Ortsverband Grabenstätt

Forum Landwirtschaft und Verbraucher

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Forum Landwirtschaft und Verbraucher: „Immer mehr Gegenwind für die Landwirtschaft“ – Flammende Appelle für die hiesige kleinstrukturierte Landwirtschaft

 Grabenstätt. Sehr gut angenommen wurde das Forum „Landwirtschaft und Verbraucher“, zu dem der CSU-Ortsverband Grabenstätt in die Firma Gienger in Erlstätt eingeladen hatte. Der hiesige Landtagsabgeordnete Klaus Steiner (CSU) übernahm kurzerhand den Part der bayerischen Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU), die wegen einer Telefonkonferenz zum brisanten Thema „Düngeverordnung“ ihre Teilnahme wenige Stunden zuvor hatte absagen müssen. Der CSU-Ortsvorsitzende Maximilian Wimmer, der mit Sepp Gschwendtner durch den Abend führte, bedankte sich bei Steiner und sprach eingangs davon, dass es „immer mehr Gegenwind für die Landwirtschaft“ gebe. Die Landwirte hätten auch mit immer mehr Auflagen und großem Preisdruck zu kämpfen. Man rede immer von regionalen Produkten und Nahversorgung und dann gebe es die Milch für nur 77 Cent im Supermarkt zu kaufen, ärgerte sich die stellvertretende Landrätin und frühere Kreisbäuerin Resi Schmidhuber (CSU) und appellierte: „Die Bauern müssen sich wehren“. „Allergrößten Respekt für eure Arbeit, ihr seid Tag und Nacht für euren Hof, eure Viecher und die Kulturlandschaft da und produziert gesunde Lebensmittel“, lobte die Grabenstätter CSU-Bürgermeisterkandidatin Waltraud Hübner die Bauern und brach eine Lanze für die kleinstrukturierte Landwirtschaft.

„In der Landwirtschaft gibt es derzeit eine aufgeheizte Stimmung und eine emotionale Debatte, die in Protesten gipfelt, aber das ist nichts Neues“, meinte Steiner und erinnerte an die Zeit vor 50 Jahren, als viele Landwirte sich von der technischen Revolution bedroht gefühlt hätten. Er habe selbst eine kleine Landwirtschaft, befasse sich politisch seit Jahrzehnten mit den Herausforderungen der Landwirtschaft und gehöre in der laufenden Legislaturperiode den Landtagsausschüssen für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie für Umwelt und Verbraucherschutz an. Vielfalt und Qualität statt Wachsen oder Weichen sei das Markenzeichen des bewährten „bayerischen Weges in der Landwirtschaft“ und dieser sei in den 70er Jahren die Antwort auf die EU-Agrarpolitik gewesen, erinnerte Steiner. Kernstück des bayerischen Weges sei es, kleine landwirtschaftliche Familienbetriebe gezielt zu unterstützen. Nirgends in Deutschland würden Agrarumweltmaßnahmen, die die Bauern freiwillig leisten, so stark gefördert wie in Bayern. Dies müsse dem Verbraucher noch besser vermittelt werden.

Mit Blick auf den Streit um die Düngeverordnung, meinte Steiner: „Die Gülle ist kein Gift, sondern ein wundervoller Dünger, man muss nur richtig umgehen damit“. Während man als CSU in den letzten Jahren im Landtag dafür gekämpft habe, die Düngeverordnung abzufedern, würden „die grünen Agrarpolitiker am liebsten noch eines draufsetzen, doch das wäre das Ende der bäuerlichen Landwirtschaft“, warnte der CSU-Politiker. „Für mich ist die Düngeverordnung das Unwort des Jahres, ich kann es nicht mehr hören und auch nichts mehr glauben“, echauffierte sich der Grabenstätter BBV-Ortsobmann Johannes Wimmer in der Podiumsdiskussion. Als Landwirte könne man nicht mehr planen, viele Betriebe wären ohne Subventionen zum Scheitern verurteilt. Rückendeckung bekam er von BBV-Kreisobmann Sebastian Siglreithmayer, der anmerkte, dass „Kläranlagen bei weitem nicht die Auflagen haben, wie wir in der Landwirtschaft“. Es gehe darum, „die Mehrauflagen abzufedern“, so Steiner. „Unser Wasser muss sauber sein“, meinte Monika Leiser, die beim Wasserwirtschaftsamt Traunstein arbeitet und die Gewässer-Nachbarschaftstage organisiert.

