Ortsverband Saaldorf-Surheim

Alte Technik bremst Haltestellen aus:

CSU im Gespräch über den ÖPNV und die Bahnstrecke Freilassing-Mühldorf

Der CSU-Ortsverband Saaldorf-Surheim bei einer Veranstaltung über den Öffentlichen Personennahverkehr beim Bahnhof Kirchanschöring von links: Georg Wallner, Kirchanschörings Ortsvorsitzender Rudi Roider, Ortsvorsitzender Markus Wallner von Saaldorf-Surheim, Josef Suhrer, Marlene Weber, Busunternehmer Thomas Richter, MdB Dr. Peter Ramsauer, Südostbayernbahn-Geschäftsleiter Christoph Kraller, Bürgermeisterkandidat Andreas Nutz, Sebastian Suhrer und Landratskandidat Bernhard Kern.

Der von der Gemeinde vehement geforderte Bahnhaltepunkt in Surheim ist trotz positiver Potentialanalyse noch meilenweit entfernt. Der CSU-Ortsverband Saaldorf-Surheim zeigt sich jedoch kämpferisch und kündigt an, das Thema Öffentlicher Personennahverkehr unnachgiebig zu verfolgen. Auch wenn das bedeute, „dicke Bretter zu bohren”, wie es auf einer Zugfahrt mit der Südostbayernbahn von Laufen nach Kirchanschöring am Freitagnachmittag mit dem Bundestagsabgeordneten Dr. Peter Ramsauer hieß.

Der Wahlkampf nahm mit diesem kleinen Ausflug im wahrsten Sinne des Wortes Fahrt auf: Saaldorf-Surheims Bürgermeisterkandidat Andreas Nutz, sowie Landratskandidat und amtierender Bürgermeister Bernhard Kern gehen nun konkret an Inhalte heran. CSU-Ortsvorsitzender Markus Wallner sagte bei der rund einstündigen Diskussion beim Wirt in Kirchanschöring nahe dem Bahnhof bei der Begrüßung zu MdB Dr. Ramsauer und zum Geschäftsleiter der Südostbayernbahn (SOB), Christoph Kraller, er hoffe, dass etwas in Richtung Bahnhaltepunkt weitergehen könne, „wenn wir euch zusammenspannen”.

Dr. Ramsauer sprach auch gleich die „uralte Stellwerkstechnik” aus dem Jahr 1903 an, die ihm beim Aussteigen aus dem Zug in Kirchanschöring sofort ins Auge gestochen war. Genau die kostet auf dieser Strecke wertvolle Sekunden und Minuten. Die alte Technik ist laut Nutz der Grund dafür, dass der Zug an den Bahnhöfen in Garching, Tittmoning-Wiesmühl, Kirchanschöring und Laufen auf jeweils rund etwa einen Kilometer nur 40 km/h fahren darf. Die Geschwindigkeit muss schon vorher reduziert werden. Er werde gleich nächste Woche mit dem zuständigen Zentralvorstand der Deutschen Bahn (DB) darüber sprechen, kündigte Ramsauer an. „Wir brauchen die neue Stellwerkstechnik noch vor dem zweigleisigen Ausbau”, sagte er. Denn der dauere noch 15 Jahre. Ramsauer warb für eine „wesentlich verbesserte Nahverkehrsanbindung” und argumentierte wortgewandt, dass die Anwohner entlang der Bahnlinien nicht nur erhöhte Lasten, sondern auch mehr Komfort erhalten sollten. Einen neuen Bahnhaltepunkt wie in Surheim gewünscht, müsse die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) beantragen.

CSU-Bürgermeisterkandidat Andreas Nutz berichtete, dass er einen „Versuchshalt” in Surheim unternommen habe, dieser sei mit circa 90 Sekunden zu veranschlagen. „Diese eineinhalb Minuten haben wir momentan nicht”, erklärte er, der diese Strecke täglich als Lokführer fährt. Trotz Einführung des Stundentakts habe aus Zeitgründen vor wenigen Wochen der Kompromiss geschlossen werden müssen, an den Haltestellen Fridolfing und Kirchanschöring wie früher abwechselnd nur mehr alle zwei Stunden zu halten. Diese Maßnahme sei allerdings nur vorübergehend, bis sprintstärkere Fahrzeuge im Einsatz seien, so Nutz. „Die Bahn hat leider keine gute Lobby, sie ist seit 30 Jahren unterfinanziert. Es wird schwierig, wieder aufzuholen.” Er fordert, Geld in die Hand zu nehmen, und die Stellwerkstechnik umzubauen und nachzurüsten, damit die Züge dort nicht mehr zum Langsamfahren gezwungen sind. So könnten wertvolle Minuten für weitere Bahnhalte gewonnen werden – auch für einen Halt in Surheim.

