Kreisverband Erding

Ausschuss Bildung und Kultur

Reithofener Zwoag´sang und der Archäologische Verein Erding e.V.

Sitzung des Ausschusses für Bildung und Kultur am 04.10.2023

Im Rahmen der Sitzung des Ausschusses für Bildung und Kultur wurden die Preisträger für den diesjährigen Kultur- und Umweltpreis bekannt gegeben. Es sind dies der Reithofener Zwoag´sang und der Archäologische Verein Erding e.V.

Darüber hinaus beschloss der Ausschuss, im Rahmen der Kulturförderungsrichtlinien des Landkreises Erding weitere Projekte zu fördern. Zum einen soll das Kriegerdenkmal in der Gemeinde Taufkirchen/Vils durch die Krieger- und Soldatenkameradschaft Taufkirchen/Vils restauriert werden, um auch künftigen Generationen einen heimatgeschichtlichen Ansatz zur Auseinandersetzung mit den schrecklichen Folgen beider Weltkriege vermitteln zu können. Darüber hinaus werden die Blaskapelle Isen und die Jugendblaskapelle Isen mit jeweils 15.000 Euro zur Erstellung eines Probenheimes unterstützt.

Kultur- und Umweltpreisverleihung des
Landkreises Erding 2023
Archäologischer Verein Erding AVE

Getreu dem oft zitierten Bonmot „Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten“ spielt der Archäologische Verein Erding (AVE) eine wesentliche Rolle in der Erhaltung und Förderung des kulturellen Erbes der Region. Er bietet eine Plattform, um Leidenschaft für Archäologie auszuleben und das Verständnis für die Geschichte zu vertiefen. Der Verein trägt maßgeblich zur Bereicherung der Gemeinschaft und zur Stärkung der Verbindung der Menschen zur Vergangenheit bei.

Seit seiner Gründung 2010 hat sich der AVE zu einer wichtigen Institution im Landkreis Erding und auch darüber hinaus entwickelt. Seine rund 225 Mitglieder, bestehend aus engagierten Archäologen, Historikern und Interessierten, arbeiten unermüdlich daran, die regionale Geschichte aufzudecken und zu bewahren.

Eine der herausragenden Leistungen des Vereins ist die Erforschung und Dokumentation zahlreicher archäologischer Fundstätten im Landkreis. Durch seine engagierte Arbeit konnten bedeutende Artefakte und Relikte vergangener Zeiten ans Licht gebracht werden, die helfen, die Geschichte der Vorfahren besser zu verstehen und nachzuvollziehen, wie sie mit ihrer Umwelt umgegangen sind. Diese Forschungsbemühungen haben nicht nur wertvolles Wissen über die Vergangenheit erweitert, sondern auch dazu beigetragen, Identität und Kultur zu stärken.

Der Archäologische Verein Erding erforscht jedoch nicht nur die Vergangenheit, ersetzt sich auch aktiv für deren Erhalt ein. Die Restaurierung und Pflege historischer Stätten und Artefakte ist von entscheidender Bedeutung, um Landkreisgeschichte erleben und schätzen zu können. Darüber hinaus organisiert der Archäologische Verein Erding Bildungsprogramme und Veranstaltungen wie das jährliche Archäologische Sommersymposium im Museum Erding, er unternimmt Wanderungen und Exkursionen, veröffentlicht Informationsmaterial und macht via „Reenactment“ („gelebte Geschichte“) historische Lebensweise erfahrbar.

Auch gesellschaftspolitisch bringt sich der Verein ein. Anlässlich der Änderung des Bayerischen Denkmalschutzgesetzes im Juni 2023 startete der AVE eine Unterschriftenaktion, um Grundstückseigner und Bauherren hinsichtlich der oftmals enormen Kosten für die vorherige wissenschaftliche Untersuchung des Bodens, die Bergung von Funden und die Dokumentation der Befunde zu entlasten. Im Februar konnte eine Liste mit über 1200 Eintragungen von Bürgerinnen und Bürgern dem Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, Markus Blume, übergeben werden.

