Kreisverband Rottal-Inn

Landtags-Direktkandidaten im PNP-Gespräch: Martin Wagle (CSU) – Die Lebensverhältnisse in der Region im Blick

CSU Rottal-Inn

„Ich möchte Ansprechpartner für die Menschen sein“

Pfarrkirchen. Manfred Weber sei ein Mann, dessen Politikstil ihm imponiere, sagt Martin Wagle beim Espresso im heimischen Wintergarten. Der EVP-Fraktionsvorsitzende hat sich zu einem kurzen Besuch im Rottal angekündigt, eine Stunde später wird Wagle ihn im Namen einer CSU-Delegation herzlich begrüßen und mit ihm im KWA-Bildungszentrum in Pfarrkirchen über die Pflege-Situation in der Region diskutieren. Weber sei bodenständig, ausgestattet mit der Fähigkeit, den Menschen zuzuhören und sie ernst zu nehmen, er verfolge seine Anliegen zielstrebig, ohne zu poltern, lobt Wagle, der sich anschickt, als Direktkandidat für die CSU in den Landtag einzuziehen.

Bildung als Schwerpunktthema

Auch Wagle selbst ist kein Mann der lauten Töne. An der Meinung seines Gegenübers wirkt er aufrichtig interessiert. „Ich möchte Ansprechpartner für die Menschen sein“, formuliert er es selbst. Themen, die ihn bewegen und die er im Maximilianeum verfolgen möchte, gibt es freilich genügend. „Die Lebensverhältnisse der Menschen vor Ort in unserer Region im Blick haben“, unter diese Überschrift stellt der 52-Jährige seine Agenda. Dabei gehe es auch darum, aufzupassen, „dass der ländliche Raum nicht von den Ballungszentren abgehängt wird“. Für besonders wichtig für die Region hält er das Thema Bildung. Zu seinen Zielen gehört es etwa, die jungen Leute auch zum Studium in der Region zu halten. Mit der Ansiedlung des European Campus in Pfarrkirchen sei eine wichtige Grundlage dafür bereits gelegt. Dadurch werde der Landkreis Rottal-Inn interessant für Unternehmen, die in den entsprechenden Branchen tätig sind. „Das wirkt sich auf die Region aus“, meint Wagle und verweist auf hochwertige Arbeitsplätze, die so entstehen.

Auch dem Erhalt von Traditionen und gewachsenen regionalen Strukturen will sich Wagle widmen. Als Paradebeispiel nennt er die Landwirtschaft, die das Bild des Rottals seit jeher präge. „Wir wollen die bäuerliche Landwirtschaft“, betont er. Die Versorgung mit Lebensmitteln solle regional gewährleistet sein. Eine leistungsfähige Infrastruktur für die Mobilität von Menschen und Daten dürfe nicht allein den Menschen in den Ballungszentren vorbehalten bleiben, nennt er einen weiteren Schwerpunkt. Außerdem sei es ihm ein Anliegen, das Image von Pflegeberufen zu stärken. Bei alledem steht für den CSU-Kreisvorsitzenden fest: „Der ländliche Raum hat riesiges Potenzial, das noch nicht ausgeschöpft ist.“ Zur omnipräsenten Flüchtlingsdebatte sagt Wagle kurz und bündig: „Wir müssen wissen, wer ins Land kommt.“ Dabei macht er einerseits klar: „Wer wirklich verfolgt wird, muss weiterhin Asyl erhalten.“ Die Forderung des Grünen-Spitzenkandidaten Ludwig Hartmann, straffällige Asylbewerber nicht abzuschieben, sondern in deutsche Gefängnisse zu stecken, hält er andererseits für „haarsträubend“.

Seinen Weg in die Politik hat der Diplom-Kaufmann und Gärtnermeister mit einem Kaltstart begonnen. 2002 trat er der CSU bei. Die Christsozialen hätten gute Politik für die Stadt gemacht und auch mit der Landespolitik habe er sich identifizieren können, erklärt er seine Beweggründe. Schon im gleichen Jahr habe er sich für die Kommunalwahlen nominieren lassen, jedoch auf einem hinteren Listenplatz. Dennoch wurde er prompt überraschend in den Pfarrkirchener Stadtrat gewählt. Dabei kam er auf den Geschmack: „Die Arbeit hat mir richtig gut gefallen“, erinnert er sich. Und so folgten weitere Funktionen. Seit 2008 ist er Referent für Finanzen, Wirtschaft und Stadtentwicklung, seit 2014 2. Bürgermeister. 2017 trat er die Nachfolge von Reserl Sem als CSU-Kreisvorsitzender an, nun will er sie auch als Landtagsabgeordneter beerben. Hinzu kommen zahlreiche weitere Funktionen, etwa als Obermeister der Gartenbaugruppe Rottal-Inn sowie Ausbildungsbeauftragter für Niederbayern und ehrenamtlicher Richter am Sozialgericht Landshut.

Bekanntheit und Erfolge der aktuellen Mandatsträgerin Reserl Sem sieht der Gärtnerei-Inhaber nicht als Bürde, sondern als Vorteil. „Daran kann man sehr gut anknüpfen“, meint er. Das Verhältnis zu Reserl Sem beschreibt er als kollegial und vertrauensvoll. Sie habe ihm bereits Einblick in ihr Netzwerk verschafft. Wie wichtig es sei, gut „verdrahtet“ zu sein, werde oft unterschätzt, erklärt er. Der Kontakt zu vielen Ansprechpartnern in den Staatsministerien sei bereits hergestellt.

Klarer Blick auf bayerische Themen gefragt

Die aktuell schwierige Situation der CSU – Stichwort: Umfragewerte – führt Wagle vor allem darauf zurück, dass viele bundespolitische Themen die Debatte beherrschten. „Es geht aber um die Zukunft Bayerns in den nächsten fünf Jahren“, verdeutlicht er. In den letzten Tagen vor der Wahl gehe es also darum, für einen klaren Blick auf die bayerischen Themen zu sorgen. Seine persönliche Zielsetzung fällt dabei recht zurückhaltend aus. „Mein Ziel ist es, in den Landtag einzuziehen“, sagt er. Dafür werde er „bis zum 14. Oktober alles raushauen, um das bestmögliche Ergebnis herauszuholen“. Großer Ansporn für ihn seien die vielen positiven Rückmeldungen, die er beim Haustür-Wahlkampf und an Infoständen bekomme. Manfred Weber würdigt am Ende seines Besuchs im Rottal zunächst die scheidende Abgeordnete: Reserl Sem sei „in einer eigenen Sphäre“ unterwegs gewesen. Mit Martin Wagle stehe nun aber ein neuer „starker Vertreter für die Region“ in den Startlöchern