Volles Haus im Erdinger Weissbräuzelt
Markus Söder in Erding
Ministerpräsident Dr. Markus Söder in Erding
Große Ehre und Freude! Am 4.9. war es wieder soweit: Wie auch im vergangenen Jahr besuchte der Bayerische Ministerpräsident und Parteivorsitzender der CSU Dr. Markus Söder, MdL Erding und sprach im bis auf den letzten Platz besetzten Erdinger Weissbräuzelt zu 3.000 Menschen aus dem ganzen Landkreis Erding.
Nach der Begrüßung durch den Oberbürgermeister Max Gotz, einem Grußwort der Staatsministerin und Stimmkreisabgeordneten Ulrike Scharf nahm Dr. Markus Söder in seiner Rede eine klare politische Standortbestimmung vor. Den Abschluss des Abends bildeten die Schlussworte des Landrats und Kreisvorsitzenden Martin Bayerstorfer. Der Fokus des Abends war auf die anstehenden Landtags- und Bezirkstagswahlen am 8. Oktober gerichtet. Neben Ulrike Scharf und Max Gotz treten für den Landkreis Erding auch Gerlinde Sigl (Bezirkstag, Liste) und Kreishandwerksmeister Rudi Waxenberger (Landtag, Liste) an. Die CSU-Ortsverbände, Arbeitsgemeinschaften und Arbeitskreise aus dem Kreisverband waren vor Ort stark vertreten und gehen nun gemeinsam und geschlossen in die kommenden Wochen des Wahlkampfs.
Bericht: Nina Hieronymus
Mittwoch, 6. September 2023, Erdinger Anzeiger / Lokalteil
Aiwanger? Nicht erinnerlich!
In Erding schafft es Söder, seinen Vize mit keiner Silbe zu erwähnen
– Minister-Garantie für Scharf VON HANS MORITZ
Erding – Wer Markus Söders aktuellen politischen Kosmos abstecken will, konnte dies in Erding tun. Im Weißbräuzelt arbeitete sich der Ministerpräsident vor allem an der Berliner Ampel ab, die bayerischen Grünen bekamen ihr Fett weg und erneut die Ansage: Regieren? Nie mit Euch!. Die FDP verspottete er als Polit-Zwerg, und mit der AfD will er erst recht nichts zu tun haben. Nur zu einer Partei schwieg er so laut, dass es nicht zu überhören war. In seiner eine Stunde und vier Minuten langen Rede verwendet Söder keine einzige Silbe auf Hubert Aiwanger und die Freien Wähler. Sein Koalitionspartner ist ihm, um im Bild der vergangenen Tage zu bleiben, offensichtlich nicht erinnerlich. Bemerkenswert: Wiederholt geißelt Söder, dass der Ampel-Streit das Land lähme und die Wirtschaft schwäche. Kein Wort hingegen dazu, dass es auch in seiner Regierung gewaltig gärt. Nach dem Gillamoos in Abensberg und dem Keferloher Montag in Grasbrunn ist die Rede in Erding bereits seine dritte an diesem Tag. Und natürlich weiß er noch, dass er an eben dieser Stelle drei Monate zuvor ausgebuht worden war – bei der geschichtsträchtigen Heizdemo am 10. Juni.
Diesmal, bekennt er, fühle er sich deutlich freundlicher aufgenommen. Und Aiwanger sitzt ihm da zumindest körperlich nicht im Genick. Und doch ist er unsichtbar mit im Zelt. Denn das ist rappelvoll, anders als bei Söders Auftritt hier vor einem Jahr, anders als bei Horst Seehofer und Günther Beckstein, der in Erding propagiert hatte, dass man mit zwei Mass Bier sehr wohl noch Autofahren könne. Der Satz hat bekanntlich Geschichte geschrieben und Beckstein überdauert. Pünktlich um 19 Uhr rollt Söders schwerer BMW auf den Volksfestplatz. Zu seiner Linken haben sich die Startbahn-Gegner von Aufgemuckt versammelt, Söder schenkt ihnen einen kurzen Blick und straft sie ansonsten mit Missachtung. Zu seiner Rechten: die Erdinger CSU-Riege mit den Kandidaten des 8. Oktober – Ulrike Scharf und Rudi Waxenberger (Landtag), Max Gotz und Gerlinde Sigl (Bezirkstag), zudem Landrat Martin Bayerstorfer, Bundestagsabgeordneter Andreas Lenz und Weißbräu-Patriarch Werner Brombach.
