Ortsverband Seeon-Seebruck-Truchtlaching

Gemeinsame Erklärung verabschiedet

Öffnungsperspektive für "Urlaub auf dem Bauernhof" gefordert

Der CSU-Ortsverband Seeon-Seebruck-Truchtlaching unterstützt die "ChiemseeBauern" bei ihrer Resolution. Die Urlaub-auf-dem Bauernhof-Vermieter fordern, dass sie Ostern ihre Beherbergungsbetriebe wieder öffnen dürfen. Unser Foto zeigt die Vertreter der "ChiemseeBauern"-Mitglieder und die CSU-Ortsvorstände in der Schreinerei Daxenberger.

Seeon-Seebruck. Während die Gesundheitsexperten  verlängerte Verschärfungen in der Corona-Krise fordern, kommen derweil Forderungen von den Anbietern von Urlaub  auf dem Bauernhof (UAB)  in der Chiemsee-Region,  ab Ostern wieder Gäste beherbergen zu dürfen. Die gewerblichen Beherbergungsbetriebe mussten seit dem ersten Lockdown acht Monate schließen: „Uns geht jetzt wirtschaftlich die Luft aus“, sagt Matthias Untermayer von den „ChiemseeBauern“. Der Zusammenschluss von sechs UaB-Prämienbauernhöfen, kann nicht nachvollziehen, dass Urlaubsreisen und Kreuzfahrten ohne verpflichtenden Test und Quarantäne ermöglicht werden, während ihre Ferienwohnungen ohne Perspektive weiter geschlossen bleiben müssen. Die vier mehrfach ausgezeichneten Ferienbauernhöfe der Gemeinde Seeon-Seebruck, werden deshalb mit Unterstützung des CSU-Ortsverbandes Seeon-Seebruck-Truchtlaching bei der Regierung von Oberbayern eine Resolution einreichen.

Bei einem Treffen mit Vertretern des CSU-Ortsverbandes in der Schreinerei Daxenberger in Seeon, machten die vier „ChiemseeBauern“- Vertreter  ihrem Ärger Luft. Sie kritisierten, dass es für die Bauernhofbetriebe keinerlei Öffnungsperspektiven gebe. Im Vergleich zu anderen Vermietern in Deutschland, habe Söder den bayerischen Betrieben  seit dem ersten Lockdown schon drei Wochen gestohlen, rechnete Untermayer vor. „Wir möchten nicht, dass das 2021 so weiter geht“, forderte er. Kein Verständnis brächten die Vermieter dafür auf, dass Deutsche zum Beispiel  Urlaub auf Mallorca machen können und  ohne verpflichtenden Test und Quarantäne zurückfliegen könnten, während die Ferienwohnungen ohne weitere Perspektive weiter geschlossen bleiben müssten. „Der normale Vermieter versteht das nicht!“ so der Vermieter des Moierhofes  in Stöffling.

Nicht nur nach seinem Dafürhalten müsse es für den Bauernhof-Tourismus einen Plan geben, der einen vernünftigen Einstieg ermöglicht. Dass eine Corona konforme Vermietung möglich sei, hätten die in der Vergangenheit bereits angewandten Hygienekonzepte klar unter Beweis gestellt. „Wir sind mit der zugestandenen Öffnung verantwortlich umgegangen und werden es auch weiterhin tun. Urlaub auf dem Bauernhof war und ist kein Pandemietreiber“, sind sie sich einig. Alle Vermieter würden abgeschlossene Ferienwohnungen anbieten und die Gäste könnten so kontaktlos ein- und auschecken.  Um ein Infektionsrisiko auszuschließen, blieben Frühstücks- oder Aufenthaltsräume, Wellness-Bereiche oder Indoor-Spielräume  ohnehin geschlossen, versicherte Veronika Ober vom Esterer Hof.

Der Urlaub auf dem Land ist nach Ansicht der Vermieter gerade Zeiten wie diesen auch  ein perfekter Ausgleich für Familien in den Städten, ihre Freizeit bei einem Spaziergang an der Alz  mit wenigen Menschen zu verbringen, anstatt  geballt im Englischen Garten. Zudem könnten durch eine kontaktlose Anreise mit dem PkW oder der Bahn  volle Flughäfen/Flugzeuge vermieden werden.

