Studie zum Alltag von Bäuerinnen im Freistaat

Kaniber: Schlüsselfiguren auf den Höfen

Eine aktuelle Studie befasst sich mit der Lebenssituation von Bäuerinnen im Freistaat. Das Ergebnis: zwei Drittel der Studienteilnehmerinnen sind mit ihrem Leben zufrieden und haben nach eigener Ansicht wichtige Lebensziele erreicht. 47 Prozent gaben an, ihr Leben entspreche ihren Idealvorstellungen, 22 Prozent dagegen würden an ihrem Leben etwas ändern, wenn sie die Chance hätten. Erstellt wurde die Studie im Auftrag des Bayerischen Landwirtschaftsministeriums vom Team von Jutta Roosen, der Leiterin des Lehrstuhls für Marketing und Konsumforschung an der Technischen Universität München. In der zweiten Jahreshälfte 2019 hatten Bayerns Bäuerinnen auf freiwilliger Basis die Möglichkeit, sich zu beteiligen. 2295 Frauen im Alter von 18 bis 82 Jahren füllten die Fragebögen vollständig aus. Diese Daten bildeten die Basis für die Studie.

Darin wurden Fragen zu Themen wie Haushaltsgestaltung, Aufgabenfeld, Einkommen, soziale Absicherung, Freizeit und Ehrenamt gestellt. Agrarministerin Michaela Kaniber bilanzierte: „Die Frauen sind die Schlüsselfiguren auf den Höfen. Ihre Bedeutung kann nicht hoch genug geschätzt werden. Die allermeisten Frauen lieben ihren Beruf, allerdings sind sie großen Herausforderungen und starken Belastungen ausgesetzt.“

  • 95 Prozent der Teilnehmerinnen gaben an, auf dem bewirtschafteten Hof zu leben, 93 Prozent davon mit ihrem Partner und 79 Prozent haben Kinder und/oder Stiefkinder. In insgesamt 26 Prozent der Familien leben die Schwiegereltern oder Eltern mit auf dem Hof. Bei 41 Prozent der Familien sei zudem die Hofnachfolge bereits gesichert.
  • Die Rollenverteilung ist der Studie zufolge in einem Großteil der Fälle traditionell geregelt. So sind die Bäuerinnen mit dem Haushalt ebenso befasst wie mit landwirtschaftlichen Tätigkeiten. Hinzu kommen die Kinderbetreuung, Gartenarbeit und die Pflege kranker Angehöriger. 76 Prozent der Teilnehmerinnen gaben an, für den Haushalt verantwortlich zu sein, lediglich bei elf Prozent hilft der Partner mit. Zu den landwirtschaftlichen Arbeiten gehören Feld- und Außenwirtschaft, Stallarbeit sowie Maschinenwartung.
  • Für Geld und Verwaltung sind je gut ein Drittel hauptverantwortlich oder gemeinsam mit dem Partner zuständig. Die Teilnehmerinnen schätzen ihren Beitrag für den Betrieb als groß bis sehr groß ein.
  • 956 der Frauen - also fast die Hälfte - gehen einer außerlandwirtschaftlichen Tätigkeit nach. Dabei sind ihnen vor allem das eigene Einkommen, der Kontakt zu anderen Menschen und die Abwechslung zum Hofalltag wichtig. Auch feste Arbeitszeiten findet gut die Hälfte reizvoll. Denn für Freizeit und Ehrenamt bleibt den Bäuerinnen eher wenig Zeit.
  • 46 Prozent gaben an, wöchentlich bis zu fünf Stunden Freizeit zu haben. Lediglich 12 Prozent verfügen den Angaben nach regelmäßig über einen freien Tag pro Woche. Ehrenamtliches Engagement ist den Frauen wichtig, 65 Prozent der Teilnehmerinnen gaben an, hier aktiv zu sein - vorwiegend in der Kirche, im Bauernverband oder bei den Landfrauen.

Kaniber betonte, wie wichtig es sei, sich ab und zu ein paar freie Stunden pro Woche zu ermöglichen, um den Kopf frei zu bekommen. Sie verwies aber auch darauf, dass zum Beispiel selbstständige Unternehmerinnen in Handwerk und Hotellerie auch ein enormes Arbeitspensum und oft keine regelmäßige Freizeit hätten. Von den Bäuerinnen sagten in der Studie 57 Prozent, dass sie sich mit ihrem Beruf in der Gesellschaft nur wenig anerkannt fühlten. Die Ministerin unterstrich hier die Rolle der Frauen auf Bayerns Höfen: „Die Frauen sind hoch motiviert, gut ausgebildet und verantwortungsbewusst. Diesen Schatz müssen wir pflegen.“