Den Abend besonders genießen kann Sozialministerin Scharf. Ihr Chef preist sie nicht nur als „klasse Ministerin, die als Sozialministerin eine super Arbeit macht“. Söder gibt ihr – für den (erwartbaren) Fall eines Wahlsiegs – zudem seine Garantie für den Verbleib in der Regierung: „Ich will, dass Ulrike Scharf weiter in meinem Kabinett ist.“ Da brandet großer Applaus auf. Ansonsten spult Söder sein hundertfach erprobtes Bierzeltprogramm ab. Er ist flapsig, er nimmt seine Parteifreunde aufs Korn – ja, er ist durchaus ein guter und launiger Unterhalter. Was er nach der Wahl mit Bayern vorhat, bleibt aber im Ungefähren. Söder kündigt lediglich „für nächste Woche ein Landwirtschaftsprogramm mit weniger Kontrollen und mehr Freiheiten an“. Die Fakten kommen da ein bisschen unter die Räder. Viel von dem, was Söder sagt, würde einem Faktencheck nicht standhalten. So betont er, Gendern an Schulen zu bekämpfen. Pläne für eine Gender-Pflicht gibt es indes gar nicht. Den Grünen hält er vor, den Menschen vorschreiben zu wollen, was sie zu essen hätten. Dabei betont der grüne Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir immer wieder, dass genau das nicht sein Ding sei. Bemerkenswert ist auch der Spott über Gesundheitsminister Karl Lauterbach, der in Corona-Zeiten den Leuten Angst gemacht habe („Huch, huch, huch“). Selbst im Zelt haben viele noch nicht vergessen, dass Söder lange Zeit der strengste Pandemie-Polizist der Republik war. Er echauffiert sich, dass Deutschland in Stromzonen mit unterschiedlichen Tarifen aufgeteilt werden soll. In Bayern würde Energie dann teurer. Aus seiner Sicht in erster Linie, um dem windkraftschwachen Land und seiner Industrie zu schaden. Tatsache ist freilich, dass derzeit der Norden, wo mehr Strom erzeugt als benötigt wird, aus eben diesem Grund höhere Netzentgelte zahlen muss. Das müsste man an der Küste nicht, würde der Süden über mehr Energie verfügen.
Das Heizungsgesetz streift Söder nur am Rande, seine Erinnerungen an den 10. Juni in Erding dürften nicht die besten sein. Er stellt klar: „Wir werden nicht zustimmen. Und 2025 werden wir es rückgängig machen, denn 2025 werden wir wieder in der Bundesregierung sein.“ Der Ampel wirft er vor, ausgeblendet zu haben, „dass Holz Bestandteil der bayerischen Heizkultur ist“. An ein Thema wagt sich die CSU in Erding, das Söder lange gemieden hat: Flucht und Migration. Den Ton setzt Scharf in ihrer Begrüßungsrede: „Bayern zeigt Herz, fordert aber auch Integration.“ Unter Applaus spricht sie sich für eine „Begrenzung der Zuwanderung und einen Stopp der illegalen Armutszuwanderung“ aus. Die EU-Außengrenzen, so Scharf, müssten besser geschützt werden. Den Ball nimmt Söder später auf und sagt: „Alle Gemeinden sind überfordert.“ Wer arbeiten wolle, sei willkommen, aber Kriminelle müssten konsequent abgeschoben werden. Allgemeiner äußert sich zu Beginn Max Gotz, der der Ampel vorwirft, die Kommunen alleine zu lassen. Die Einwanderungspolitik sei „desolat“. Am 10. Juni musste Söder Erding als Ausgebuhter verlassen, am 4. September geleiten ihn stehende Ovationen vom Festplatz.