Thomas Schroll vom Staller Ferienhof befürchtet: „So wie es  jetzt geregelt ist, wird der Lockdown nie enden. Auch er beklagt das fehlende Handeln der Politik und fordert ebenso wie die Vertreter des CSU-Ortsvereins eine Perspektive für den Bauernhofurlaub.  „Unsere Bauernhöfe sind bundesweite Aushängeschilder, ebenso wie das Kloster Seeon“ und für die Gesellschaft wichtig, sagte der CSU-Ortsvorsitzende, Josef Daxenberger. Auch sein Stellvertreter, der Ex-Bürgermeister der Gemeinde Seeon-Seebruck, Bernd Ruth,  unterstützt die Forderungen der Vermieter, die jetzt in Form einer Resolution verfasst werden und  unverzüglich sowohl die  Landesregierung als auch der Bezirk Oberbayern und der  Landkreis Traunstein erhalten soll. Ein erster Schritt wäre, zum Beispiel Reisen jeweils innerhalb eines Bundeslandes ab kommenden Samstag zu ermöglichen. „Alles andere wäre ein Schlag ins Gesicht eines jeden einzelnen Vermieters beziehungsweise respektlos von den verantwortlichen Politikern gegenüber  der Lebensleistung von tausenden anständigen, arbeitsamen rechtschaffenden Bürgern“, betont Untermayer.

Die Erklärung des CSU Ortsverbandes und der Chiemsee-Bauern im Wortlaut zum Nachlesen:

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Dr. Söder,
sehr geehrte Frau Landtagspräsidentin Aigner,
sehr geehrte Damen und Herren Minister, sehr geehrte Abgeordnete,
sehr geehrter Landrat Walch,

die Betreiber der Ferienhöfe im Gemeindegebiet Seeon-Seebruck sind an unseren CSU Ortsverband herangetreten, um uns ihre dramatische Lage zu schildern. In Deutschland betrifft dieses Thema ca. 10.000 Betreiber von Ferienwohnungen auf Bauernhöfen und zusätzlich ca. 200.000 Kleinvermieter. Seit über einem Jahr grassiert die Pandemie in Bayern nun und die Betreiber von Ferienhöfen mussten über eine Dauer von über acht Monaten schließen. Wir verstehen natürlich, dass die Staatsregierung retrospektiv Maßnahmen ergreifen musste und auch keine Rückkehr zur absoluten Normalität auf kurze Sicht möglich ist. Jedoch müssen Sie die Betreiber von Ferienbetrieben ebenfalls verstehen, deren Lebensgrundlage derzeit nicht existent ist.

Im Bundesvergleich waren die bayerischen Betriebe über drei Wochen mehr als in den anderen Bundesländern geschlossen, da dort schon ab 18.Mai 2020 geöffnet wurde, in Bayern erst ab 01.06.2020.
Hinzu kommt der Ausfall der Herbstferien, welche in anderen Bundesländern ermöglicht wurden und zusätzlich für einen Verdienstausfall sorgten. Erschwerend kommt dazu die aktuell verkündete Öffnung der Ferieninsel Mallorca für Urlauber sowie die Durchführung von Kreuzfahrten, bei welcher ein Aufenthalt am Flughafen, Anreise in Flugzeugen und Transfer mittels Bussen zu den Hotels/Schiffen und zurück notwendig ist. Schwerwiegend kommt auch die lediglich freiwillige Testung nach der Rückkehr und fehlende Quarantäne hinzu, was wir den Betreibern der Ferienhöfe nicht glaubhaft erklären können.
Primär geht es den Betreibern der Ferienhöfe um eine Öffnungsperspektive, da wir als CSU Ortsverband den Menschen diese Unterscheidung nicht begreifbar machen können und sie ihre Ferienwohnungen ohne Perspektive weiter geschlossen lassen müssen. Wir bitten Sie, sich von der Allgemeinbetrachtung der „Beherbergungsstätten“ zu lösen und eine Differenzierung der Urlaubsformen vorzunehmen, die Hotels nicht mit Ferienwohnungen vermischt. Ferienwohnungen als „kontaktlose Urlaubsform“ früher öffnen lassen, gleichzusetzen mit einem Zweitwohnsitz–der Besuch dort ist während Corona erlaubt!

Wie der Traunsteiner Landrat Siegfried Walch unlängst konstatiert hat, stecken die Betreiber von Ferienhöfen in einer „Psychologischen Krise", ebenso wie die restliche Bevölkerung, die einen Tapetenwechsel benötigt. Wenn dieser momentane Zickzack-Kurs weiterhin Bestand hat, steht zu befürchten, dass die aktuellen Corona-Maßnahmen von der Bevölkerung nicht mehr lange mitgetragen werden und die Infektionszahlen wieder in die Höhe schnellen werden. Es stünde zu befürchten, dass die Bevölkerung die Anordnungen umgehen und illegal Ausgleichsmöglichkeiten suchen könnte. Wir unterstützen ausdrücklich den 5-Stufen-Plan von Landrat Walch. Sobald gefährdete Personengruppen, die schwer erkranken und durch Krankenhausaufenthalte unser Gesundheitssystem ggf. überlasten könnten geimpft sind, muss trotz weiterhin bestehender Infektionen eine schrittweise Rückkehr zur Normalität erfolgen. Es kann nicht allein die Anzahl der Erkrankten zur Bewertung der Akutsituation herangezogen werden, denn Krankheit wird immer zum Leben gehören, sondern auch die tatsächliche Zahl der schweren Verläufe und Todesopfer. Für eine sichere Möglichkeit des Urlaubs in Bayern möchten wir Ihnen folgende Punkte vorschlagen, die eine schrittweise Öffnung der Ferienbetriebe ermöglichen kann.

