschutz, „Soziale Sicherung“ und Öffentlichkeitsarbeit. Er dankte für das vielfach in der Bevölkerung gezeigte Engagement und die Hilfsbereitschaft.

Politikfelder sind eng miteinander vernetzt
Bei seinem Rechenschaftsbericht wies der niederbayerische ASP-Bezirksvorsitzende Christian Hirtreiter darauf hin: „Wir leben in außen- und sicherheitspolitisch dynamischen Zeiten und der Ukraine-Krieg überschattet das Geschehen in Europa wie noch nie seit dem Ende des 2. Weltkriegs.“ Er betonte, dass die Schwerpunkte sich immer weiter verschieben. Den Bürgern werden die Folgen der Corona-Pandemie und die Auswirkungen des Einmarsches in die Ukraine immer näher vor Augen geführt. In einer globalisierten Welt hängen die einzelnen Politikfelder viel zu eng zusammen, als dass sie allein für sich betrachtet werden könnten. Beim ausführlichen Rechenschaftsbericht gab man einen Rückblick auf die vielfältigen virtuellen Aktivitäten im Berichtszeitraum. Der niederbayerische Außen- und Sicherheitspolitische Arbeitskreis ist mittlerweile über 60 Jahre alt und hat sich mit den Themenfeldern der UN-Friedensmissionen, der „Inneren Sicherheit“, aber auch der Entwicklung hin zum Kommando Cyber- und Informationsraum (CIR) der Bundeswehr befasst. Gedankt wurde auch dem niederbayerischen Vertreter im ASP-Landesverband, Dieter Schnabel, Landshut, für seinen Einsatz. Dieter Schnabel ist als gewähltes Mitglied des ASP-Landesvorstands seit vielen Jahren im Facharbeitskreis „Sicherheitspolitik“ engagiert und wird auch für die diesjährige Landesversammlung mit Neuwahlen in Ismanning wieder vom Bezirksverband nominiert. Hier werden die Weichenstellungen für die Weiterentwicklung des ASP-Landesverbandes gestellt. Bereits jetzt ist Niederbayern mit dem Deggendorfer Bundestagsabgeordnete und Mitglied im Auswärtigen Ausschuss des Bundestages, MdB Thomas Erndl, als Leiter des Facharbeitskreises "Außenpolitik" gut vertreten.

Regularien abgehandelt
Bezirksschatzmeister Wolfgang Brust (Passau) konnte beim Finanzbericht auf eine gute Finanzausstattung hinweisen. Die Kassenprüfung hatten Roland Kempf
(Passau) und Stefan Thumann (Salzweg) übernommen, die eine durchweg vorbildliche Kassenführung bescheinigten. ‚Es konnte sodann eine einstimmige Entlastung erteilt werden. Bei der Aufstellung der Jahresplanung stellte man in Aussicht zu den spannenden Feldern der außenpolitischen Entwicklungen interessante Veranstaltungen zu organisieren.

Ausblick auf das Jahresprogramm 2022
Anknüpfend an die vor der Pandemie erfolgreichen Veranstaltungen werde man auch im Jahr 2022 eine Großveranstaltung, abhängig von den weiteren Entwicklungen, planen. Man konnte in den zurückliegenden Jahren den traditionellen Volksfestfrühschoppen und mehrere öffentliche Informationsveranstaltungen zum Themenschwerpunkt „Sicherheitspolitik“, aufgrund der zunehmenden Wichtigkeit der internationalen Sicherheitspolitik, erfolgreich durchführen.
Sollte die Umstände dies nicht zulassen werden weiterhin virtuelle Dialogformen und Online-Informationsgespräche veranstaltet.

Foto: Der engere Vorstand des Außen- und Sicherheitspolitschen Arbeitskreises Niederbayern: von links: Vizelandrat Andreas Aichinger (St.
Englmar), Markus Stöckl (Kirchroth), Frank Schäfer (Passau), Christine Sporrer-Dorner (Parkstetten), Bezirksrat Franz Schreyer und Christian Hirtreiter bei der Übergabe des Präsentkorbes für das umfassende Referat zum Thema „Lebensmittelversorgungssicherheit“