Kreisverband Neu-Ulm

Bundestagsdirektkandidat für CSU-WK 255 Neu-Ulm:

CSU Unterallgäu spricht von "vertaner Chance"kritisiert Nominierung in NU>>

Alexander Engelhard ist der Direktkandidat der CSU für den Wahlkreis Neu-Ulm. Einer Betrachtet die Nominierung des Weißenhorners Alexander Engelhards (links) als CSU-Bundestagskandidat als "vertane Chance": Franz Josef Pschierer von der CSU Unterallgäu (rechts)

Alexander Engelhard tritt im Herbst als Direktkandidat der CSU im Wahlkreis Neu-Ulm für die Bundestagswahl an. Der 48-Jährige folgt auf Georg Nüßlein, der aufgrund der sogenannten Maskenaffäre aus der Partei ausgetreten ist.

Engelhard setzte sich am Freitagabend gegen Kontrahentin Julia Dümmler (CSU) durch. Er freue sich über seine Nominierung, sagte er dem SWR-ulm. Dabei hat der 48-Jährige nach eigenen Angaben gar nicht darauf hingearbeitet, Bundestagsabgeordneter zu werden. Es sei nämlich nicht absehbar gewesen, dass dieser Posten in den nächsten Jahren überhaupt frei werde.

Maskenaffäre um Nüßlein

Denn eigentlich galt Georg Nüßlein als Direktkandidat. Doch die sogenannte Maskenaffäre änderte alles. Gegen den Bundestagsabgeordneten wird ermittelt. Nüßlein soll Provisionen in sechsstelliger Höhe für die Vermittlung von Corona-Maskengeschäften kassiert haben.

Die Maskenaffäre ist laut Engelhard eine Belastung für die CSU. "Wir müssen eine gute Arbeit im Wahlkampf machen, wir müssen das Vertrauen zurückgewinnen", sagte Engelhard. Er sei genau der richtige Kandidat dafür, denn der 48-Jährige sei gut vernetzt in der Region. Außerdem wolle er sich mehr für Transparenz einsetzen.

"So etwas darf sich nicht wiederholen. Das ist moralisch nicht tragbar für die Gesellschaft und für die politische Landschaft."

Alexander Engelhard, CSU-Direktkandidat für Wahlkreis Neu-Ulm

Die Affäre sei erst vollkommen aufgearbeitet, "wenn man wirklich die Transparenzregeln so schafft, dass sich sowas nicht wiederholen kann", sagte Engelhard.

Engelhard hat konkrete Ziele

Der Familienvater aus Weißenhorn (Kreis Neu-Ulm) hat außerdem auch schon konkrete Pläne, was er erreichen will, wenn er in den Bundestag als Direktkandidat einziehen sollte. Etwa wolle er sich für die Regio S-Bahn Donau-Iller einsetzen. Das Projekt müsse möglichst zügig umgesetzt werden.

"Es ist eine Riesen-Chance", sagte Engelhard. Von der Regio S-Bahn Donau-Iller könne die ganze Region profitieren. Auch beim Bahnausbau Ulm-Augsburg wolle er sich für die Belange des Wahlkreises Neu-Ulm einsetzen. Obwohl der 48-Jährige bereits konkrete Pläne hat, zeigt er sich trotzdem noch nicht siegessicher.

"Ich will als Direktkandidat in den Bundestag ziehen, aber ich weiß, dass das nicht leicht wird".

Alexander Engelhard, CSU-Direktkandidat für Wahlkreis Neu-Ulm

Er starte mit einem guten Team in einen starken Wahlkampf, sagte er. Engelhard ist verheiratet und lebt mit seiner Frau und seinen zwei Töchtern in Weißenhorn Der 48-jährige Wirtschaftsingenieur betreibt eine Getreidemühle. Es ist nach Engelhards Angaben eine der ersten reinen Bio-Mühlen Deutschland.

Kaum ist der Weißenhorner CSU-Politiker Alexander Engelhard als Nachfolger für Georg Nüßlein nominiert, kommt Kritik - Parteikollege Franz Josef Pschierer spricht von "vertaner Chance".

