Ortsverband Baunach

Adventskalender Teil 2

Ein unkonventionelles Kindermädchen – Mary Poppins

Die schönsten Geschichten schreibt das Leben selbst. In der Vorweihnachtszeit möchten wir Ihnen daher von einigen außergewöhnlichen Frauen erzählen. Viel Spaß beim Lesen von Teil II unseres „Mini-Adventskalenders“ wünscht die Frauen-Union Baunach!

Ein unkonventionelles Kindermädchen – Mary Poppins

von Anna Schmitt

Zugegeben, wir alle wissen, dass Mary Poppins keine real existierende Persönlichkeit ist. Man kennt sie aus der berühmten Verfilmung von Walt Disney (1964) oder von der literarischen Vorlage, verfasst von der australisch-britischen Schriftstellerin P.L. Travers (eigentlich Helen Lynwood Goff, 1899-1996). Glaubt man der Disney-Produktion „Saving Mr. Banks“ aus dem Jahr 2013, so gibt es zur literarischen Figur der Mary Poppins tatsächlich ein Vorbild aus dem echten Leben: es handelt sich hierbei um die Tante der Autorin, die der Familie in schlechten Zeiten zur Seite stand und ihr wieder Mut machte. Auch das ist das erklärte Ziel ihres literarischen Pendants: Mary Poppins kommt als Kindermädchen zur leicht chaotischen Familie Banks, die im Kirschbaumweg 17 in einem Londoner Vorort lebt. Dort wird sie, ohne weitere Referenzen vorzeigen zu müssen, von Mrs. Banks eingestellt. Zunächst sind die Kinder, für die weder Vater noch Mutter richtig Zeit haben und die auch prinzipiell jedes Kindermädchen ablehnen, sehr skeptisch. Irgendwie werden sie mit dem neuen und unkonventionellen Kindermädchen nicht warm. Mary Poppins zaubert zum Beispiel aus ihrer Handtasche eine Stehlampe und sonstige sperrige Dinge, die sie für ihren Hausstand benötigt. Außerdem kann sie mit Tieren sprechen, sie tanzt mit den Kaminkehrern auf den Dächern von London und sie organisiert einen Ausflug in eine sehr bunte Märchenwelt, indem sie mit den Kindern einfach in gemalte Bilder eintaucht. Mary Poppins eröffnet den Kindern auf ihre Weise eine ganz neue erfahrbare Welt und erweitert somit sehr spielerisch den Horizont der beiden. Gleichzeitig vermittelt sie ihnen, dass sie einzigartig sind und so wie sie sind geliebt werden. Die eigentliche Erziehung der Kinder, die ihr vom Ehepaar Banks aufgetragen wurde, erledigt Mary Poppins nebenbei. Und das ist das Besondere an dieser außergewöhnlichen Lehrerin: sie ist streng, aber doch freundlich, sie erzieht, und dennoch bietet sie den Kindern Möglichkeiten, ihre kindliche Phantasie auszuleben.

Aus dem alltäglichen Leben kennen wir diese Erfahrung: Oft fühlt man sich in Gewohnheiten gefangen. Wird man aber mit einem klugen Gedanken, einem wohltuenden Gespräch oder einem schönen Impuls konfrontiert, so eröffnen sich ganz neue Perspektiven.

Informationen aus: Berg-Ehlers, Luise: Klug, rebellisch, emanzipiert. Lehrerinnen mit Weitblick, S. 135-137.