Kreisverband Straubing-Bogen

CSU-Kreistagsfraktion

Ist die letzte Perle der Bayerischen Robotik noch zu retten?

Die CSU-Kreistagsfraktion unter der Leitung ihres Vorsitzenden Ewald Seifert befasste sich in ihrer letzten Sitzung mit einem hochinteressanten und zugleich brandaktuellen Thema: Der Zukunft des Landkreises als Innovationsstandort und der diesbezüglichen Konkurrenz, vor allem mit China.

Seifert informierte die Fraktion über die Bemühungen, am Bayerischen Innovationstransformationszentrum (BITZ) in Oberschneiding eine Forschungsplattform anzugliedern, die sich mit der intelligenten Manipulation in der Fertigung beschäftigt. Entwickelt soll die Plattform vor allem deshalb werden, weil man mit Prof. Berthold Bäuml, den am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) zuständigen Leiter des Bereiches Robotik und KI (künstliche Intelligenz) sowie eines der Kernstücke seiner Arbeit der letzten Jahre, nämlich die Roboterhand, in Bayern halten und die Technik damit vor der vollständigen Übernahme durch die ausländische Konkurrenz schützen wolle. „Nach dem KUKA-Desaster bleibt uns von der ehemals bayerischen Vormachtstellung in der Robotik inzwischen nur noch die Hand. Ab dem Arm ist schon alles chinesisch oder amerikanisch“, so Seifert besorgt. Die Kernkompetenz hinsichtlich der Hand liege aber in der Hand genau jenes Prof. Bäuml, der seine Arbeit künftig am liebsten in einer 20-30 Mitglieder starken Forschungsgruppe der TU München und der Technischen Hochschule Deggendorf fortführen möchte, die mit den Vorteilen eines kleinen und weitgehend unabhängigen Teams am BITZ in Oberschneiding dafür sorgen möchte, die führende Position in der Welt zu behaupten. Die Forschungsplattform wäre nach Ansicht von Bäuml und Seifert vergleichbar mit der Schnelligkeit und Wendigkeit eines Start Ups im Vergleich zur Trägheit eines Großkonzerns.  Seifert betrachtet dies als dringend notwendig, denn die über künstliche Intelligenz gesteuerte Roboterhand werde die Grundlage der Industrieproduktion und der Fertigung der Zukunft sein. „Da geht es um nichts anderes als unseren künftigen Wohlstand und die Konkurrenz holt weltweit schnell auf während wir uns mit Bürokratie und Regularien beschäftigen“. Dabei gehe es nicht nur um die Ehre des einstigen Robotik-Weltmeisters Deutschland, nicht auch noch seine letzte Perle kampflos zu verlieren. Es gehe vor allem um die Frage, mit welchen Produktions- und Wettbewerbsvorteilen die ostbayerische bzw. die bayerische und deutsche Industrie gerade in Zeiten eines sich immer mehr verschärfenden Fachkräftemangels ins Rennen um hochpräzise und kostengünstige Fertigungsmethoden gingen.

Fest und äußerst engagiert an der Seite dieses Vorhabens stehe, so Seifert, MdL Josef Zellmeier. Auch Landrat Josef Laumer unterstütze die Bemühungen um diese Ansiedlung ohne Wenn und Aber. Auch von Seiten des Wissenschaftsministeriums gebe es bereits Unterstützungszusagen. So habe ihm Minister Blume erst am Parteitag versichert, die erforderlichen Finanzmittel für den Haushalt vorbereitet bzw. angemeldet zu haben.  Besonders zuversichtlich stimme ihn die persönliche Unterstützung von Ministerpräsident Markus Söder. Woran man derzeit, und dies nicht erst sei kurzem, zu kauen habe, das sei die Umsetzung in der Zusammenarbeit zweier Hochschulen und des Ministeriums, für die es keine Blaupause gebe. Allerdings sei das Konzept in seiner Grundstruktur sehr einfach, weshalb sich Seifert in der Umsetzung sowohl von der politischen als auch von der Verwaltungselite des Landes mehr Tempo wünscht. „Ich habe das Gefühl, wir verwalten uns auch hier zu Tode. Wenn wir uns nicht ganz schnell angewöhnen, in wirtschaftspolitischen Wettbewerben mindestens so schnell zu laufen, wie die Konkurrenz, dann werden wir nichts mehr gewinnen“, so Seifert. In einer Zeit, in der Tesla-Chef Musk die Entwicklung des humanoiden Roboters als höchste Priorität bezeichne, seinen Roboter Optimus als Blaupause für die künftigen Arbeitskräfte sehe und in der China seit Jahren offen erkläre, die wirtschaftliche Vorherrschaft in Europa bis 2049 übernehmen zu wollen, leiste sich Deutschland eine unglaubliche Trägheit in wichtigen Zukunftsfragen, so Seifert. In China würde das Projekt längst laufen. „Dass uns in so wichtigen Fragen Diktaturen in puncto Entscheidungs- und Umsetzungstempo um Lichtjahre voraus sind, das kratzt auch an meinem Nationalstolz. Den Kalten Krieg hatten wir doch v.a. wirtschaftlich gewonnen weil Demokratie und eine freie Gesellschaft mit mündigen Bürgern effizienter und innovationsfreudiger als unweigerlich korrupte Diktaturen sind“, so der Fraktionsvorsitzende.

Bäuml, der derzeit auch ein Büro in Oberschneiding hat, schätze neben der verkehrsmäßig außerordentlich günstigen Lage, vor allem mit der relativen Nähe zum TUM-Campus in Garching und den wichtigen Wissenschafts- und Produktionsstandorten in Ostbayern die besonderen Möglichkeiten der Transformation in Zusammenhang mit dem in der „hochagilen“ Gemeinde Oberschneiding (Prof. Bäuml) angesiedelten BITZ.

Landrat Josef Laumer kündigte unter einhelliger Zustimmung der CSU-Fraktion an, Prof. Bäuml demnächst in eine Sitzung des Wirtschaftsausschusses einzuladen.