Ortsverband Kitzingen

„Das Kreuz mit dem Kreuz“

Diskussion der Senioren Union mit Domkapitular Clemens Bieber und Dr. Otto Hünnerkopf, MdL

„Toleranz gegenüber Andersgläubigen kann in unserer Gesellschaft deshalb gelebt werden, weil sich im Zeichen des Kreuzes Werte wie Solidarität und Nächstenliebe verdichten“, so Dr. Otto Hünnerkopf in seinem Eingangsstatement zum Thema „Das Kreuz mit dem Kreuz“.

Im gut besetzten Saal des Löwenhofes in Rödelsee fanden sich Interessierte aus aktuellem Anlass zu einer Diskussionsveranstaltung ein. Auf den überraschenden Ministerratsbeschluss der Bayerischen Staatsregierung hin sollen ab 01.06.2018 im Eingangsbereich staatlicher Behörden Kreuze aufgehängt werden. Diese Tatsache führte zu einer kontroversen Diskussion in Kirche und Gesellschaft.

Dabei enthält die Präambel der Bayerischen Verfassung auch den Gottesbezug und warnt vor einer „Staats- und Gesellschaftsordnung ohne Gott“, erläuterte Otto Hünnerkopf. Und das Kreuz steht in unserem Kulturkreis als Gottessymbol für das Christentum. Es ist nach Clemens Bieber das große Glaubenszeichen, aber auch ein kulturelles Zeichen.

Sich heute für das Kreuz auszusprechen, bedeutet jedoch schon ein gesellschaftliches Risiko. Domkapitular Clemens Bieber erwähnte, dass der Bayerische Rundfunk den Ursachen für die vielen Kirchenaustritte nachging und dabei herausfand, dass die Menschen von der Kirche Glaubenszeugnis und soziales Engagement erwarten.

„Christen haben im Zeichen des Kreuzes einen Sendungsauftrag für die Welt: den Menschen und Gott dienen.“ Dies habe er als Kaplan in Kitzingen Siedlung in den 80er Jahren bei Pfarrer Leutbecher gelernt: Zuerst müsse der Kindergarten und dann die Kirche gebaut werden. Der Apostel Paulus verkündete unter Risiken auf dem Areopag in Athen Christus, den Auferstandenen im Zeichen des Kreuzes. Auch im Römerreich wurden die Christen verlacht wegen ihrer Glaubenspraxis und verfolgt, weil sie die Notleidenden unterstützten und damit vermeintlich dem Staat gefährlich wurden. In einer frühen Karikatur auf dem Palatin in Rom wurde ein gekreuzigter Esel dargestellt. Das Kreuz als Objekt des Spottes! „Haben wir heute den Mut, uns dazu zu bekennen!“

Für Clemens Bieber ist das Kreuz das GROSSE PLUS, das Verbindende zwischen den Menschen. Und die Wirkung des Kreuzes: die Not der Menschen sehen und handeln. Er erwähnte Menschen, die danach gelebt haben: Elisabeth von Thüringen, Vinzenz von Paul oder z. B. Mutter Teresa aus Kalkutta. „Im Zeichen des Kreuzes soll den Menschen zum Leben verholfen werden“, so Clemens Bieber.

Otto Hünnerkopf berichtete von einem steten Ringen der CSU- Abgeordneten im Bayerischen Landtag um gute Entscheidungen im christlichen Sinn und im Bewusstsein, dass Macht nötig sei, um ein Land zu regieren; sie sei aber auch begrenzt ist, weil sich die Abgeordneten einem größeren Ganzen verpflichtet wissen.

In der lebhaften Diskussion wurde festgestellt, dass den „Kirchenoberen“ ebenso wie vielen Christen häufig der Mut fehle, sich gegen den Mainstream zum Kreuz zu bekennen und „glaubwürdig“ zu leben, ohne Andersgläubige zu diskriminieren. Man kann sicher darüber diskutieren, ob der Kreuzerlass zu anderer Zeit oder in anderem Rahmen hätte stattfinden sollen. Aber eine geschwisterliche Umgangskultur wäre dringend vonnöten, die auch wieder Erbarmen – ebenso mit Politikern – praktiziert. Als Christen dürften wir nicht zulassen, dass der Umgang miteinander immer rauer und hasserfüllter wird. Christen sollten zwar „anstößig“ sein, also auch Anstöße geben, und Verantwortung für Menschen, die bei uns berechtigt Asyl suchen, aber auch für die Not in der eigenen Gesellschaft übernehmen.

Gerhard Fehlbaum, der als stellvertretender Kreisvorsitzender der Senioren-Union auch die Gäste begrüßte, bedankte sich zum Schluss bei Clemens Bieber und Dr. Otto Hünnerkopf für die mutigen Aussagen zu einem derzeit heiß diskutierten Thema.

Bericht: Irene Hünnerkopf

Fotos: Heinz Herrenschmidt