Aufgrund seines herausragenden Wirkens sowohl im Dienste der Geschichte und der Kultur als auch seines Beitrags zu deren Erhaltung und der entsprechenden
Wissensvermittlung wird der Archäologische Verein Erding mit dem Kultur- und Umweltpreis des Landkreises Erding 2023 ausgezeichnet.

Kultur- und Umweltpreisverleihung des
Landkreises Erding 2023
Reithofener Zwoags´ang

Zu unserer Heimat gehören Bräuche und Traditionen, die bildhaft und unverwechselbar Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft in einen direkten Zusammenhang bringen. Besonderen Raum nimmt hier speziell die Volksmusik ein, die zu jeder Zeit ein wichtiger Bestandteil des gesellschaftlichen und auch bäuerlichen Lebens war. Zwar sind viele Weisen und Lieder niemals zu Papier gebracht worden und werden dennoch von Generation zu Generation weitergegeben, um etwa an kirchlichen Feiern wie Erntedank, Kirta, Weihnachten oder auch zu weltlichen Anlässen von einem breiteren Publikum entdeckt zu werden. Wenn etwas wie das volkmusikalische Liedgut seine Ursprünglichkeit bewahrt oder wiedergewonnen hat, findet es auch über den engeren Raum seiner Entstehung und regionale Grenzen hinaus Interesse und Anerkennung. Botschafter und Multiplikator für die Besonderheiten, Vielfalt und ursprüngliche Schönheit der  Volksmusik ist hier im Besonderen der Reithofener Zwoagsang.

Das Volksmusikduo kommt aus der Gemeinde Pastetten und wird gebildet von den Landwirten Sebastian Brandl (Reithofen) und Gerhard Nußrainer (Katterloh). Seit mehr als 20 Jahren musizieren die beiden Musikanten miteinander und leisten auch einen erheblichen Beitrag zur Volksmusikforschung im Landkreis Erding und weit über dessen Grenzen hinaus. Durch die zahlreichen CD-Einspielungen, TV- Auftritte und Teilnahme an Brauchtums- und Musikveranstaltungen ist der Reithofener Zwoag´sang im gesamten altbayerischen Raum bekannt und geschätzt.

Sebastian Brandl hat sich bereits in Kindertagen der Volksmusik verschrieben und bereichert seit dem ersten Kreisvolksmusiktag im Jahr 1967 mit verschiedenen Gruppierungen dessen Programm. Gerhard Nußrainer ist ebenfalls als Mitglied verschiedener Volksmusikgruppierungen und Chorsänger und fungiert als Notenwart des Duos. Beide sind im Landkreis Erding ständig unterwegs auf der Suche nach geeignetem historischen Notenmaterial und arbeiten hier sowohl mit Kreisvolksmusikpfleger Reinhard Loechle wie auch mit dem Zentrum für Volksmusik des Bezirks Oberbayern konstruktiv und mit wissenschaftlichem Ansatz zusammen. So konnte unter anderem das historische „Schwillachlied“ wieder zu Tage befördert werden.


Ihre volksmusikalischen Auftritte umfassen Hoagarten, Hochzeiten und Jubiläen aller Art. Die beiden verfügen über ein umfassendes Repertoire von lustigen Wirtshausliedern bis hin zum geistlichen Volkslied. Altes und neues Liedgut sowie die Begeisterung fürs Singen geben die beiden bei ihren Auftritten ans Publikum weiter. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auch bei der Umrahmung kirchlicher Anlässe, wie Bergmessen, Maiandachten und Beerdigungen mit ihrem Feierabendlied. Hervorzuheben sind hier vor allem ihre Auftritte zu den Christmetten und Hubertusmessen gemeinsam mit Jagdhornbläsern des Kreisjagdverbands.

Der Reithofener Zwoag´sang bereichert das kulturelle Leben im Landkreis Erding maßgeblich und ist darüber hinaus bedeutender Botschafter des Landkreises weit über seine Grenzen hinaus. Hochverdient werden die beiden damit für ihr Wirken mit dem Kultur-und Umweltpreis des Landkreises Erding 2023 ausgezeichnet.