Ortsverband Wartenberg

Markt­rat ver­tagt Be­schluss

Wartenberg App

Prof. Dr. Markus Straßberger

Dienstag, 23. Januar 2024, Erdinger Anzeiger / Lokalteil  MAR­KUS SCHWARZ­KUG­LER

Eine App für die War­ten­ber­ger Markt­rat ver­tagt Be­schluss, um zu­nächst die Um­set­zung auf VG-Ebene zu klä­ren


Vorbild für Wartenberg? Homepage  und App von Zolling kamen als Beispiel zur Sprache. 

War­ten­berg – Heißt’s in War­ten­berg bald „Warts­App“ (ge­spro­chen: Wart’s ab)? Der Name würde in dop­pel­ter Hin­sicht pas­sen, da aus fi­nan­zi­el­len Grün­den immer mal ein Pro­jekt auf die War­te­bank ge­scho­ben wer­den muss. Aber Spaß bei­sei­te, das war nur ein nicht ganz ernst ge­mein­ter Vor­schlag un­se­rer Re­dak­ti­on.


Blei­ben wir sach­lich wie Bür­ger­meis­ter Chris­ti­an Pröbst (CSU), der in der Markt­rats­sit­zung be­ton­te: „Es wird Zeit, dass wir uns eine App holen.“ Das sehen zwar auch viele sei­ner Rats­kol­le­gen so. Al­ler­dings wurde wie­der en­ga­giert dis­ku­tiert und ein Be­schluss zur Um­set­zung ver­tagt. Das hat Grün­de. Viel Herz­blut hat Mar­kus Straß­ber­ger, Markt­rat und CSU-Orts­vor­sit­zen­der, in das Pro­jekt ge­steckt. Er stell­te es nun sei­nen Kol­le­gen vor. Dies­mal soll es klap­pen, nach­dem der Markt schon vor ei­ni­gen Jah­ren einen ers­ten Ver­such un­ter­nom­men hatte, die Kom­mu­ni­ka­ti­on mit den Bür­gern via mo­bi­ler An­wen­dung zu ver­ein­fa­chen – „je­doch mit sehr mä­ßi­gem Er­folg“, wie die Ver­wal­tung in der Tisch­vor­la­ge an die Räte zu­gibt. Nach einem Jahr war da­mals Schluss. Die App soll alles Mög­li­che bie­ten kön­nen, etwa einen ge­mein­sa­men Ver­an­stal­tungs­ka­len­der, alle mög­li­chen Infos, zum Bei­spiel zur Müll­ab­ho­lung. Die Ver­ei­ne sol­len eine zen­tra­le Rolle spie­len. Ziel sei ein In­for­ma­ti­ons­aus­tausch von Rat­haus, Ver­ei­nen und Bür­gern – und na­tür­lich eine mög­lichst zeit­ge­mä­ße Um­set­zung der App, wie Straß­ber­ger er­klär­te. „Wich­tig ist ein per­sön­li­cher Fil­ter“, sagte er. Nut­zer sol­len Nach­rich­ten von Feu­er­wehr oder Sport­ver­ei­nen auch ab­schal­ten kön­nen, wenn sie etwas nicht in­ter­es­siert.

Für die Vor­be­rei­tung des Pro­jekts haben di­ver­se Ge­sprä­che mit Ver­eins­ver­tre­tern statt­ge­fun­den, und es gab eine Markt­ana­ly­se über die Hoch­schu­le Deg­gen­dorf. Zwei App-An­bie­ter waren da­nach noch im Spiel – und die haben mitt­ler­wei­le fu­sio­niert. De­tails dazu gab es in der nicht­öf­fent­li­chen Sit­zung. Was je­doch schon öf­fent­lich wurde, war der grobe fi­nan­zi­el­le Rah­men, der auf die Markt­ge­mein­de zu­kä­me: Die Preis­span­ne liegt zwi­schen 1800 und gut 5000 Euro brut­to ein­ma­lig für die Ein­rich­tung der App sowie mo­nat­lich für den Be­trieb rund 360 Euro. „Es wird nicht teu­rer“, ver­si­cher­te VG-Ge­schäfts­lei­ter Wer­ner Chris­to­fo­ri auf Nach­fra­ge vor dem Hin­ter­grund be­sag­ter Fu­si­on. „Ganz a coole Sache“, so be­wer­te­te Pröbst das Pro­jekt. Und er wies dar­auf hin, dass auch die bei­den an­de­ren VG-Ge­mein­den, Berg­lern und Lan­gen­prei­sing, über eine App nach­den­ken. Das sorg­te je­doch für Dis­kus­sio­nen: Ob denn die Ge­mein­de dann vor­an­pre­schen soll­te, wenn auch eine Lö­sung auf VG-Ebene im Spiel ist?

