Kreisverband Weilheim-Schongau

Mittelstands-Union (MU) OV Weilheim

Wirtschaftsgespräch

v.l. Frank Dittmann, Michael Andrä, Sepp Wiedemann, Dr. Thomas Geppert, Wolfgang Puff, Gerald Weingessl

Zum „Wirtschaftsgespräch“ hatte der Weilheimer Ortsverband der Mittelstands-Union eingeladen. Dessen Vorsitzender Sepp Wiedemann brachte hierfür im Gasthof Sonne in Peißenberg drei Impulsgeber an einen Tisch: Thomas Geppert, Landesgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbands DEHOGA, Wolfgang Puff, Landesgeschäftsführer des Handelsverbands HDE und Kreishandwerksmeister Michael Andrä. Erklärtes Ziel des Gesprächs war, die Lage und auch die Sorgen der Branchen deutlich zu machen, ohne jedoch ins Jammern zu verfallen. So gab Wiedemanns Stellvertreter Gerald Weingessl gleich zur Einführung die Losung aus: „Optimismus ist Pflicht“.

Thomas Geppert begann mit der Feststellung, dass Handel und Gastronomie tragende Säulen des gesellschaftlichen Lebens im ländlichen Raum seien. Anders als von Bundeswirtschaftsminister Habeck suggeriert seien Betriebsschließungen keine Kleinigkeit: „Was zu ist, bleibt meist zu.“ Kurzfristig müssten die Strukturen erhalten, langfristig müssten die Betriebe widerstandsfähiger werden. Energiekosten nannte er hierbei einen harten Standortfaktor; betriebswirtschaftlich sei zu teure Energie genauso schlecht wie keine Energie. Die politikoffizielle Energiepreisbremse klinge schön, helfe aber vielen Betrieben nicht, z.B. wegen ungeeigneter Referenzzeiträume. Bedenklich weit geöffnet habe sich die Schere zwischen der Lohnsumme und den Nettogehältern. So werde es immer schwieriger, den Mitarbeitern attraktive Löhne zu bezahlen und zugleich den Kunden akzeptable Preise zu bieten. „Der Sozialstaat hat sicher kein Einnahme-, sondern ein Ausgabeproblem.“ Mittlerweile gebe es nicht nur Fachkräftemangel, sondern allgemeinen Arbeitskräftemangel. Hierbei setzt Geppert auch auf Zuwanderung: „Wir brauchen Leute, die arbeiten wollen.“ Und Home-Office sei kein taugliches Rezept für alle Branchen.

Michael Andrä bestätigte für die meisten Gewerke, dass die Betriebe mit Energiepreisen (v.a. Lebensmittelbranche) und Personalmangel (v.a. Haustechnik) zu kämpfen hätten. Im Baugewerbe hätten steigende Materialpreise und Bauzinsen zum Teil zu Auftragsrückgängen geführt. Wert legte er auf die Feststellung, dass die Auszubildenden nicht schlechtgeredet werden dürften. „Viele junge Leute sind sehr gut und lernwillig.“ Man müsse ihnen einfach Möglichkeiten bieten und ihnen auch Zeit lassen.

Wolfgang Puff erklärte, dass im Handel ein „extremer Wettbewerbsdruck“ herrsche.  Die Rendite liege zwischen einem und sechs Prozent des Umsatzes. „Darüber lacht die Industrie.“ Die Corona-Krise sei sehr schwer gewesen, doch sei die Branche mit Hilfe der Kunden besser durchs Jahr 2022 gekommen als gedacht. Mit Qualität und Service könne der stationäre Handel durchaus Zuversicht bewahren. Doch leider würden Betriebe oft deshalb schließen, weil die Unternehmensnachfolge fehle.

In der anschließenden Diskussion mit 25 weiteren Teilnehmern, die von Frank Dittmann moderiert wurde, ging es viel um das Thema Arbeitszeiten. Hans Medele kritisierte ein Übermaß an Teilzeit aufgrund steuerlicher Fehlanreize. Thomas Geppert forderte die Möglichkeit einer regelmäßigen Viertagewoche im Vollzeitjob. Michael Andrä beurteilte die Viertagewoche, die auch im Handwerk angekommen sei, kritisch, weil „auf der Baustelle auch mal was fertig werden“ müsse.

Jörg Rückauf (Fa. Hirschvogel) beschrieb den Maschinenbau und die Autozulieferindustrie als global aufgestellt und regional verwurzelt. Der Export nach China sei für die Erträge wesentlich, doch den Wettbewerb mit chinesischen Konkurrenzunternehmen „können wir gut bestehen“. Ernsthafte Wettbewerbsnachteile drohten in Deutschland aufgrund der Steuern und Energiekosten. Mit der Formel „Bitte keine neuen Förderpakete“ griff Rückauf eine zentrale Forderung auf, die bereits Geppert, Puff und Andrä zum Ausdruck gebracht hatten: Gebraucht würden auf Dauer keine staatlichen Zuschüsse und Almosen, sondern grundsätzlich wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen, mit denen tüchtige Unternehmen existieren können.

Sepp Wiedemann freute sich am Ende des Abends, dass der Vereinszweck der Mittelstands-Union so beispielhaft erfüllt wurde: Unternehmerisch denkende Persönlichkeiten zu vernetzen, dabei Lösungen und Chancen in den Blick zu nehmen und gemeinsam politisch Position zu beziehen.