Kreisverband Rottal-Inn

380-kV-Bürgerinitiative erhofft sich im Kampf für Erdverkabelung Hilfe von Manfred Weber

CSU Rottal-Inn

„Die Zeit läuft uns davon“

Wurmannsquick. Unterstützung von höchster europäischer Stelle erhofft sich die Bürgerinitiative, die sich in Wurmannsquick gegen den geplanten Ausbau der Stromleitung von Altheim bis Matzenhof auf 380 kV formiert hat: Manfred Schemmer und Ulrich Hansbauer nutzten als Sprecher der Bürgerinitiative einen Besuch von Manfred Weber in der Marktgemeinde, um den EVP-Fraktionsvorsitzenden im Europäischen Parlament auf die Problematik aufmerksam zu machen und für eine Erdverkabelung zu werben. Weber, der auch CSU-Vizechef ist, äußerte sein Verständnis für das Anliegen und versprach, das Thema auf dem Schirm zu behalten. Einige der Anlieger der geplanten „Monstertrasse“ würden „komplett eingekesselt“, hatte sich Schemmer zuvor an Weber gewandt, der auf Einladung des CSU-Kreisverbands auf dem Hofbauern-Hof in Angerstorf weilte.

Auch dort wird die Trasse, deren Masten mehr als 60 Meter hoch werden sollen, in wenigen Dutzend Metern Entfernung vorbeiführen. Man sei nicht gegen den Stromleitungsbau an sich, verdeutlichte Schemmer. Es gehe aber um eine pragmatische Lösung, mit der auch die Menschen vor Ort leben könnten. Und die sehe die BI in einer Erdverkabelung. Es sei zwar im aktuellen Vertrag der Großen Koalition als Ziel formuliert, die gesetzlichen Möglichkeiten dafür auch im Bereich des Wechselstroms zu schaffen. Die Umsetzung lasse jedoch auf sich warten. Ulrich Hansbauer wies darauf hin, dass durch die geplante Trasse auch die im Landesentwicklungsplan formulierten Mindestabstände von 200 respektive 400 Metern zu Höchstspannungsleitungen deutlich unterschritten würden. So könne diese „Schutzzone“ nicht nur bei einzelnen Anwesen nicht eingehalten werden, sondern ebensowenig bei Schule, Kindergarten und Sportplatz. Weber, der sich aktuell für das Amt des Präsidenten der EU-Kommission bewirbt, zollte den BI-Vertretern Respekt für deren konstruktiven Ansatz. Seine Meinung: Wenn man Energiewende und Netzausbau politisch wolle, „dann muss man es bürgernah machen“. Dabei müsse klar sein, dass Mehrkosten entstünden, die die Gesellschaft zu tragen hat. Weber verwies auf die Elektrifizierung in den Städten und Dörfern. Auch damals sei man irgendwann davon abgekommen, Stromleitungen zu den Häusern oberirdisch zu verlegen. Die unterirdischen Kabel seien dann schnell zum Standard geworden.

Am Ende gaben Schemmer und Hansbauer Weber entsprechende Unterlagen mit auf den Weg nach Brüssel. „Die Zeit läuft uns davon“, verdeutlichten sie mit Verweis auf das laufende Planfeststellungsverfahren. Laut Auskunft der Regierung von Niederbayern will Netzbetreiber Tennet die Erwiderungsschreiben auf die zahlreichen Einwendungen bis Anfang November fertigstellen. Der zugehörige Erörterungstermin folge in der ersten Dezemberhälfte oder im Januar 2019. „Nach den Planungen der Tennet TsO wird der Planfeststellungsbeschluss bis zum Frühjahr 2020 erwartet“, heißt es weiter. Manfred Weber hatte zuvor mit einer CSU-Delegation das Bildungszentrum des Kuratoriums Wohnen im Alter (KWA) in Pfarrkirchen besucht und sich von Leiter Karl-Heinz Edelmann über das dortige Angebot informieren lassen.

In einer Diskussionsrunde wurde deutlich, dass die Pflege im Freistaat besser ist als ihr Ruf – gerade im ländlichen Bereich. Vieles sei heute schon in Ordnung, „aber es gibt Dinge, die man besser machen kann“, so Edelmann, der für eine akademische Ausbildung für Führungskräfte und die Eindämmung des „Dokumentationswahns“ warb. Dass die bürokratischen Vorgaben auch viele Landwirte ächzen lassen, machte eine Delegation des Bayerischen Bauernverbands um Kreisobmann Hermann Etzel und seinen Stellvertreter Robert Willnecker deutlich. Weber kündigte an, dass die Kürzung des EU-Agrarhaushalts wegen des Brexits „Hand in Hand mit weniger Bürokratie“ gehen werde.