Kreisverband Roth

Wahlnachlese LTW/BTW

Trotz vergleichsweise glimpflicher Zahlen: Weiter so geht nicht!

Roth (dn) In der Presse wurden die Landtags- und Bezirkstagswahl breit beschrieben; mal fachlich tiefgründig berichtend, mal skurrile Zusammenhänge konstruierend einfältig kommentierend. Während der SPD-Kreisvorsitzende einen „radikalen Neuanfang“ seiner Partei forderte, traf sich am Montag der CSU-Kreisvorstand um die beiden Wahlgewinner im Kreis Roth Volker Bauer und Cornelia Griesbeck.     

Der Kammersteiner Bauer erreichte bei der Landtagswahl, unterstützt durch die stv. Bürgermeisterin Hilpoltsteins Ulla Dietzel, 40,8 Prozent der Gesamtstimmen und blieb mit 4,2 Prozent Verlust deutlich über dem bayernweiten CSU-Ergebnis von 37,2 Prozent. Jeder dritte Stimmberechtigte zwischen Rohr und Greding (33,2%) wählte die Wendelsteinerin Griesbeck als Nachfolgerin von Ernst Schuster in den Bezirkstag. Im Namen des Kandidatenteams, zu dem als Bezirkstagslistenkandidat auch der Gredinger Landwirt Thomas Schmidt gehörte, dankte Griesbeck allen Unterstützern. Dietzel unterstrich, dass man stolz und besorgt zugleich sein müsse, dass mittlerweile die fränkischen Bezirke das bayernweite CSU-Ergebnis stabilisieren.     

Hier setzte auch Landtagsabgeordneter Volker Bauer an: „Natürlich kann uns das Ergebnis der CSU im Freistaat nicht erfreuen“, kommentierte Bauer, „aber die Tatsache, dass wir im Kreis Roth in absoluten Zahlen sogar Wähler hinzugewonnen haben, zeugt davon, dass die Menschen im Landkreis Roth engagierte politische Arbeit vor Ort über eine gesamte Periode hinweg honorieren und sehr wohl unterscheiden können, ob eine Partei nur auf der kommunalen Ebene kompetent ist bzw. ob versucht wird, durch Prominenten-Einkauf Personalschwäche zu verdecken.“     

Besorgt zeigte sich Bauer darüber, dass seit Jahren vor Ort engagierte Kräfte, auch der politischen Mitbewerber, aufgrund der „bundespolitischen Großwetterlage“ (Bauer) selbst bei der kommunalen Bezirkstagswahl abgestraft werden, aber Kandidaten von der AfD ohne jede Bekanntheit der Person oder erwiesene Kompetenz, ohne Wahlkampf zweistellig in der Landtagswahl gewählt werden. Mit Blick auf den Einzug des AfD-Kandidaten Mang in den Landtag wurde Bauer zynisch: „Da hat der Hilpoltsteiner Kurier den zweiten Abgeordneten, den er herbeigeschrieben hat. Ob das dem Kreis Roth und der konstruktiven politischen Kultur vor Ort nützt, wage ich zu bezweifeln.“   

In einer vertieften Wahlanalyse ging Noch-JU-Kreischef Daniel Nagl (Neuwahl am Mittwoch, den 17.10.2018) auf die Entwicklung in den Gemeinden ein. Vielerorts konnte die CSU zwar die Stimmenzahl bei Erst- und v.a. Zweitstimme ausbauen. Mit Ausnahme von Thalmässing gelang es ihr jedoch nicht, diesen Zugewinn in prozentuale Stimmgewinne umzumünzen. Für Nagl ein Indiz dafür, dass es nicht reiche, sich auf dem in der Vergangenheit Erzielten auszuruhen, die gute Lage in nahezu allen Bereichen im Land herauszustellen und Förderpakete zu schnüren. „Wenn wir sehen, dass es anderen Gruppierungen in Bayern besser gelungen ist zu mobilisieren, dann sollten wir uns ernsthafte Gedanken über unsere langfristige globale Strategie und Kommunikation machen“, spielte Nagl auf den Erfolg zugleich der Grünen, wie der AfD und ihrer schmal gehaltenen, emotiven Kampagnen an.    

Sowohl Udo Weingart als Chef der CSU-Kreistagsfraktion, wie auch sein Stellvertreter aus Thalmässing Michael Kreichauf stimmten hier zu. „Weiter so geht nicht“, appellierte Kreichauf und verwies darauf, dass die CSU „höllisch aufpassen muss, nicht den Anschluss an die jüngeren Wähler und städtische Realitäten zu verlieren.“ Weingart empfahl seiner Partei das historisch schlechte Ergebnis nicht unter den Teppich zu kehren, sondern die Zeichen zu erkennen und sich neu aufzustellen. „Wir müssen wieder die Zukunftspartei werden, die wir historisch waren“, forderte Weingart. Dazu brauche es vor allem klare, über die Umfragewerte hinaus reichende, Aussagen und noch ambitionierte Programme in Zukunftsthemen wie dem Ausbau von Breitband und dezentraler Energiegewinnung, nicht jedoch Unklarheit, wie zuletzt beim Diesel. „Unklarheit ist nachhaltig schädlicher, als wenn manchen ein politisches Ziel einmal nicht gefällt“, so der Spalter Bürgermeister.