1. Intensive Teststrategie vor Urlaubsantritt, Nachweis der Erregerfreiheit per amtlicher PCRTestung sowie Schnelltestung der Urlauber in zu bestimmendem Intervall.

2. Hygienekonzepte aus 2020 waren erfolgreich, es gab lt. Landesverband "Urlaub auf dem Bauernhof in Bayern" keine nachweisbaren Infektionen auf den Ferienhöfen. Dies zeigt, dass
diese Urlaubsform kein Pandemietreiber ist.

3. Zusätzlich stehen in diesem Jahr sogar wesentlich mehr FFP2-Masken und umfangreichere Testmöglichkeiten als 2020 zur Verfügung, um das Infektionsrisiko noch
weiter zu senken

4. Eine Einschränkung der Urlaubsregionen wie Urlaub nur im eigenen Bundesland oder der Ausflugsmöglichkeiten wie z.B. Urlaub nur am Hof wäre denkbar, um Infektionen zu
vermeiden und mögliche Infektionsketten noch besser nachverfolgen zu können.

5. Die An-und Abreise erfolgt kontaktlos mit eigenem PKW, keine Kontakte in öffentlichen Verkehrsmitteln, im Falle einer Corona-Infektion auch sofortige Abreise mit eigenem PKW möglich.

6. Erlaubnis für Urlaub ausschließlich mit Personen aus dem eigenem Hausstand in einer nachweislich abgeschlossenen Ferienwohnung, Selbstversorgung mit Küche, womit kein
Frühstücksbuffet oder Restaurantbesuch nötig wäre und weiter eine Kontaktreduzierung erfolgt.

7. Innenbereiche (Spielzimmer, Wellnessangebote, etc.) werden wie im letzten Jahr geschlossen bleiben

8. Außenbereiche sind sehr großzügige Hofflächen, so dass weniger Kontakte im Garten oder am Spielplatz als in der Großstadt bestünde, Abstände von über 1,5 Metern wären
hierbei umsetzbar

Die Betreiber des "Urlaub auf dem Bauernhof" garantieren einen verantwortlichen Umgang mit der zugestandenen Öffnung und würden sich auch für die Einhaltung der erlassenen
Testmaßnahmen einsetzen, was die Akzeptanz der Maßnahmen stärken könnte. Diese Form des Urlaubs gäbe vielen Familien und Menschen einen Lichtblick in Ihren Pandemie-Alltag, welcher von Stress und Überarbeitung geprägt ist, in welche noch die Betreuung der Kinder integriert werden muss. So könnte der Urlaub auf dem Bauernhof Familien aus den Städten eine Auszeit in der Natur mit einem verringerten Infektionsrisiko im
Vergleich zu den Ballungszentren bieten. Falls hier keine Möglichkeit gefunden wird, die schrittweise Öffnung zu ermöglichen, steht zu erwarten, dass eine erhebliche Anzahl dieser Betriebe aufgrund der momentanen
Perspektivlosigkeit und der wirtschaftlichen Lage nicht mehr öffnen wird. Diese Höfe haben bundesweite Auszeichnungen bekommen, wurden mehrfach zum "DLG-Ferienhof des Jahres" prämiert und sind ein Aushängeschild unserer Ferienregion Chiemgau. Diese Betriebe müssen so weit wie möglich unterstützt werden und der Erhalt mit allen unterstützenden Maßnahmen gewährleistet werden. Wir bitten Sie, die vorgeschlagenen Maßnahmen innerhalb des Ministerrates sowie den Expertengremien zu diskutieren.


Wir zählen auf Ihre Unterstützung und bedanken uns bereits im Voraus für Ihre Mühen.

Für den CSU Orts-Verband Seeon-Seebruck-Truchtlaching:

Josef Daxenberger, Ortsvorsitzender, Kreis- und Gemeinderat

Bernd Ruth, Stellvertretender Ortsvorsitzender

Dr. Ulrich Zißler, Stellvertretender Vorsitzender des gesundheitspolitischen Arbeitskreises
(GPA) des CSU-Kreisverbandes Traunstein

Familie Ober, Esterer Hof

Thomas Schroll, Staller Ferienhof

Thomas Reitmaier, Huberhof Niesgau

Matthias Untermayer, Moierhof