Auf Wallners Frage, ob es dazu schon Planungen gibt, erklärte SOB-Geschäftsleiter Christoph Kraller: „Wir gehen übernächste Woche mit Garching ins Planfeststellungsverfahren.” Die SOB treibe die aufwändige Planung so weit als möglich auf eigene Rechnung voran. Damit sofort gebaut werden kann, wenn Geld zugeteilt wird. „Die Krux an der Strecke ist, dass sie gefühlt seit 60 Jahren ausgebaut werden soll, aber da passiert gar nix.” Die Kosten für die neue Stellwerkstechnik zwischen Garching und Laufen bezifferte er mit 30 Millionen Euro. „Es ist illusorisch an einen neuen Halt zu denken, ohne neue Stellwerkstechnik.” Er habe intern noch einmal Gespräche mit Verantwortlichen bei der Bahn geführt. Mit den zusätzlich geforderten Haltepunkten in Surheim und Freilassing-Nord sei zudem nicht vor dem zweigleisigen und elektrifizierten Ausbau dieser Strecke zu denken. Dieser endet von Mühldorf her in Tüßling und von Salzburg her in Freilassing. Nach dem zweigleisigen Ausbau werde untersucht, ob die zusätzliche Halte gebaut werden, erklärte Kraller zum Prozedere und sprach auch die Potentialprognosen an. Und wenn alles so weit sei, müsse der Freistaat Bayern Geld aus dem unterfinanzierten Topf in die Hand nehmen. „Nach derzeitigem Stand ist ein Bahnhalt in Surheim vor dem Jahr 2035 bis 2040 unmöglich.”

Landratskandidat Bernhard Kern erklärte, die Gemeinde habe in Surheim einen Korridor für einen solchen Bahnhalt freigehalten. Er erinnerte daran, dass der früher bestehende in den 90er Jahren eingezogen worden sei. „Wir als Kreistag haben ein Nahverkehrswegekonzept auf den Weg gebracht.” Ziel seien Verkehrverbünde mit dem Landkreis Traunstein und Salzburg. „Wir müssen größer denken.” Eine positive Potentialprognose für Surheim und Freilassing-Nord liege vor. „Es muss unsere politische Arbeit sein, uns immer wieder dafür einzusetzen.” Erst am Vormittag habe er ein Gespräch geführt mit der DB Netz, in dem es um die Erneuerung der Bauwerke auf Saaldorf-Surheimer Gemeindegebiet für den zweigleisigen Ausbau ging. Dabei handelt es sich um sieben Bahnüber- und Straßenunterführungen auf 5,5 Kilometern, im März 2020 begännen die Vorplanungen.

Andreas Nutz zeigte sich am Ende optimistisch und erinnerte an die weltweit organisierten Demonstrationen „Fridays for future”, die an diesem Tag stattfänden. Er glaube angesichts der Klimadebatten an den Politikwandel und die Verkehrswende in Deutschland. Deshalb hofft er auch auf einen zweigleisigen Ausbau und einen Bahnhalt in Surheim noch vor dem Jahr 2035. SOB-Geschäftsleiter Kraller bekundete: „Ich bin hochgradig interessiert an dem Bahnhalt. Aber wenn wir ihn nicht fahren können, können wir ihn nicht fahren. Wir können nicht die Physik aushebeln.” Weiter waren sich alle Anwesenden in der regen geführten Diskussion einig, dass auch die Busverbindung im Gemeindegebiet deutlich verbessert werden soll. Wer kein Auto habe, komme kaum heraus aus der Gemeinde, geschweige denn aus Ortsteilen wie Sillersdorf.