Diese Frage war Haupt­grund dafür, dass der von der Ver­wal­tung vor­for­mu­lier­te Be­schluss, dass das Gre­mi­um der Ein­füh­rung einer Bür­ger-App im Markt zu­stimmt, fal­len­ge­las­sen wurde und das Ganze erst auf VG-Ebene be­spro­chen wer­den soll. „Sonst heißt’s wie­der, die War­ten­ber­ger schaf­fen an“, mein­te Ni­ko­laus Hin­ter­mai­er (seit kur­zem, wie be­rich­tet, ex-FDP). „Es soll­ten alle an einem Strang zie­hen“, so Paul Neu­mei­er (FWG) „Da kann man per­ma­nent ak­tu­ell sein“, lobte der­weil Heike Kron­se­der (FWG) das Pro­jekt. Sie fand es je­doch auch „sehr teuer“ und sah die Ge­fahr, dass „alle mög­li­chen po­li­ti­schen Ver­ei­ni­gun­gen“ Nach­rich­ten in der App ver­brei­ten könn­ten und even­tu­ell die (ge­druck­te) Orts­bro­schü­re über­flüs­sig wer­den könn­te. „Das sind ver­schie­de­ne Ziel­grup­pen“, be­ton­te Straß­ber­ger dazu. Man könne vorab fest­le­gen, wenn po­li­ti­sche Ak­teu­re nicht ge­wünscht seien. Wer etwas pos­tet, muss sich re­gis­trie­ren. Die Ver­ei­ne, er­klär­te Straß­ber­ger, wür­den bei­spiels­wei­se über den Ver­eins­vor­sit­zen­den ju­ris­tisch haft­bar ge­macht. Die Ver­ei­ne sol­len mög­lichst selbst aktiv ihre Ver­an­stal­tun­gen in der App ein­tra­gen, so­dass etwa die Ko­or­di­nie­rung von Ter­mi­nen un­ter­ein­an­der gut (und eben ohne Über­schnei­dun­gen) klappt. Ob dank der App even­tu­ell am – ak­tu­ell wö­chent­li­chen – Mit­tei­lungs­blatt ge­spart wer­den kann oder soll, dazu ist „noch nichts spruch­reif“, sagte Straß­ber­ger. Ge­stal­tet man zu­nächst nicht lie­ber die Home­page neu, „ver­zet­telt“ man sich nicht vor lau­ter par­al­le­ler An­ge­bo­te?, frag­te Vize-Bür­ger­meis­te­rin Carla Marx (Neue Mitte). Chris­to­fo­ri er­klär­te, dass zu­nächst die Ge­mein­den ihre App ge­stal­ten und dann erst die Home­page daran an­pas­sen soll­ten – für ein ho­mo­ge­nes Er­schei­nungs­bild. Dass die ak­tu­el­le Web­sei­te un­über­sicht­lich ist, das wurde von meh­re­ren Räten an­ge­merkt. Mi­cha­el Pröbst (CSU/„Wir brau­chen de­fi­ni­tiv eine sol­che App“) sprach gar von einem „Sau­stall“.

Als Mus­ter­bei­spiel zeig­te Straß­ber­ger die Um­set­zung von App und Home­page der Ge­mein­de Zol­ling im Kreis Frei­sing. Im Land­kreis Er­ding wären die War­ten­ber­ger üb­ri­gens nicht die Ers­ten. Eine Bür­ger-App gibt es schon in Fors­tern. Buch und Pa­stet­ten tüf­teln an der Um­set­zung. Damit die App dies­mal an­kommt beim Bür­ger, ist eine erste zen­tra­le In­fo­ver­an­stal­tung an­ge­dacht, spä­ter ein Bür­ger­dia­log-Forum – auch, um et­wai­ge Pro­ble­me aus­zu­mer­zen oder für Ver­bes­se­run­gen zu sor­gen. Wie das Ganze ein­mal aus­schau­en wird, wenn es zur Um­set­zung kommt? Mal ap­p­war­ten . . . Ver­zei­hung: ab­war­ten.