Kreisverband Straubing-Bogen

Straubinger Tagblatt

Präsident der TU München sprach beim Neujahrsempfang in Konzell

Neujahrsempfang 2017 mit Prof. Wolfgang Herrmann

Straubing-Bogen. Die Forschung in den Zentren stärken, neue Uni-Standorte in der Region verankern und bewährte Fachrichtungen verknüpfen - dies forderte der Präsident der Technischen Universität München, Prof. Wolfgang Herrmann, beim Neujahrsempfang der Landkreis-CSU am Sonntag in Konzell. Mit diesen drei Punkten und mit einer Freude am internationalen Wettbewerb könnten sich die bayerischen Universitäten weltweit behaupten. Für den in Straubing geplanten TU-Standort kommt hinzu: Der Studiengang ist in der Konzeption einzigartig in Deutschland. "Es entsteht ein international sichtbares Zentrum im Bereich der Biotechnologie und Nachhaltigkeit."

Es war eine gute Idee des CSU-Kreisverbandes Straubing-Bogen, trotz des anstehenden Bundestagswahlkrampfes zum Neujahresempfang keinen "eingefleischten" Politiker als Festredner einzuladen. Stattdessen wählten sie den Präsidenten der TU München. Dieser ließ in seiner Rede nur kurz und in einem Nebensatz fallen, dass es gut sei, in Bayern zu leben. "Hier sind die Menschen gut aufgehoben." Unter anderem weil verantwortungsbewusste und tüchtige Politiker für gute Rahmenbedingungen sorgen. Den politischen Teil zuvor hatte der Kreisvorsitzende Josef Zellmeier (MdL) übernommen. Er bezeichnetet Herrmann als Freund und Förderer unserer Heimat und freute sich darauf , dass die Universität Straubing eine Einrichtung der TU München wird, die sicherlich in ganz Niederbayern ausstrahlen werde. Anschließend lobte er den Freistaat Bayern als Bildungsland, Wirtschaftsland, Familienland, Sicherheitsland sowie Integrationsland und setzte hinter jeden Begriff auch gleich die Nummer 1.
Lediglich ein kurzer thematisierter Schlenker ging in Richtung Asylpolitik. Zellmeier betonte, dass der CSU die Obergrenze von 200 000 Asylsuchenden wichtig sei, ebenso wie die Werte des christlichen Abendlandes. "Wer zu uns kommt, hat sich an unsere Spielregeln zu halten." Mit ihrer Politik der Leitkultur sei die CSU mit der großen Mehrheit der Menschen in Bayern einer Meinung. "90 Prozent finden die Leitkultur gut, auch wenn sie sich teilweise am Begriff stören." 

Bisserl Salz und viel Geist 
Überraschendes hatte Prof. Herrmann zwar nicht im Festredner-Gepäck, aber er gewährte den Zuhörern aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Geistlichkeit einen umfassenden Einblick in die Bedeutung von Wissenschaft und Forschung - von früher bis zu den Anforderungen in der heutigen Zeit. Der Wohlstand eines Landes werde maßgeblich von Naturwissenschaften und Technik beeinflusst. Dies sei für Bayern besonders wichtig, da der Freistaat ein rohstoffarmes Land ist. "Abgesehen von dem bisschen Salz." Stattdessen aber habe Bayern den Rohstoff Geist. "Und das in großen Mengen."
Mit der neu an die TU München angegliederten Hochschule für Politik werde versucht, technischen Fortschritt und politische Meinungsbildung zusammenzubringen. Die Studenten sollten nicht nur Plato lernen, sondern müssten zudem ein Gespür entwickeln, wie sehr technischer Fortschritt das politische Handeln beeinflussen kann. Dies könne auch bei schwierigen Themen wie der Energiewende helfen. Denn nun könnten an der TU auch Vermittler zwischen Technik und Politik ausgebildet werden. Das Ziel - und das gehe noch darüber hinaus - sei einer Kombination von Politik, Wissenschaft und Wirtschaft.

