Ortsverband Eichstätt

"Ich fühle mich schon ganz wohl hier"

Josef Grienbergers erster Arbeitstag als Oberbürgermeister

Artikel aus dem Eichstätter Kurier vom 05.05.2020:

"Herzlich willkommen im Rathaus." Josef Grienberger (CSU) steht in der Tür, sein freundliches Lächeln kann man freilich nur erahnen, denn sein halbes Gesicht ist mit einem Mundschutz mit bayerischem Rautenmuster bedeckt.

"Natürlich hätte ich mir meinen ersten Tag etwas anders vorgestellt", räumt der neue Eichstätter Oberbürgermeister ein. Der eigentlich geplante Sektempfang im Alten Stadttheater für seine neuen "Kolleginnen und Kollegen", wie er die Beschäftigten im Rathaus nennt, fiel selbstverständlich der Corona-Krise zum Opfer, die persönlichen Begegnungen spielten sich dann eben in vielen Einzelgesprächen unter Einhaltung des erforderlichen Mindestabstands ab: "Mit dem Erdgeschoss und dem ersten Stock bin ich schon durch. Der Empfang war wirklich warm und superfreundlich." Dienstagfrüh um sieben Uhr steht der Besuch im Bauhof an, in den folgenden Tagen klappert er dann die weiteren Außenstellen des städtischen Apparats ab. Seine Botschaft laute: "Ich freue mich auf die Zusammenarbeit, und meine Tür steht jederzeit offen."

Mit der Souveränität, die Grienberger in seinem dunkelblauen Slim-Fit-Anzug ausstrahlt, wirkt er so, als wäre er gleich an seinem ersten Arbeitstag im Rathaus angekommen: "Ich fühle mich schon ganz wohl hier", sagt der 30-Jährige, "aber als Oberbürgermeister bin ich auch kein anderer Mensch. Das Leben geht ganz normal weiter." Am Tag zuvor war er zum Beispiel noch im Einsatz für die Feuerwehr bei einem Unfall bei seinem Geburtsort Wintershof.

Die persönlichen Sachen sind noch ein wenig rar in seinem neuen Büro: Von der Tourist-Info hat er eine Schultüte mit Süßigkeiten bekommen, von weiteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine Orchidee und von seinen Schwestern einen Füller. Auf dem Schreibtisch liegt auch ein Buch über den Klimawandel, das ihm die örtliche Fridays-for-Future-Bewegung zum Wahlsieg geschenkt hat - und der Schlüssel des Dienstwagens seines Vorgängers Andreas Steppberger: "Den geben wir zurück", kündigt Grienberger an. Wegen einer Augenerkrankung ist sein Sehvermögen eingeschränkt - Autofahren ist für den diplomierten Volkswirt somit tabu. Daher wird er sich überwiegend zu Fuß in der Stadt bewegen - und mit seinem neuen Elektrofahrrad, das er sich vergangene Woche gekauft hat: "Da brauche ich von Wintershof fünf Minuten runter und sieben Minuten wieder hinauf."

Begonnen hat Grienbergers erster Arbeitstag mit der üblichen montäglichen Referentenrunde im Sitzungssaal. Allzu weit könne man aber angesichts von Corona nicht in die Zukunft planen: "Wir fahren auf Sicht."

Auch private Pläne muss Grienberger wegen Corona unter Vorbehalt stellen: Im August soll die Hochzeit mit seiner Verlobten Jacqueline Mathias stattfinden. Das Fragezeichen dahinter wischt der 30-Jährige vorerst weg: "Wir planen munter weiter und verbreiten Optimismus." Die Krise habe generell nicht nur Schattenseiten: "Ich beobachte viel Menschlichkeit und dass mehr gelächelt wird." Dies stimme ihn stolz und zuversichtlich, auch mit dieser schweren Situation fertig zu werden.

Den ursprünglichen Artikel, erschienen am 05.05.2020 im Eichstätter Kurier, können Sie hier nachlesen.