Ortsverband München-Altstadt

Altstadtkurier - Der Max-Joseph-Platz

Der Max-Joseph-Platz

Das kunsthistorische Herzstück von Bayern in München

Von Markus Hentschel

Wer in Bayern kennt ihn nicht? Der Max-Joseph-Platz in unserer Altstadt ist einer der bekanntesten Plätze in ganz Bayern, beliebter Treffpunkt für Einheimische und eine herausragende Sehenswürdigkeit für Touristen aus aller Welt.

Er wurde auf dem ehemaligen Grund des 1802 aufgelösten Franziskanerklosters (1284-1802) errichtet. Eingerahmt vom Königsbau der Münchner Residenz, dem Nationaltheater und der ehemaligen Hauptpost (vormals Palais Toerring-Jettenbach) ist er zugleich Ausgangspunkt der prächtigen Maximilianstraße sowie der Residenzstraße, die in die Ludwigstraße übergeht. Benannt wurde er nach Maximilian I. Joseph (1756-1825), dem ersten König von Bayern (1806-1825). Gestaltet wurde er vom Hofarchitekten Leo von Klenze nach dem Vorbild des Kapitolsplatzes in Rom. Und 1835 erfolgte schließlich die Aufstellung des vom Bildhauer Christian Daniel Rauch geschaffenen, bronzenen Max-Joseph-Denkmals in der Mitte des Rondells.

Im November 2022 tauchten erstmals neue Pläne seitens der Landeshauptstadt München zur flächenhaften „grünen“ Umgestaltung des Max-Joseph-Platzes auf. Im März 2023 wurden diese dann vom Stadtrat mit einer Mehrheit von Bündnis90/Die Grünen und SPD beschlossen, woraufhin eine Diskussion über die städtischen Planungen entbrannte. Bis 2025 solle der Platz dann sukzessive mit Pflanzentrögen, Großsträuchern und Blühwiesen „begrünt“ sowie das Pflaster mit seinen „Isarkieseln“ ausgewechselt werden. Bis zur Fertigstellung der Zweiten Stammstrecke in den 2030er Jahren sei das zumindest eine provisorische „Interimslösung“, so die Stadtregierung.

Teile dieser städtischen Planungen sehen kunsthistorische Experten wie Martin Höppl, M.A., der intensiv und umfassend mit dem Max-Joseph-Platz sowie anderen nationalen und internationalen Plätzen beschäftigt, jedoch sehr kritisch. Der Max-Joseph-Platz sei der bedeutendste bayerische Staatsplatz des früheren Königreichs Bayern, der Symbolort mit Bedeutung für ganz Bayern, die Schlüsselstelle für bayerische Geschichte, das zentrale Denkmal Bayerns, das architektonische Erbe des Klassizismus, und überhaupt – ein Platz mit nationalem und internationalem Rang. Alle Projekte mit einer flächenhaften Bepflanzung des Platzes lehnt er kategorisch ab. Im Juli 2023 hat sich auch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege (BLfD) eingeschaltet. Auch deren Generalkonservator Prof. Mathias Pfeil lehnt eine flächenhafte Begrünung des Max-Joseph-Platzes als Provisorium ab und übte Kritik an den städtischen Planungen.

Dass Fußgänger, und das sind wir ja wohl alle, auch am Max-Joseph-Platz wieder an erster Stelle stehen sollten, da sind wir uns ja hoffentlich alle einig. Doch die 1964 gebaute Tiefgarage mit ihren 500 Stellplätzen und Zufahrt über den Max-Joseph-Platz erschwert eine sinnvolle Umgestaltung des Platzes. Immerhin ist die Tiefgarage noch bis Ende 2061 an deren Betreiber im Erbbaurecht vergeben. Mit versenkbaren Pollern am Nationaltheater könnte jedoch die Zufahrt zeitlich gezielt reguliert werden, also eine „Zone mit zeitlich beschränktem Verkehr“, ein Bereich, der die Einfahrt für Anwohnern, Lieferanten und Fahrzeuge mit einer erteilten Ausnahmegenehmigung gestattet, ebenso wie für gebehinderte Personen und Patienten, die zu einer Praxis müssen, sowie für Operngäste und Taxis. Zeitlich programmiert könnte an bestimmten Tagen sowie zu bestimmten Zeiten auch eine freie Zufahrt für alle gewährleistet sein, auch für Sightseeing-Busse. Auch, ob die zwei Trambahnlinien der Münchner Verkehrsgesellschaft hundertfach am Tag am Max-Joseph-Platz vorbeirattern müssen, ist sehr fraglich.

Was lässt sich aus kunsthistorischer Sicht aktuell konkret verbessern? Martin Höppl weist vor allem auf die ortsspezifische Tradition hin und empfiehlt unterschiedliche Pflasterungen für unterschiedliche Platzbereiche, wobei eher auf Granit-Kleinstein-Pflaster oder Ähnliches zu setzen sei, hochwertigere Steinsorten mit künstlerischem Wert. Und was kann die Aufenthaltsqualität verbessern? Sämtliche Bordsteinkanten am Max-Joseph-Platz und in der Residenzstraße müssten verschwinden, damit plane Ebenen entstehen, so Martin Höppl. Eine farbig kenntlich gemachte Fahrradtrasse in der Residenzstraße würde zudem das Miteinander von Fußgängern und Radfahrern verbessern. Solange die Tiefgarage mit ihrer Zufahrt über den Max-Joseph-Platz noch in Betrieb sei, werde es jedoch keine wesentliche Verbesserung der Aufenthaltsqualität geben.

Was „grüne“ Plätze in der Altstadt betrifft, so haben wir ja auch noch den von der Bayerischen Schlösserverwaltung wunderschön gepflegten Hofgarten sowie den großen Englischen Garten in der Nähe. Den Maximiliansplatz und den Herzog-Wilhelm-Park gibt es ja aber auch noch. Vielleicht sollte sich die Stadtregierung besser mal um deren „saubere“ Begrünung kümmern. Es bleibt also spannend, wie es mit unserem Max-Joseph-Platz weitergeht, dem kunsthistorische Herzstück von Bayern in der „nördlichsten Stadt Italiens“.