Hinsichtlich des Volksbegehrens „Artenvielfalt – Rettet die Bienen!“ wäre es besser gewesen, wenn sich der Bund Naturschutz im Vorfeld mit den Landwirten zusammengesetzt hätte, meinte Steiner und ergänzte: „Der Bund Naturschutz müsste eigentlich Partner der Landwirtschaft sein“. Die Informationspolitik beim Volksbegehren sei missverständlich gewesen, so hätten viele Bürger geglaubt, die Honigbiene sei bedroht, dabei habe deren Bestand „in den letzten fünf Jahren um 20 Prozent zugenommen“. Es bringe nichts, einseitig die Landwirtschaft anzuprangern. Hätten die anderen Bundesländer in der Vergangenheit in puncto agrarökologischen Maßnahmen mitgezogen, stünde es um den Artenschutz besser, so Steiner. Allein in den letzten drei Jahren hätten die bayerischen Bauern 2300 Kilometer Blühstreifen für Insekten gepflanzt, was der Entfernung von Hamburg nach Gibraltar entspreche. Man habe „in der Region keine Agar-Industrie“, die hiesige bäuerliche Landwirtschaft sei zukunftsweisend.

In puncto regionale Lebensmittel liege der Schlüssel aller Probleme beim Verbraucher, der mit seinem Einkaufsverhalten einen sehr großen Einfluss auf das Warenangebot habe, so Steiner. Die „Widersprüchlichkeit des Verbrauchers“, der Regionalität, Bio und Nachhaltigkeit fordere und dann Billigfleisch im Discounter kaufe, Rasenmähroboter benutze und Fernreisen unternehme, „dürfen wir diesem nicht mehr durchgehen lassen“, so der Landtagsabgeordnete. Zudem erinnerte er daran, dass die Deutschen im Schnitt nur gut sieben Prozent ihres Einkommens für Lebensmittel ausgäben, während es in anderen Staaten über 15 Prozent seien.

„Die Direktvermarktung ist ein steiniger Weg, der Verbraucher tut aber schon mit, aber man muss kämpfen“, meinte Geflügelhalter Bernhard Hennes senior aus Langenspach in der Podiumsdiskussion und forderte frei nach Donald Trump: „Der Chiemgau zuerst!“. Die Bürger seien durchaus bereit, für regionale Produkte etwas tiefer in die Tasche zu greifen, meinte Joseph Pfeilstetter von Edeka Pfeilstetter. Man müsse den Verbraucher überzeugen, das Regionalität und Nahversorgung „der richtige Weg ist“, so der Geschäftsführer des RegioLand-Ladens in Grabenstätt Christian Klotz. „Wir müssen schon bei den Kindern ein Bewusstsein für gesunde und regionale Lebensmittel schaffen“, appellierte Waltraud Hübner. Ortsbäuerin Christl Stefanutti erinnerte daran, dass der Kindergarten schon seit 20 Jahren zu ihr auf den Bauernhof komme. Wenn man von Anbindehaltung auf Laufstall umstellen und umbauen müsse, „brauchen wir ein vereinfachtes Verfahren ohne große Kosten für Gutachten“, forderte der Grabenstätter Landwirt Hans Stefanutti junior und ärgerte sich darüber, dass die kleinen Landwirte die gleichen Auflagen zu erfüllen hätten wie die großen. Dass von Seiten der Anwohner „oft sofort geklagt wird“, mache es schwierig, erläuterte Steiner. „Für die Skandale sorgen immer die großen Betriebe, doch die Auflagen der Politik, können nur diese erfüllen, während die kleinen mit dem Ofenrohr ins Gebirge schauen“, meinte Dr. Herbert Bruckmayer. Auch wenn viele Probleme auf einer anderen Ebene entschieden würden, habe man heute wichtige Informationen bekommen und einiges mitnehmen können, bedankte sich CSU-Ortschef Wimmer bei allen Beteiligten. Zünftige Klänge verbreiteten die Daxnschnoata. mmü