Das Jahr der Bundestagswahl begann für die CSU mit einem Debakel - der Maskenaffäre. Im Fokus stehen zwei namhafte Politiker der Region: Georg Nüßlein und Alfred Sauter. Nach deren Absturz versucht die CSU nun einen Neuanfang. Der Nachfolger von Nüßlein als Bundestagskandidat heißt Alexander Engelhard, ist 48 Jahre und aus Weißenhorn im Kreis Neu-Ulm. Aber kaum war Engelhard nominiert, gab es Bedenken, Einwände und Kritik. Als "vertane Chance" bezeichnet CSU-Parteikollege Franz Josef Pschierer die Nominierung Engelhards.

SWR-ulm: Herr Pschierer, was genau kritisieren Sie denn?

Franz Josef Pschierer: Mich hat einfach gestört an diesem Verfahren, dass insbesondere aus dem großen CSU-Kreisverband Neu-Ulm mit der Stadt Neu-Ulm es nicht möglich war, zumindest bei fünf Bewerbern eine Frau mit aufzustellen. Das passt nicht mehr in die heutige Zeit. Und es passt insbesondere auch nicht zu den Vorgaben und Wünschen des Parteivorsitzenden Markus Söder nach der neuen CSU, nach einer Aufbruchstimmung. Da hätte ich mir hier ein ganz anderes Signal erwartet.

Warum ist denn nach ihrer Ansicht Aufbruch und Neuanfang mit ihrem Parteikollegen Engelhard aus Weißenhorn nicht möglich?

Nochmal: Das ist keine Pauschalkritik an Herrn Engelhard, das steht mir nicht zu. Der hat sicherlich seine Qualitäten. Aber es ist für mich in der heutigen Zeit und vor dem Hintergrund, vor dem die CSU derzeit steht, das falsche Signal.

Mit 48 Jahren ist Herr Engelhard aber schon deutlich jünger als frühere Direktkandidaten.

Aber er ist nur unwesentlich jünger als der Abgeordnete Nüßlein, der jetzt unter Umständen ausscheidet, die wir uns nicht gewünscht hätten.

Sie hatten als Kandidatin auch Julia Dümmler aus Krumbach ins Gespräch gebracht, die ja ebenfalls angetreten war, um nominiert zu werden. Eine Newcomerin, erst seit kurzem politisch engagiert. Wäre sie denn aus Ihrer Sicht die bessere Wahl gewesen?

Vor diesen konkreten Hintergrund ja und zwar aus zwei Gründen: Diese kurze Parteimitgliedschaft, die viele Delegierte ihr wohl zum Nachteil ausgelegt haben, wäre für mich ein Vorteil gewesen. Weil sie sehr frei und ganz unbelastet nach vorne blicken kann und sich nicht mit Altlasten rumschlagen muss. Und das Zweite ist, es hätte der CSU meiner Meinung nach gut angestanden, vielleicht mal einen Lebensentwurf zu präsentieren, der in der heutigen Zeit ja nicht mehr außergewöhnlich ist, nämlich eine alleinerziehende Frau mit zwei Kindern, die ihren Mann im Beruf steht und alles unter einen Hut bringt. Ein Modell das in unserer Gesellschaft - ob wir uns das wünschen oder nicht - ja keine Ausnahmeerscheinung ist.

Julia Dümmler hat 65 Stimmen bekommen. Herr Engelhard hat 93 Stimmen bekommen. Sie selbst, Herr Pschierer, setzen auf Kompetenz, Qualität und Vertrauen. Was davon können Sie denn jetzt ihrem CSU-Kandidaten Engelhard entgegenbringen?

Ich habe darüber nicht zu befinden. Am Schluss entscheiden darüber die Wählerinnen und Wähler am 26. September. Ich sehe nur, dass es ein sehr spannender Wahlkampf wird. Weil Herr Engelhard vor der Herausforderung steht, gegen zwei amtierende Bundestagsabgeordnete, nämlich Ekin Deligöz von den Grünen und Karl-Heinz Brunner von der SPD, anzutreten. Auch die FDP hat mit Anke Hillmann-Richter eine qualifizierte Bewerberin ins Rennen geschickt. Und angesichts der Umfragewerte, die die CSU derzeit hat, ist es wirklich ein spannendes Rennen. Selbstverständlich wird auch die CSU Unterallgäu Herrn Engelhard unterstützen. Das ist gar keine Frage. Aber insgesamt wäre es vielleicht mit einer anderen Konstellation etwas leichter gewesen.

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