Ortsverband Kitzingen

Die kleine Gartenschau -

das unvergessene Kitzinger Sommermärchen

Stadtbalkon in Kitzingen - Ergerbnis Stadtentwicklung durch die "Kleine Gartenschau" (Foto A. Moser)

 

Noch ein Tag und am 12. April geht in Würzburg die Landesgartenschau los. Ministerpräsident Markus Söder wird die bis Oktober dauernde Großveranstaltung eröffnen. Söder war es auch, der vor sieben Jahren, genau am 25. Mai 2011, die Kleine Gartenschau in Kitzingen eröffnete, damals noch als Finanzminister.

Die kleine Schwester

 

Die Landesgartenschau wie jetzt in Würzburg ist größer und dauert länger als die Kleine Gartenschau. Die ist so etwas wie die kleine Schwester der Landesgartenschau. Sie findet in Bayern seit 1995 alle zwei Jahre statt und soll Verbesserungen der Grün- und Erholungsstrukturen bringen.

 

Eine solche Kleine Gartenschau lief 2011 in Kitzingen unter dem Titel Natur in Kitzingen (NIK). Die Gartenschau am Main ist in der Stadt unvergessen und als Sommermärchen in die Geschichte eingegangen. Sie war nach der 1250-Jahrfeier im Jahr 1995 die mit Abstand größte Veranstaltung in der Stadt und hat bleibende Spuren hinterlassen.

80 Prozent erhalten

 

Geblieben ist vor allem das Gartenschaugelände auf der Etwashäuser Mainseite. „80 Prozent des Geländes bleiben den Kitzingern erhalten“, sagte nach dem Ende von NIK Hilmar Hein. Der heutige Tiefbauchef im Rathaus war zwei Jahren lang zusammen mit Christina Zauner Geschäftsführer einer eigens für die Gartenschau gegründeten und inzwischen wieder aufgelösten Gesellschaft und hat die Interessen der Stadt vertreten.

Gesicht verändert

 

Das rund neun Hektar große Gebiet zwischen den Mainbrücken prägt mit seinen Stadtbalkonen, die das Gelände zum Main öffnen, seinen Freiflächen, Blumen- und Staudenbeeten, dem Integrationsgarten, Spielplätzen und dem mittendurch führenden Rad- und Gehweg das Gesicht der östlichen Mainseite.

Naherholungsgebiet

 

Das Gelände wurde von den Kitzingern sofort nach Ende der Gartenschau angenommen. Es ist das Naherholungsgelände direkt neben der Innenstadt geworden. Radfahrer sind unterwegs, Boulespieler aktiv, die Spielplätze für alt und jung gut besucht. Wanderer und Spaziergänger nutzen intensiv die vom Wanderverein Schiefer Turm inzwischen ausgeschilderte Brückenrunde mit den Ausblicken auf die Altstadt. Wie wichtig das Gelände den Kitzingern ist, zeigte vor ein paar Jahren eine Gartenmesse, für die das Gelände kurzzeitig eingezäunt wurde – massiver Protest war die Folge.

Blick zurück

 

Was Kitzingen durch die Kleine Gartenschau gewonnen hat, erkennt man am besten, wenn man sich an das erinnert, was vorher war. Eine lange Reihe von hohen Pappeln prägte das Etwashäuser Mainufer. Der Main war kaum zu sehen. Der Bimbach wurde in einem Betonbett direkt in den Main geführt. An der Stelle mit dem schönsten Blick auf Kitzingens Schokoladenseite hatten die Wohnmobile ihren Standort gefunden. Der Mainrad-Wanderweg führte zwar schon durch das Gelände, die Ausblicke auf die Altstadt waren aber eher selten, die in die Hinterhöfe der Etwashäuser Gärtner eher nicht zu empfehlen. Dazu zwängte sich der Verkehr über die enge Alte Mainbrücke.

Alles Geschichte

 

Das alles ist seit 2011 Geschichte. Die Pappeln sind – wenn auch unter Protest – gefallen. Das Gelände hin zum Main ist offen. Nachdem im Frühjahr 2011 die Nordtangente freigegeben wurde, konnte die Alte Mainbrücke für den Verkehr gesperrt werden. Zunächst nur für die Zeit der Gartenschau, dann dauerhaft. Der Bimbach hat seinen natürlichen Verlauf zurück. Der Wohnmobilstellplatz ist Richtung Nordbrücke verlegt worden. Das Gelände, dessen Umgestaltung rund 4,7 Millionen Euro gekostet hat, ist für jeden sichtbar aufgewertet.

87 Tage gefeiert

 

Die Schau selbst und die 87 Tage zwischen Mai und August 2011 haben viele Kitzinger nicht vergessen. Nicht nur Oberbürgermeister Siegfried Müller sprach in Anlehnung an die offene und freundliche Stimmung während der Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland immer wieder von einem Sommermärchen.

Bilanz gezogen

 

Als Ende August 2011 das Abschlussfeuerwerk in den Himmel geschossen war, wurde Bilanz gezogen. „Durch die Kleine Gartenschau ist die Stadt Kitzingen im Jahr 2011 ganz groß rausgekommen“, sagte der damalige Chef der Touristinformation, Walter Vierrether. Dass die Stadt regelrecht gestürmt wurde, zeigen Zahlen: Die Zahl der Führungen ist von 130 im Jahr 2010 auf 849 explodiert. Die Auftritte des Hofrats und der Hoheiten waren von 200 auf 290 angestiegen.

 

Mit 250 000 Besuchern hatten die Veranstalter gerechnet. Gut 312 000 waren gekommen. Fast 8400 Dauerkarten waren verkauft worden und über 1400 Veranstaltungen an 87 Tagen hatten für Unterhaltung gesorgt.

Verein übernimmt

 

Nach dem Ende rückte die Frage der Nachnutzung in den Mittelpunkt. Klar war, die Stadtgärtner werden die Pflege übernehmen. Für das Leben auf dem Gelände gründete sich der Förderverein Gartenschaugelände. Rolf Wenkheimer ist seit 2012 Vorsitzender und plant gerade das Programm für 2018, unter anderem mit monatlichen musikalischen Frühschoppen. Auch die Gärtner sind – wie immer seit 2011 – dabei, mit dem Fest rund um die Salatblume, die auch ein „Kind“ der Gartenschau ist.

Idee von 2001

 

Nochmal ganz auf Anfang: Die Idee zur Gartenschau hatte der damalige CSU-Fraktionschef Hugo Weiglein 2001 auf den Tisch gelegt. Der Stadtrat war dafür. Kitzingen bewarb sich zunächst für 2009, scheiterte an Rain am Lech und bekam zwei Jahr sein unvergessenes Sommermärchen.