Ortsverband Neuhaus/Inn

Ist Alterarmut weiblich?

Infoveranstaltung zu Rente und Altersvorsorge bei Frauen

Bild: privat/CSU Informierten über Chancen von Frauen bei der Altersversorgung (von links): CSU-Vorsitzender Stephan Dorn, VdK-Geschäftsführer Helmut Plenk aus Regen, Karin Koschorrek-Stemplinger und Nicole Weingärtner von der Agentur für Arbeit und Allianz-Vorsorgespezialist Tobias Walter

Ist Altersarmut weiblich?

 

Zur Informationsveranstaltung „Ist Altersarmut weiblich?“ hatte die CSU Neuhaus eingeladen. Die Frage wurde durch den VdK-Geschäftsführer von Regen Helmut Plenk durch Nennung der Rentenhöhen klar mit ja beantwortet. Die Rentenhöhe von Frauen im Landkreis Passau ist mit 534 € brutto im Monat nur knapp die Hälfte der Rente der Männer.

Die Gründe sind, so CSU-Vorsitzender und 2. Bürgermeister Stephan Dorn, vielschichtig. Ein wesentlicher Grund ist, dass in der Regel Frauen wegen der Erziehung ihrer Kinder andere Erwerbsbiographien haben. Die Erziehung in Vollzeit ist keineswegs unmodern oder rückständig. In Bayern besuchen 27,5 % der unter 3-jährigen Kinder eine Krippe. Drei von vier Kinder dieser Altersgruppe werden in der Regel daheim erzogen. In der Altersgruppe 2 bis 3 entscheidet sich die Hälfte der Eltern für die Krippe und die Hälfte für die Erziehung daheim. Bewusst setzte man sich bei der Versammlung von ideologischen Diskussionen ab. Jede Familie müsse für sich entscheiden, welchen Weg sie für alle Beteiligten positiv gestalten könne. Wenn allerdings ein Partner einige Jahre daheim bleibt, müsse man sich Gedanken machen, wie der erziehende Elternteil, in der Regel die Frau, abgesichert werden kann. Der Staat habe mit der Mütterrente sowie Familienleistungen wie dem Familiengeld oder der Wohnbauförderung erste wichtige Schritte gemacht. Daneben müsse man verhindern, dass Familien mit einem in Vollzeit erziehenden Elternteil wirtschaftlich abgestraft würden. Konkret gehe es um die Mitversicherung des Ehepartners bei der Krankenversicherung und das sachlich bewusst oft falsch dargestellten Ehegattensplitting. Dorn rechnete vor, dass einer Familie mit 2 Kindern und einem Bruttoeinkommen von 5.000 Euro im Monat bei Umsetzung grüner Forderungen knapp 700 Euro netto im Monat fehlen würde.

Neben dem Staat müssen, so Dorn, auch die Familien selbst Verantwortung übernehmen. Besonders die Männer seien gefordert, ihre Frauen abzusichern, wenn sie für die Familie ihre Berufstätigkeit zeitweise zurückfahren. Natürlich gelte dies auch im umgekehrte Fall.

Helmut Plenk zeigte auf, wie sich die Rente berechnet und welche Rentenarten es gibt. Dabei gab er viele nützliche Tipps. So sei es wichtig, für einen Renteneintritt als langjähriger oder besonders langjähriger Beschäftigter Pflichtbeitragsjahre zu sammeln. Dies könne man zum Beispiel, indem man auf die Abführung von 3,9 % Aufstockungsbeitrag nicht verzichte. Billigere Pflichtbeitragsjahre, so Plenk, gebe es nicht. Von den Pflichtbeitragsjahren unterscheiden sich die Berücksichtigungszeiten, die vielen Frauen nicht bekannt sind. Deshalb empfahl Plenk ab dem 55. Lebensjahr unbedingt einen Termin bei der Rentenberatung. Beraten lassen sollen sich auch Personen, die ehrenamtlich pflegen. Sind sie selbst Rentner, so können sie unter Umständen durch einen freiwilligen minimalen Rentenverzicht auf Kosten der Krankenkassen ihre künftigen Rentenzahlungen deutlich steigern.

Vorsorgespezialist Tobias Walter von der Allianz gab Tipps, günstig Vermögen aufzubauen. Dabei sei besonders für Menschen ohne aktuelles Einkommen Riester interessant. Wenn zum Beispiel eine Alleinerziehende mit 2 Kindern 5 Euro pro Monat selbst spart, erhöht sie ihr Versorgungskonto damit um 835 Euro pro Jahr. Ausdrücklich warnte Walter vor dem Wechseln von Riesterverträgen. Die lohnen sich in der Regel nicht bzw. nur für den Versicherungsvertreter, da bei jedem Vertrag die Kosten nochmals bezahlt werden müssen. In Zeiten der 0 %-Zinsen empfahl Walter, sich mit Alternativen zu beschäftigen. Gute Chancen bieten insbesondere Fondssparpläne auf Aktien. Bei Fondssparplänen mit festen Raten erzielt man günstigere durchschnittliche Einstiegskurse.

Nicole Weingärtner und Karin Koschorreck-Stemplinger von der Agentur für Arbeit informierten als Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt über Angebote an Frauen, die wieder in den Beruf zurück wollen. Dabei bezifferten sie die Gründe für niedrigere Rentenansprüche. So seien 85 % aller Teilzeitbeschäftigten Frauen. Wenn eine Frau nach einer Familienpause wieder zurück in den Beruf will, so kann sie sich persönlich auch ohne Termin im Berufsinformationszentrum in Passau in der Innstraße 30 informieren. Daneben gibt es online-Angebote der Agentur. Das Amt informiert über den regionalen Stellenmarkt, Weiterbildungsangebote und Hilfen bei einer eventuellen Existenzgründung. Die Wiedereinstiegsberatung beinhaltet aber zum Beispiel auch Fragen zur Kinderbetreuung. Wichtig ist in jedem Fall, sich zu informieren, ob bei der Rente, bei der Geldanlage oder einem Wiedereinstieg. Nur so geht kein Geld verloren.

Politisch ist Stephan Dorn wichtig, Ideologiedebatten von Familien fern zu halten. Aufgabe der Politik ist, Menschen auf den von ihnen gewählten Weg zu unterstützen und sie nicht in eine Ecke zu drängen.