Kreisverband Roth

Interview der Jungen Union bei den Hofläden

Nahversorgung in Zeiten von Corona

In Zeiten der Krise wollen wir auf die Direktvermarkter in unserem Landkreis schauen. Stellvertretend dafür hörte sich der Stellvertretende Kreisvorsitzende der der Jungen Union Roth, Sven Richter, bei den Hofläden Gustenfelden um. Da Treffen derzeit bekanntlich nicht möglich sind, fand der Austausch per E- Mail statt.

Wir stellten Fragen, welche ein jeder auf seine Situation im Betrieb beantwortete. Dieser Bericht stellt eine Zusammenfassung aller Interviews dar.

 

1. Wurden Maßnahmen zur Vermeidung der Ansteckung von Kunden getroffen? Wie sehen diese aus?

Neben Plexiglasscheiben in allen Betrieben und neu errichteten Waschbecken bei Obstbau Winkler achten alle Dorfläden darauf, dass pro Familie nur eine Person den Laden betritt. Zudem erfolgt die Geldübergabe nicht direkt von Hand zu Hand und die Münzen werden gleich anschließend desinfiziert.

2. Nehmen die Kunden diese Maßnahmen an und kann Chaos beim Bedienen vermieden werden?

Die Umsetzung erfolgte problemlos und den Kunden wird für ihre Mitarbeit gedankt.

3. Kam oder kommt es auch in den Dorfläden zu Hamsterkäufen und sind infolgedessen Produkte knapp geworden?

Die Nachfrage steigt zwar durchaus, ein Hamstern kann aber verneint werden. Bei der Metzgerei Roßkopf und dem Geflügelhof Wagner ist dies sowieso wegen der Art der Produkte kaum möglich. Dass einzelne Produkte einmal zur Neige gehen, war auch schon vor der Coronakrise normal, da man ja kein Industriebetrieb sei, so Tamara Wagner vom Geflügelhof. Bei länger haltbaren Lebensmitteln sind die Lager aber noch gut gefüllt, gibt uns Obstbau Winkler zu verstehen.

4. Haben sich Einkaufsgewohnheiten der Kunden verändert?

Es komme jetzt immer häufiger vor, dass Kunden Mundschutz oder Einweghandschuhe tragen. Auch stellt man fest, dass das Kochen im eigenen Haus eine regelrechte Renaissance erlebe. So werde auch immer wieder nach Rezepten für die Weiterverarbeitung der Produkte gefragt. Zudem sei positiv anzumerken, dass von Beginn der Ausgangsbeschränkungen an eigentlich alle Personen auf einen Schlag einige Meter Abstand voneinander hielten.

5. Gibt es Probleme wegen der eingeschränkten Reisefreiheit von Hilfsarbeitern in der Landwirtschaft?

Vor allem der Obstbau Winkler mit seinen vielfältigen Saisonprodukten ist hiervon betroffen. Mitarbeiter, welche sich bereits in Deutschland aufhielten, blieben hier. Die Verstärkung der Saisonarbeiter durch jetzige Einreisen bleibt schwierig.

6. Könnt Ihr diese Einschränkungen kompensieren? Wenn ja, wie? Wurde aus der Bevölkerung Hilfe angeboten?

Die Situation ist wie bei vorherigem Punkt vor allem bei den Saisonbetrieben wie Obstbau Winkler ein Thema. Es wurden von Bürgern viele Angebote zur Mithilfe an Familie Winkler gerichtet, welche sie auch gerne annehmen möchten. Aktuell hat der der Betrieb eine Studentin im Einsatz, so Birgit Winkler. Bei den anderen Betrieben sind vor allem die fest eingestellten Mitarbeiter voll im Einsatz und kompensieren somit die Mehrbelastung.

7. Wären die jetzigen Maßnahmen auch für eine längere Zeit vertretbar oder muss bald wieder zur Normalsituation zurückgekehrt werden?

Ein Betrieb hat ein spezifisches Problem:

Die frühen Obstbaumblüten (auch durch den Klimawandel beeinflusst) stellen ein hohes Risiko an den Ertrag dar, da in dieser Jahreszeit starke Nachtfröste auftreten können. Der ausbleibende Flugverkehr lässt klarere Nächte zu und verstärkt somit paradoxerweise dieses Risiko.

 

Über alle Hofläden hinweg ist die Arbeitsbelastung gestiegen und jede einzelne Familie ist sehr stolz auf Ihre etablierten Mitarbeiterteams, welche die Mehrarbeit durch „Zusammenlangen“ und persönlichen Einsatz schultern.

Deshalb möchten alle Besitzer der Hofläden hier nochmals einen außerordentlichen Dank an die Beschäftigten richten.

 

8. Haben Sie einen speziellen Wunsch an die Politik, der Euch helfen würde?

Durch die aktuelle Situation gehen die Betriebe der Nahversorgung bis an Ihre Grenzen. Arbeitsbelastungen von bis zu 150% des Eigentlichen sind zu stemmen. Es gilt zu überlegen, ob eventuellen Überstundenzahlungen oder Boni für die Krise steuer- und sozialabgabenfrei gestaltet werden können.

Auf langfristige Sicht, so der Tenor der Dorfläden Gustenfelden, sollte die Versorgung mit unverzichtbaren Gütern wie Lebensmitteln durch Politik und Verbraucher noch mehr honoriert werden. Auch die vor allem in letzter Zeit überbordende Bürokratie im Landwirtschafts- sowie Lebensmittelbereich mache den Betrieben zu schaffen.

Wünschen wir den Dorfläden Gustenfelden und auch allen weiteren Direktvermarktern bei uns im Landkreis Roth sowie in der Region ein glückliches Gelingen in dieser herausfordernden Situation.