Ortsverband Wartenberg

Freitag, 23. 2. 2024, Erdinger Anzeiger

Pröbst kündigt Rücktritt beim EVE an

EVE: Pröbst kündigt Rücktritt an

Christian Pröbst, Geschäftsführer der Energievision Erding (EVE), hat seinen Rückzug von diesem Amt angekündigt. Er sehe „nicht einen positiven Punkt, der mich bestärken würde, hier weiterhin meine Energie reinzusetzen“, teilte der Wartenberger Bürgermeister gestern Abend mit. Bei der Energiewende erlebe er in der EVE nur Blockade. Kritik übte Pröbst dabei auch an Landrat Martin Bayerstorfer (Bericht folgt).  ham

Pröbst hat keine Energie mehr

Wartenberger Bürgermeister tritt als EVE-Geschäftsführer zurück
– Kritik am Landrat

Erding/Wartenberg – Christian Pröbst kann für sich beanspruchen, zumindest den Versuch unternommen zu haben, die Energiewende so stark zu forcieren wie kein anderer seiner 25 Bürgermeister-Kollegen im Erdinger Land. Doch bekanntlich sind die Windrad-Pläne, die stark die Handschrift des Wartenberger Bürgermeisters trugen, in Auerbach am Bürgerwillen gescheitert.

Überregional zieht Pröbst nun die Reißleine, und tritt nach dreieinhalb Jahren als Geschäftsführer der Energievision Erding (EVE) zurück. Sie sollte die Energiewende im Landkreis voranbringen – mit bislang sehr bescheidenem Erfolg. Seinen Rückzug verbindet der 47-Jährige mit scharfer Kritik an Landrat und EVE-Vorsitzendem Martin Bayerstorfer. Pikant: Beide sind CSU-Mitglieder, vor zwei Jahren hatte Pröbst Bayerstorfer aufgefordert, seine Macht zu teilen. Nun dürfte das Verhältnis zerrüttet sein.

Der Tropfen, der für Pröbst das Fass zum Überlaufen brachte und damit zum EVE-Rücktritt führte, dürfte ein Kommentar vor einer Woche in dieser Zeitung gewesen sein, in dem ihm mangelnder Einsatz in den Gemeinden vorgeworfen worden war.

In einer Stellungnahme an die Redaktion erklärt Pröbst: „Ich bin zum Entschluss gekommen, einen Schlussstrich zu ziehen. Ich habe mich immer und immer wieder gefragt: Warum mache ich das? Und ich konnte tatsächlich nicht einen positiven Punkt finden, der mich bestärken würde, hier weiterhin meine Energie reinzusetzen.“ Er betont, anfangs sei die EVE-Geschäftsführung für ihn „eine Herzensangelegenheit gewesen, da ich in Sachen Energiewende für den Markt Wartenberg sowie für den Landkreis Erding einen Umbruch erzielen wollte“. Privat habe er selbst seit fast 20 Jahren eine große PV-Anlage und versuche, „bei allen Möglichkeiten auf die Energiewende zu achten: Grundwasserwärmepumpe, Luftwasserwärmepumpe, wassergeführter Holzofen – lauter tolle Dinge“.

Auch seine Gemeinde sei auf einem guten Weg, so Pröbst mit Verweis auf die PV-Anlage auf der Kläranlage, drei öffentliche E-Ladesäulen und ein in Planung befindliches Nahwärmenetz. Man werbe intensiv bei den Bürgern, PV-Anlagen zu errichten. Es gebe in Wartenberg auch ein Potenzialkataster.

Kritik übt er hingegen an der Energiewende im Landkreis, trotz aller Bemühungen der EVE-Geschäftsführung. So sei eine große PV-Freiflächenanlage an der Mülldeponie Isen gescheitert, weil nach Darstellung Pröbsts Bayerstorfer nicht bereit gewesen sei, eine entsprechende Ausgleichsfläche zur Verfügung zu stellen. So wurde das im Kreistag auch beschlossen.

Ebenso an Bayerstorfer und der Gemeinde Eitting bislang gescheitert sei eine ähnliche Anlage bei Gut Hirschau, sogar privilegiert, weil nahe an der Autobahn. Hier sieht Pröbst aber noch Chancen.

Bedauerlich findet er in diesem Zusammenhang, dass Kreis und Gemeinden die Chancen, die Solarpotenzialkatastern böten, zu wenig nutzten beziehungsweise sich verweigerten. Er hingegen hätte „Städten, Märkten und Gemeinden einen Kontakt geben können, der für sie kostenlos ein Freiflächenkataster machen würde“.

Bei seinem Windrad in Auerbach hätte sich der Wartenberger Rathauschef „mehr Rückendeckung gewünscht, sowohl von Seiten der Nachbarbürgermeister, die nur Bedenkenträger waren anstatt Unterstützer, obwohl sie Mitglieder des EVE sind, als auch von Seiten des EVE-Vorsitzenden“, sprich Bayerstorfer.

Der habe ihm zudem untersagt, der Bürgerenergiegenossenschaft Isental das Ergebnis einer Prüfung durch EVE und Kreisverwaltung bezüglich möglicher Windrad-Standorte mitzuteilen. Dabei, so Pröbst, sei das hier zu erlebende bürgerschaftliche Engagement „erfreulich“. Im Osten der Stadt Erding habe er zwei Windrad-Standorte ermittelt, allerdings habe er seitens der Grundstücksbesitzer Absagen erhalten.

Bei der Kooperation mit der Energieallianz Bayern sei erfreulicherweise versucht worden, die EVE zu stärken. Leider seien in Versammlungen, unter anderem in Lengdorf, „Dinge gesagt worden, die der EVE schaden“. Es gebe offensichtlich weit verbreitete Zweifel an dem Bündnis.

Pröbst wirft den politisch Verantwortlichen im Landkreis und den Gemeinden vor, ihnen fehle „der Wille oder der Mut“. Die EVE sei seit 2012 nicht maßgeblich vorangekommen. Zweimal habe er Bayerstorfer bereits seinen Rücktritt angeboten.

Nun vollziehe er ihn, „da meine Arbeit und mein Engagement immer wieder blockiert beziehungsweise nicht unterstützt werden“. Er sehe dazu keine Alternative mehr. Auch weist er den Vorwurf zurück, in den Gremien zu wenig geworben zu haben. Einladungen sei die EVE immer gefolgt. Die Kündigung habe er am Mittwoch dieser Woche eingereicht, betont Pröbst.