Bezirksverband Niederbayern

ASP-Niederbayern

"Sicherheitspolitik wird zunehmend wichtiger!"

Foto: Bezirksvorsitzender Christian Hirtreiter (rechts) bedankte sich mit einem Geschenkkorb für die umfangreiche Berichterstattung bei dem Prämonstratenserpater Pater Patrick (links).

Sicherheitspolitik wird zunehmend wichtiger

Sicherheitslage in Mali und der Ukraine erörtert – Militärpfarrer Pater Patrick berichtete

Straubing. Militärpfarrer Pater Patrick berichtete am 09. März im Rahmen der virtuellen Videokonferenz des Außen- und Sicherheitspolitischen Arbeitskreises Niederbayern von seinen Erfahrungen und Erlebnissen bei seinen Einsätzen im Rahmen des Mandates der Vereinten Nationen (UN) in Mali. Bei dem mit hochkarätigen Gästen besetzten Dialogforum in der Straubinger CSU-Bezirksgeschäftsstelle wurden brisante Themenfelder erörtert.

Militärseelsorge auch beim Auslandseinsatz

Ein Militärpfarrer hat eine zunehmend wichtige Aufgabe, betonte Pater Patrick eingangs, als er sich und seinen Werdegang zu seinem jetzigen Aufgabengebiet vorstellte. Pater Patrick Beszynski ist der hauptamtliche katholische Standortpfarrer an den Bundeswehrstandorten Bogen, Cham, Deggendorf, Feldkirchen, Freyung, Regen, Regensburg, Kümmersbruck und Roding. Als Ordensangehöriger der Prämonstratenser ist er der Abtei Windberg zugehörig und war vor seiner Verwendung in der Militärseelsorge bereits 13 Jahre als Seelsorger für die Gehörlosen engagiert. Er hat über 8.000 Soldaten zu betreuen und übt zugleich das Amt des Notfallseelsorgers in der Region Straubing-Bogen aus. Als Militärseelsorger hatte Pater Patrick vor elf Jahren einen bitteren Beginn mit den gefallenen deutschen Soldaten in Afghanistan. Der Geistliche ist seit 2011 im Dienst und war sogar schon im ISAF-Camp Marmal in Masar-i-Scharif in Nordafghanistan stationiert. Pater Patrick war bereits zweimal in mehrmonatigen Aufenthalten in Mali eingesetzt, um seinen Dienst als Seelsorger des Einsatzkontingents in dieser Krisenregion zu versehen. "Ich bin Zivilist", betont Pater Patrick. "Wer zu mir kommt, der kommt zu jemandem, der nicht in der Hierarchie der Bundeswehr steht." Das gelte auch für den evangelischen Militärseelsorger. Damit unterstrich er die besondere Stärke der Militärseelsorge als Ansprechpartner für die Soldatinnen und Soldaten, die nicht nur von Gläubigen genutzt wird. Die Einsatzvorbereitung bei einer Auslandsverwendung ist die gleiche wie bei normalen Soldaten, erzählte Pater Patrick. Anhand von kleinen Anekdoten erläuterte er verschiedene wichtige Bestandteile beim Alltagsleben der Soldatinnen und Soldaten, aber auch der dortigen Bevölkerung. Er stellte die alltäglichen Herausforderungen vor. „Die Mannschafts-unterkünfte sind bei der heißen Witterung nicht immer eine Freude“. Pater Patrick beleuchtet seine mehrmonatigen Auslandseinsätze in dem vielschichtigen Land und ging auch auf die kulturellen Eigenarten dieses riesigen Binnenstaates ein.

Sagenhafter Reichtum in einem armen Land

Der über eine Million Quadratkilometer große Staat wird von fast 20 Millionen Menschen bevölkert. Der größte Teil der Bevölkerung lebt im Südteil des Landes, der von den beiden Flüssen Senegal und Niger durchflossen wird. Der Norden erstreckt sich bis tief in die Sahara und ist äußerst dünn besiedelt. Reichlich vorkommende Bodenschätze wie Gold und Salz machen das Land seit der Antike und auch heute für den Weltmarkt höchst begehrenswert. Paradoxerweise ist Mali aber eines der ärmsten Länder in Afrika und der Welt, obwohl das sagenhafte Timbuktu unendliche Mengen an Kostbarkeiten besitzen soll.

