AKH-Bezirksverband München

Kommentar zur Veranstaltung des Jüdischen Forum in der CSU

 „Israel nach dem 7. Oktober 2023 – Die Auswirkungen des Terroranschlags der Hamas auf Israel und Deutschland“

Die Veranstaltung des Jüdischen Forums am 13.03.24 gab einen intensiven und nur schwer zu ertragenden Einblick in die Folgen des brutalen und beispiellosen Massakers der Hamas an Israel. Waren die Ausführungen von Dr. Ludwig Spaenle über das Vorgehen der Terroristen in den israelischen Familien und der aktuellen Situation in Israel schon nahe an der Grenze des Ertragbaren, folgten mit der Beschreibung der stetig wachsenden antisemitischen Vorfälle in ganz Deutschland von Aaron Buck nicht weniger abscheuliche Fakten. Ob Sportplatz, Universität, Schulen, Kulturveranstaltung oder öffentlicher Raum, überall bahnt sich der Antisemitismus von allen politischen, religiösen und kulturellen Seiten seinen Weg und entwickelt zu einer in der Mitte der Gesellschaft immer besser akzeptierten Haltung. Dieser Prozess verklärt allerdings völlig die Frage nach Schuld und Auslöser mit dem Effekt, dass Israel nun als Angreifer gesehen wird, der unschuldige Zivilisten und Kinder bombardiert. Um hierzu beiden Referenten völlig Recht zu geben: Schuld an jeder einzelnen Bombe und jedem hungernden Kind sind allein die Terroristen der Hamas und deren Unterstützer. Da darf und kann es keinen noch so kleinen Zweifel oder ein „aber“ geben. Es ist unbestritten, dass die israelische Regierung in den letzten Jahren zahlreiche Flanken für Kritik auch in Bezug auf die Politik gegen die Menschen im Gazastreifen und Westjordanland geöffnet hat. Der 07.10.23 darf aufgrund seiner Brutalität aber niemals als Rechtfertigung oder gar Entschuldigung gegenüber der Politik Israels funktionalisiert werden.  

Wer die Auslöschung der jüdischen Mitbürger in der ganzen Welt als einziges „politisches“ Ziel hat, darf nicht ansatzweise verteidigt oder entschuldigt werden. Wer Babys und Kinder bestialisch ermordet, Kinder, Kranke und Alte als Schutzschilder im Gaza benutzt und der eigenen Bevölkerung humanitäre Hilfe versagt, kann von uns keinerlei Toleranz erwarten. Selbstverständlich trauern wir um jedes Opfer auf allen Seiten, die Schuld hierfür trägt jeder einzelne Terrorist der Hamas.

Wenn in München oder sonst irgendwo in unserem Land die jüdischen Mitbürger nur noch unter Polizeischutz Kinder (!) -Fußballspiele, kulturelle Veranstaltungen oder religiöse Feiern durchführen können, wenn man abrät, Israel-Fahnen zu hissen oder sich als jüdisch auf einer Demonstration zu zeigen aus Angst vor Gewalt, dann ist NIE WIEDER nicht morgen oder übermorgen, sondern längst heute.

Um das klar zu sagen: Es ist ein Armutszeugnis für uns alle in Politik, Gesellschaft und Staat, wenn jüdische Menschen heute im Jahr 2024 überlegen, wieder aus Deutschland wegzuziehen aus Angst zur Gewalt und Diskriminierung. Daher ist es höchste Zeit, jeden noch so kleinen antisemitischen Vorfall ernst zu nehmen und keine Toleranz den Falschen gegenüber zu zeigen. Wer das Existenzrecht Israels in Frage stellt und Süßigkeiten auf unseren Straßen aus Freude über das Massaker am 07.10.23 verschenkt, kann keinen Platz in unserer offenen und demokratischen Gesellschaft haben.    

Der AKH München begrüßt das große Engagement des Antisemitismusbeauftragten der Bayerischen Staatsregierung, Dr. Ludwig Spaenle und sichert ihm jede Unterstützung bei seiner Arbeit zu. Ebenso wird der AKH den Austausch mit den Mitgliedern der Israelitischen Kultusgemeinde in München und Oberbayern versuchen zu intensivieren und alle unterstützen, die sich für jüdisches Leben in unserer Stadt einsetzen.   

Unbestritten ist: Die jüdische Kultur und jüdisches Leben sind ein wesentlicher und prägender Teil der Geschichte Münchens, Bayerns und Deutschlands. Aufgrund unserer grausamen Geschichte ist der Schutz jüdischen Lebens nicht nur Staatsraison, sondern eine individuelle Bürgerpflicht.

Dr. Rainer Sontheimer (Vorsitzender des AKH München)

Den Kurzbericht zur Veranstaltung finden sie hier.