Kreisverband Neu-Ulm

Kloster Roggenburg

Theo Waigel feiert seinen 75. Geburtstag

75 Jahre alt und kein bisschen müde: Die CSU hat am Samstag den Geburtstag von Theo Waigel gefeiert. Mehrere hundert Gäste, darunter eine illustre Schar prominenter Weggefährten, waren gekommen. Foto von MATTHIAS STELZER

Am Freitag der Abschied von Neu-Ulms Noch-Landrat Erich Josef Geßner, einen Tag danach der Geburtstagsempfang für Theo Waigel – rund ums Kloster Roggenburg drängten sich zuletzt die dunklen Limousinen. „Morgen, am Sonntag, haben wir dann wieder nur Gottesdienst“, witzelte da selbst einer der Prämonstratenser-Padres im Kloster-Bildungssaal.

Dort hatte sich die politische Waigel-Familie um die Familie Waigel geschart. Neben seiner Frau Irene Epple-Waigel und seinem jüngsten Sohn Konstantin hatte der Jubilar auch seine 91-jährige Tante mitgebracht. Freunde und Nachbarn aus seinen Heimatgemeinden Oberrohr (Kreis Günzburg) und Seeg (Kreis Ostallgäu) gaben dem ehemaligen Bundesfinanzminister und CSU-Parteichef die Ehre. Ebenso wie der ehemalige Kanzleramtsminister Friedrich Bohl (CDU), der aktuelle Bundesentwicklungsminister Gerd Müller, etliche andere ehemalige oder amtierende CSU-Mandatsträger und Weggefährten wie der langjährige Chefredakteur des „Bayernkuriers“, Wilfried Scharnagl.

Der Ex-Justizminister und amtierende Landtagsabgeordnete des Wahlkreises Günzburg Alfred Sauter hatte in seiner Funktion als Bundestagswahlkreis-Vorsitzender der CSU nach Roggenburg eingeladen und ließ dort in seiner launigen Begrüßung auch gleich anklingen, was viele der Gäste im Saal verbinden dürfte: „Wir sind uns sehr einig darin, wen wir nicht mögen.“ Gemeint war dabei nicht die politische Konkurrenz, sondern jener Parteifreund, dessen Namen während des festlichen Empfangs nicht einmal zu hören war: Edmund Stoiber.

Als große Persönlichkeit und verlässlichen Menschen würdigte Alois Glück den Jubilar. Als früherer Landtagspräsident und amtierender Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken hielt Glück dem „heimatverbundenen und weltoffenen“ Theo Waigel zugute, dass er immer sensibel für die Menschen um sich herum geblieben sei. Mit seinem „starken inneren Kompass“ und seinen Überzeugungen „aus einem reflektierten Glauben heraus“ habe der Politiker Waigel nie das Zuhören verlernt. „Theo Waigel ließ sich nicht alleine von der Gesinnungsethik tragen. Er war sich auch der Verantwortungsethik bewusst.“ Daher sei der Sohn eines Maurerpoliers und Nebenerwerbslandwirts nie zum Dogmatiker geworden, sondern stets bereit gewesen, sich mit komplexen Sachverhalten und anderen Meinungen zu beschäftigen. Für Glück verkörpert Waigel den „erweiterten Horizont der Partei nach der Ära Franz Josef Strauß“.

An den Patriarchen der CSU und seinen langjährigen Chef in Bonn und Berlin („Bei Helmut Kohl zu arbeiten, war wunderschön, aber nicht immer vergnügungsteuerpflichtig“) erinnerte auch Theo Waigel in seinen Dankesworten. In all den landes- und bundespolitischen Jahren habe ihn aber vor allem seine Verbundenheit zur Heimat getragen. „Meine Nabelschnur zu Oberrohr war immer da“, sagte er – und machte mit einem verbalen Seitenhieb auf seinen mittlerweile sehr europakritischen Weggefährten Scharnagl gleich klar: „Aber ich bin auch der Europäer.“

Das zusammenwachsende, friedlich Europa ist ein Thema, das bei Theo Waigel Energie freisetzt. Gerade wegen des kritischen Europakurses, den seine Partei aktuell eingeschlagen hat, kündigte der 75-Jährige in Roggenburg an, sich in dieser Frage weiter politisch einzumischen: „Natürlich kann man an Europa noch einiges verbessern, aber das gilt ja sogar für Bayern.“