KV Schwandorf

Für ein Europa der Regionen

Bernd Posselt und Daniel Herman plädieren für ein föderalistisches Europa. Nur wenn alle zusammenhalten, kann das klappen. 
Von Rudolf Hirsch 

KEMNATH. Daniel Herman ist in Südböhmen aufgewachsen und hat die Kirchenglocken in Bayern läuten gehört. „Die Klänge waren für mich die Schwalben der Freiheit“, sagte der ehemalige tschechische Kulturminister beim Symposium des CSU-Arbeitskreises Außen- und Sicherheitspolitik in der Schießl-Tafferne in Kemnath.

Bayern bedeutete für den jungen Daniel Herman „die freie Welt“. Jenseits der Grenze lag für ihn „das Paradies“. Er entstammt einer halbjüdischen Familie, hat aber keinerlei Ressentiments, weder gegen die Tschechen noch gegen die Deutschen. Er achtet nicht auf die kulturelle Herkunft, sondern auf die Gesinnung einer Person. „Bayern und Böhmen gehören zusammen“, sagt der überzeugte Europäer, der mithelfen will, Brücken zu bauen. Für seinen Einsatz um die bayerisch-tschechische Verständigung bekam Daniel Herman bereits hohe Auszeichnungen. Genauso wie der ehemalige Europaabgeordnete Bernd Posselt, der sich bei den Wahlen am 26. Mai erneut um ein Mandat im EU-Parlament bewirbt. 

Beim Symposium des CSU-Arbeitskreises warb der Gründer der Paneuropa-Jugend um ein „Europa der Regionen“ und machte deutlich: „Frieden, Freiheit und Demokratie dürfen wir nicht für selbstverständlich halten“. Sie seien kein Automatismus, sondern müssten täglich neu erkämpft werden. 

Viele Gefahren und Gegenspieler

Krieg und Vertreibung könnten jedes Volk treffen, ist der Bundesvorsitzende der Sudetendeutschen Landsmannschaft überzeugt. „Es gibt heute mehr Gefahren und Gegenspieler als je zuvor“, sagt Bernd Posselt. Europa sei für ihn „kein Gegensatz der Regionen,sondern Voraussetzung für europäische Vielfalt“. Sorgen bereitet ihm die „demografische Schrumpfung der Europäer, die nur noch sieben Prozent der Weltbevölkerung ausmachen“. Wenn Europa mit USA, Russland, China und dem „wirtschaftlichen Riesen Indien“ auf Augenhöhe konkurrieren wolle, müsse es „geschlossen und gemeinsam“ auftreten. 

Bernd Posselt plädiert für eine gemeinsame Exekutive, ein starkes Parlament, eine europäische Armee und eine gemeinsame Außenpolitik. Der Bewerber für das EU-Parlament sieht in dieser Forderung „kein Plädoyer für einen europäischen Zentralismus“. Bernd Posselt ist vielmehr Anhänger eines föderalistischen Staatsgebildes nach subsidiärem Prinzip. Die Kompetenzen sollten unter einem gemeinsamen Dach sachgerecht aufgeteilt werden. Für den einstigen Pressesprecher und engsten Vertrauten von Otto von Habsburg ist Europa „die Heimat der Heimatregionen“. 

„Wir Bayern waren schon Papst, jetzt können wir auch Regierungskommission werden“, sagt Bernd Posselt und wirbt für die Unterstützung des Spitzenkandidaten der CSU, Manfred Weber. Die Chance, erstmals einem Mann aus den eigenen Reihen in den Sattel des EU-Kommissionspräsidenten zu verhelfen, sei noch nie so groß gewesen, versichert Bernd Posselt. Er weist auf die richtungsweisende Bedeutung der Europa-Wahl hin und ist der Überzeugung: „Diesmal geht es nicht um den Krümmungsgrad der Gurken, diesmal geht es um die Wurst.“   

Europa zur Friedenssicherung

Arbeitskreisvorsitzender Peter Wunder rief zu Beginn der Versammlung die Entwicklung des „Europäischen Staatenbundes“ nach dem Zweiten Weltkrieg ins Gedächtnis. In Europa leben heute750 Millionen Menschen, davon 508 Millionen in der EU-Mitgliedsstaaten. Die „fürchterliche Katastrophe des Zweiten Weltkriegs“ habe die Völker zur Einsicht gebracht, dass sie zur Friedenssicherung ein gemeinsames Dach brauchen. Angesichts der Arsenale im Besitz der Weltmächte müsse die Nato aufrüsten. Der Arbeitskreisvorsitzende befürchtet, „dass bei den Wahlen am 26. Mai die radikalen Kräfte an Einfluss gewinnen werden“. Peter Wunder ruft deshalb alle Demokraten auf, zur Wahl zu gehen und ihre Stimme zu vergeben.