Kreisverband Ingolstadt

Stadtratsantrag unserer Fraktion

Forschungsverbund zur Förderung gesundheitlicher Chancengleichheit

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

die CSU-Stadtratsfraktion stellt folgenden Antrag:

Die Stadt Ingolstadt forciert die Einrichtung eines Forschungsverbundes zur Gesundheits- und Ernährungserziehung. Dieser solle innovative Maßnahmen und Strategien für sozioökonomisch benachteiligte Gruppen (in der Region Ingolstadt) entwickeln und somit zum Abbau einer gesundheitlichen Ungleichheit beitragen.

Dieser Forschungsverbund:

  1. soll die Bemühungen der Stadt, eine gesunde Ernährung in der frühkindlichen, kindlichen und schulischen Bildung zu verankern und zu optimieren, substantiieren und stärken. Damit soll eine nachhaltige gesunde Lebensweise bereits von Kindesbeinen an ermöglicht werden.
  2. muss transnational ausgerichtet sein, mit drei einschlägigen Partnern aus drei unterschiedlichen Ländern. Die Stadtgesellschaft in Ingolstadt setzt sich aus Personen mit Migrationshintergrund aus vielen Herkunftsländern mit spezifischem kulturellem Hintergrund zusammen. Dies ist auch im Forschungsverbund abzubilden.
  3. muss inter- und transdisziplinär angelegt sein, um innovative Interventionen und Strategien für sozioökonomisch benachteiligte Gruppen zu entwickeln, mit denen die äußeren Einflussfaktoren auf den Lebensstil und das Gesundheitsverhalten identifiziert, erfasst und verändert werden können.
  4. muss die Auswahl der Zielgruppe(n) klar definieren und begründen. Darüber hinaus sollte die Strategie, mit der diese Zielgruppen erreicht werden sollen, innovativ sein und muss im Antrag im Detail dargelegt werden.
  5. eine Bestandsaufnahme der aktuellen Situation vulnerabler Gruppen hinsichtlich des Einflusses der Ernährung und baulichen Umgebung auf körperliche Aktivität durchführen, dabei bestehende Maßnahmen, z. B. zur Ermittlung von Hemmnissen und Barrieren bei der Implementierung evaluieren und zugleich die Effizienz von politischen und fiskalen Maßnahmen, die zur Förderung von gesunder Ernährung und körperlicher Bewegung eingesetzt wurden bzw. werden untersuchen, sowie Hindernisse für Veränderungen, z. B. politische, wirtschaftliche und/oder kulturelle Barrieren, identifizieren, um die Wirkung von Interventionen zu erhöhen.
  6. Stakeholder aus den gesellschaftlich relevanten und betroffenen Gruppen nachhaltig einbeziehen (politische Vertreter, Hochschulen, Universitäten, Schulen, NGOs, Verbraucherorganisationen etc.).

Begründung:

Seit Jahren werden die gesundheitlichen Fehlentwicklungen bestimmter Bevölkerungsgruppen, die unter sozialer Benachteiligung leiden, beklagt. Diese letztlich auch gesamtgesellschaftlich nachteiligen Entwicklungen wurden durch die Folgen der Corona-Pandemie noch weiter verstärkt. Um wirksam gegensteuern zu können, müssen diese sozioökonomisch benachteiligten Gruppen und ihre Lebenswelt, unter Berücksichtigung des familiären, sozialen, kulturellen und lokalen Hintergrunds sowie digitaler Einflüsse identifiziert und genau untersucht werden.

Dabei müssen nachhaltige und innovative Interventionen und gezielte Strategien entwickelt werden, die sich beispielsweise auf das ernährungsbezogene Umfeld und/oder die bauliche Umgebung hinsichtlich der Modifikation der körperlichen Aktivität abzielen, Bildungslücken schließen, indem sie das Wissen über Ernährung, Lebensstil und die angemessene Nutzung digitaler Medien verbessern, sich auf unterschiedliche Lebenswelten der Zielgruppe beziehen, beispielsweise Kindertagesstätten, Schulen, Arbeitsplätze, Quartiere und sich mit wandelnden Umständen/Transformationsprozessen im Lebensverlauf befassen.

Gerade auch in einer (noch überschaubaren) Stadt wie Ingolstadt mit der großen Anzahl an Personen mit unterschiedlichstem Migrationshintergrund und internationalen Partnern sowie mit einem gewissen Anteil benachteiligter Gruppen in bestimmten Quartieren, können durch solch einen Forschungsverbund, der Faktoren wie Alter, Gender und ethnische oder andere demografische Merkmale/Unterschiede berücksichtigt, wertvolle Erkenntnisse gewonnen werden, die im internationalen und interdisziplinären Austausch zu innovativen und wirksamen Handlungsansätzen führen.

Durch die Förderung dieses Projekts kann die Stadt Ingolstadt nicht nur einen wissenschaftlichen Beitrag zur Erforschung und Implementierung von Maßnahmen zur Gesundheitsförderung leisten, der sich dann auch volkswirtschaftlich rechnet, sondern den beschriebenen Fehlentwicklungen vor Ort gegensteuern.

Die von der Verwaltung gewünschte Einführung gesunden Essens in KiTas und Schulen bleibt ohne Wirkung, wenn sie nicht mit nachhaltigen Maßnahmen flankiert und unterfüttert wird. Im schlimmsten Fall entziehen sich Kinder auch der „Essensoffensive“ der Stadt, weil es sich die Eltern nicht leisten können oder weil die Kinder kein Bewusstsein für gesunde Ernährung entwickelt haben.

Mit den Fördergeldern des Bundesministeriums für Bildung und Forschung für ein solches Projekt können Maßnahmen in Ingolstadt entwickelt und eingeführt werden, die den Bürgern vor Ort zugutekommen und durch die Entwicklung eines erweiterten ökologischen und gesundheitlichen Bewusstseins gesamtgesellschaftlich integrative und positive Folgen zeitigt.

Die CSU-Fraktion fordert daher, dass die Stadt Ingolstadt aus den genannten Gründen die Gründung eines solchen Forschungsverbundes unverzüglich angeht, den Projektträger kontaktiert und eine adäquate Projektskizze einreicht. 

Für die CSU-Stadtratsfraktion

gez. Dr. Matthias Schickel
Ausschusssprecher (KBA)

Anlage

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