"Der Zweite ist kein Sieger"
Dabei müsse aber die technische Seite selbstbewusst definiert werden. "Denn Technik und Wissenschaft ergibt den industriellen Aufstieg." Dies machte Herrmann mit einem kurzen Rückblick in die Vergangenheit deutlich. Schon früher hätten in München bedeutende Wissenschaftler wie Justus von Liebig gewirkt. Karl von Linde beispielsweise habe den Kühlschrank erfunden. Den hätte möglicherweise auch ein anderer Wissenschaftler erfinden können, gab Herrmann zu und lächelte. Fakt aber ist von Linde hat ihn eher erfunden. Der Zeitpunkt ist das, was in der Forschung zählt." Denn der Zweite ist schon kein Sieger mehr." Und solche Sieger habe es an der TU München schon viele gegeben. "Wir sind schon lange eine internationale Metropole von Wissenschaft und Ausbildung." Deshalb ärgeres es ihn, wenn München auf Lederhose, Bier und Oktoberfest reduziert werde.

Mehrwert durch Austausch
Die Anforderungen haben sich geändert. "Gut ausgebildete Ingenieure, stabile Unternehmen und tüchtige Politiker reichen nicht mehr aus." Interdisziplinäre Ausbildung sei gefragt. So müssten klassische Fachrichtungen - wie Ingenieure und Mediziner - miteinander verschränkt werden. Diese sprächen zwar verschiedene Sprachen, durch eine gemeinsame Arbeit könne sich aber ein Mehrwert ergeben. Außerdem müssten sich die Universitäten dem internationalen Vergleich stellen. Das sorge für interessierte ausländische Studenten.
Und nicht zuletzt: Das Forschen an den Universitäten in den Zentren sei ebenfalls nicht mehr zeitgemäß. Die Wissenschaft müsse in die Bevölkerung getragen und "mit der wissbegierigen Öffentlichkeit diskutiert werden". Nur so könne Technik ein gesellschaftlicher Konsens werden. "Ist sie das nicht, werden wir keine technischen Projekte mehr umsetzen können", meinte Herrmann mit Blick auf die ins Stocken geratene Energiewende.
So begeistert der TU-Präsident von den chinesischen Studenten sprach, so bewusst war es ihm, dass sich eine Hochschulstadt Straubing aber auch über deutsche Studenten freuen würde - wenn nur die angekündigten 1 000 endlich kämen. Gut Ding aber braucht seine Weile.
Zum einen in finanzieller Hinsicht: Einen Studiengang an einem regionalen Standort neu zu installieren sei teurer, als wenn man ihn an einer Uni angliedern würde. Außerdem müsste entsprechend qualifiziertes Fachpersonal erst einmal gefunden werden. Wenn es auch dauern wird, so dürfe sich Straubing dennoch freuen, schließlich entstehe hier ein international sichtbares Zentrum im Bereich der Biotechnologie und Nachhaltigkeit. Da der Studiengang in Deutschland einzigartig ist, würden die Studenten nicht nur aus der Region, sondern aus ganz Deutschland, ja sogar aus ganz Europa kommen. "Wir installieren hier neue Schwerpunkte über die nachwachsenden Rohstoffe hinaus, nämlich chemische Biotechnologie und Bioökonomie." Der Plan sei das warten wert.: "Politik und TU verneigen sich vor dem Standort Straubing. Aber entweder wollen wir ihn ganz oben sehen oder wir lassen es bleiben."

Blumen und Busserl
Ganz oben, zumindest auf dem Podium, wollte der JU-Kreisvorsitzende Andreas Aichinger auf alle Fälle Klett-Festhallenwirtin Maria Kienberger sehen. "Komm hoch, du hast Glück, dass ich dir diesen Blumenstrauß überreiche, dann bekommst ein Busserl von mir, nicht von den beiden älteren Herren." MdB Alois Rainer und MdL Josef Zellmeier ließen sich aber nicht lumpen und umarmten die Wirtin dankend ebenfalls.