Kreisverband Straubing-Stadt

Dr. Gerd Müller gibt Kooperation mit Wissenschaftszentrum bekannt

"Auf einen Kaffee mit Dr. Gerd Müller"

MdB Alois Rainer, Oberbürgermeister Markus Pannermayr, MdB Dr. Gerd Müller, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, und Prof. Dr. Klaus Menrad, geschäftsführender Direktor des Wissenschaftszentrums, (von links) besiegelten eine Kooperation für den Anbau von Heilpflanzen in Indien.

Eine Kooperation, bei der es um den Anbau und die Förderung von Heilpflanzen in Indien geht, haben das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und das Wissenschaftzentrum begründet. Vor rund 160 Zuhörern des CSU-Kreisverands Straubing-Stadt besichteten Vertreter der Region und Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller am Donnerstag das Projekt per Handschlag im Hotel Asam.

In Indien, wo sehr viele arme Menschen leben, stelle die Gesundheitsversorgung eine große Herausforderung dar, erklärte Prof. Dr. Klaus Menrad, geschäftsführender Direktor des Wissenschaftszentrums. Medizinpflanzen spielen für die Menschen vor Ort daher eine große Rolle. "Aber es braucht neue Systeme zum Anbau, Qualitätskontorollen müssen eingeführt und die Vermarktung verbessert werden", sagte Prof. Menrad. Hier stimmte ihm Dr. Müller zu: "Heilpflanzen helfen vielen Menschen, denen man konventionell nicht helfen kann." Daher sei er begeistern gewesen, als ihm Oberbürgermeister Markus Pannermayr am Rande einer Sitzung von diesem Projekt erzählt habe. Am Donnerstag begründete der Entwicklungsminister eine Kooperation mit dem Wissenschaftszentrum für den Anbau, die Förderung und die Vermarktung indischer Heilpflanzen. Dr. Müller möchte die Menschen in Deutschland auf die indischen Heilpflanzen aufmerksam machen. Ebenso soll es künftig einen Austausch mit Wissenschaftlern aus Afrika geben - im Bereich Bioenergie. "Das passt zum TUM-Campus Straubing für Biotechnologie und Nachhaltigkeit", sagte Pannermayr. Unter diesem Namen firmiert das Wissenschaftszentrum ab dem 1. Oktober TUM-Präsident Prof. Dr. Dr. Wolfgang Herrmann war aufgrund einer Trauerfeier für einen ehemaligen TUM-Professor nicht präsent.

"Ich bin demütig geworden", sagt Dr. Müller
Das Projekt steht für das, was Dr. Müller in seinem knapp 60 Minuten langen Impuls-Referat und der anschließenden Diskussion vermittelte: Für die Menschen in armen Ländern der Welt - insbesondere in Afrika - müssen Perspektiven geschaffen werden. "Denn helfen wir dort nicht, kommen die Menschen zu uns." Er sei demütig geworden, sagte Dr. Müller und meinte damit die Dinge, die er zum Beispiel in einem Flüchtlingscamp im Südsudan gesehen hat: "Menschen, die dahindarben, in einem fürchterlichen Bürgerkrieg." Dabei besitzen die Menschen von Japan bis in die USA, die Industriestaaten, die lediglich zehn Prozent der Weltbevölkerung ausmachen, 90 Prozent des gesamten Vermögens. Ebenso verbrauchen die Industriestaaten 80 Prozent der Ressourcen. "Da soll noch einer sagen, es geht gerecht zu."

"Welt ohne Hunger ist möglich"
Hinzu komme das enorme Bevölkerungswachstum: Jeden Tag sind es 230 000 Menschen mehr - 80 Millionen im Jahr. Die Bevölkerung des afrikanischen Kontinents werde sich in den nächsten 30 Jahren verdoppeln: "Das wird die Überlebensfrage der Menschheit." Diese Menschen brauchen Nahrung und Ressourcen. Dr. Müller stellte fest: "Tod durch Hunger ist Mord. Denn einer Welt ohne Hunger ist möglich. Wir können es ändern."
Die Produktionssprünge in der Landwirtschaft, die in unserer Region - ohne Gentechnik - möglich sind, funktionieren auch in Afrika. Als Beispiel nannte er eine Reispflanze aus Asien, die auf afrikanischem Boden sogar das Dreifache an Ertrag liefere. Nur zehn Prozent der Menschen in Afrika hätten überhaupt Zugang zu Energie, dabei seien diese der Schlüssel für die Entwicklung. "Mit eurem Wissen" , sagte Dr. Müller zu den Vertretern des Wissenschaftszentrums, "können wir diese Projekte angehen". Denn Afrika biete alles. Zum Beispiel sei die Bananenpflanze ideal für Biomasse und in der Sahara scheint die Sonne an 360 Tagen im Jahr.
Um diese Projekte umsetzen zu können, brauche er mehr Mittel für das Entwicklungsministerium, die Privatwirtschaft müsse sich mehr engagieren ("den afrikanischen Kontinent als Chancenkontinent sehen") und der Handel müsse fair werden. Über 60 Millionen Frauen arbeiten in der Textilindustrie - wie im 19. Jahrhundert, ohne Arbeits-, Kranken- und Mutterschutz, und ohne ein Einkommen, mit dem sie ihre Existenz sichern könnten. "Der Markt muss an dieser Stelle reguliert werden."
Warum Dr. Müller das alles fordert? "Ich bin ein Christ in der Politik. Wir haben einen Auftrag: die Starken helfen den Schwachen, übernehmen Verantwortung. Denn nicht alles Glück hat man sich selbst erarbeitet." Er betonte, dass der Flüchtlingszustrom aus dem Jahr 2015 "einmalig bleiben muss. Dafür garantieren wir. Zuwanderung muss beschränkt werden."

Ein Fonds für Krisen und Naturkatastrophen
MdB Alois Rainer sagte, die Entwicklungshilfe brauche mehr Unterstützung als je zuvor. Er zitierte aus Dr. Müllers Marshall-Plan, in dem steht "mit Afrika". "Das heißt: Afrika muss selber mehr leisten", antwortete der Entwicklungsminister. Korruption müsse bekämpft und die Gleichberechtigung der Frau durchgesetzt werden.
"Die Welt ist nicht schlechter als vor 30 Jahren. Wir brauchen nur ein neues Welt-Entwicklungs-Finanzierungssystem", erklärte Dr. Müller. Für ihn bedeute das, dass alle Länder der Welt im Jahr - entsprechend ihrer Wirtschaftskraft - in einen Fonds einzahlen. In diesem sollten dann zehn Milliarden liegen - schnell verfügbar bei Krisen und Naturkatastrophen.
OB Pannermayr nannte Dr. Müller einen "authentischen Vordenker" und dankte den Zuhörern, sich zwei Stunden für diese schwierigen Themen Zeit genommen zu haben.