Russische Söldner in Mali

Jüngsten Berichten zufolge sind in Mali Söldnerkontingente der russischen sogenannten „Wagner-Gruppe“ im Einsatz. Seit Langem besteht die Vermutung, dass die Machthaber im Krisenstaat Mali auf die Unterstützung von russischen Söldnern zurückgreifen. Bislang dementiert die Militärjunta diese Vorwürfe.

Doch nun ist fast sicher, dass "mehrere hundert" russische Söldner in dem Krisenstaat mit Folter und gezielten Tötungen „aktiv“ sind. Diese „Sicherheitsfirma“ soll auch in den Konflikten in der Ukraine, in Libyen oder Syrien eingebunden gewesen sein. Ihren Söldnern werden schwere Verstöße gegen Menschenrechte vorgeworfen. Im Dezember 2021 verhängte die EU-Sanktionen gegen die Wagner Gruppe. Mali wird seit dem jüngsten Putsch im Mai 2021 von einer militärischen Übergangsregierung geführt. Diese weist jedoch die Vorwürfe, die Söldner angeheuert zu haben, zurück. Allerdings hatte Mali eingeräumt, dass sich russische Ausbilder im Lande aufhalten. Es handle sich um eine Vereinbarung zwischen dem malischen und dem russischen Staat. Wie die EU-Ausbildungsmission EUTM bilde auch Russland Sicherheitskräfte in Mali aus.

Bundeswehreinsatz in Mali läuft noch bis Mai 2022

Mit bis zu 1.100 Soldaten befindet sich aktuell bei den Missionen in Mali eines der größten deutschen Truppenkontingente im Auslandseinsatz. Die Lage in der Sahelzone ist besorgniserregend. Die Gewalt nimmt zu, ebenso soziale und ethnische Konflikte. Militär- und Rebellengruppen ringen um die Macht. Pater Patrick berichtete von der besorgniserregenden Lage, wie erst im Tschad und zuvor auch in Mali deutlich wurde, wo der Norden des Landes nach einem Militärputsch in die Hände islamistischer Gruppierungen geriet. Mindestens bis Ende Mai 2022 werden Soldaten der Bundeswehr am UN-Einsatz Minusma in Mali teilnehmen. In den kommenden acht Wochen wird daher der Bundestag über eine mögliche Fortführung der Einsätze im Rahmen der Stabilisierungsmission in Westafrika Beschluss fassen.

Aktuelle Situation in Europa

Der Deggendorfer Bundestagsabgeordnete und Reserveoffizier Thomas Erndl berichtete im Rahmen der Videokonferenz zu den aktuellen sicherheitspolitischen Herausforderungen. MdB Erndl ist auch in der aktuellen 20. Wahlperiode des Bundestags weiter im Auswärtigen Ausschuss tätig und hat die Position des stellvertretenden Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses inne. Der Künzinger berichtete zu einer Reise nach Litauen, die er erst am Vortag der Veranstaltung endete. Erndl bekräftigte, dass Litauen ein enger Partner Deutschlands sei.

Hier sind rund 1.000 deutsche Bundeswehrangehörige stationiert. Gemeinsam mit den NATO-Partnern sorgt die Bundeswehr dafür, dass das Baltikum sicher bleibt.

In den vergangenen Tagen hatte er sich mit den führenden litauischen Politikern über die Sicherheitslage ausgetauscht. Thomas Erndl betonte: „Der russische Angriffskrieg ist völkerrechtswidrig und inakzeptabel. Das Putin-Regime muss mit den Belagerungen und dem Beschuss der Ukraine umgehend aufhören. Die Ukraine hat unsere volle Solidarität und Unterstützung.“

Diskussion war vielschichtig

Im Rahmen der umfangreichen Diskussion wurde sowohl die Lage in Mali als auch in der Ukraine erörtert. Das Thema Seelsorge ist bei allen Einsätzen wichtig.

Pater Patrick verdeutlichte auch, dass die Aufgabenstellungen in der Militärseelsorge immer vielschichtiger werden, aber es ihn besonders freue, dass sich auch konfessionslose Soldatinnen und Soldaten gerade bei Auslandseinsätzen taufen lassen. Bezirksvorsitzender Christian Hirtreiter stellte heraus, dass sicherheitspolitische Themen künftig auf der Prioritätenliste weiter nach oben rücken werden, wie man an den aktuellen Entwicklungen klar erkennen könne.