Ortsverband Burgthann

19. Politischer Aschermittwoch

Dr. Ingo Friedrich zur Europa-Wahl: Was wollen wahre Patrioten?

Dr. Ingo Friedrich, Vizepräsident des Europäischen Parlaments a.D. und Präsident des Europäischen Wirtschaftssenats, referierte im Burgthanner Wirts Stadl über die Ausrichtung der Europäischen Union. Foto: Sabine Rösler

BURGTHANN – Zu ihrem 19. Politischen Aschermittwoch gewann die CSU Burgthann Dr. Ingo Friedrich (Vizepräsident des Europäischen Parlaments a. D., jetzt Ehrenmitglied und Präsident des Europäischen Wirtschaftssenats) als Hauptredner bei einer Veranstaltung zum Thema „Europa vor der Wahl: Was wollen wahre Patrioten?“.

Mit zünftiger Musik vom „Bauernfünfer“ wurde „Mr. Europa“ im „Wirts-Stadl“ empfangen. Doch ehe der Vollblutpolitiker das Pult betrat, begrüßte Thomas Ritter (Vorsitzender der CSU Burgthann) das vollbesetzte Haus. „Die europäische Union ist bei allem Verbesserungspotenzial für Deutschland volkswirtschaftlich vorteilhaft“, so seine Worte. Das müsse man „allen Spaltern“ sagen. Es gibt Probleme, daher müsse man auf europäischer Ebene Kompromisse suchen, trotz zunehmender Zersplitterung. „Ein Brexit kann dagegen nicht die Lösung sein. Die Kosten des Brexit werden auch noch den deutschen Steuerzahlern in den nächsten Jahren beschäftigen. Das dürfe man nicht vergessen.“, so Ritter.

In Burgthann packen die Bürger mit an. Bürgermeister Heinz Meyer analysierte das Gemeinde-Motto „Hier lässt es sich leben“. Cornelia Trinkl (stv. Landrätin) erinnerte sich noch an die gemeinsame lehrreiche Praktikantenzeit mit Thomas Ritter bei Ingo Friedrich im Parlament zurück. Sie berichtete über Neuheiten und Veränderungen im Landkreis, wie W-Lan-Ausstattung im öffentlichen Nahverkehr, Sanierung weiterführender Schulen und über Ausbau und Verbesserung der Kreisstraßen. Im südlichen Landkreis will man die medizinische Versorgung durch mehr Haus- und Fachärzte und die Notfallversorgung verbessern.

Schließlich leitete Thomas Ritter über zum Hauptredner: „Gefühlt warst du seit Napoleon Mitglied des Europäischen Parlaments“. Ingo Friedrich war seit 1979 Europaabgeordneter. Friedrich erörterte die Frage, was wahre Patrioten in der aktuellen Situation wollten. Patrioten lieben ihr Vaterland, achten aber auch den Nachbarn. Was wohl die Briten noch lernen müssten, sich zu verhalten wie Europäer. Probleme müsse man zusammen lösen. Durch die Öffnung der Grenzen stieg der Wettbewerb und somit grundsätzlich der Wohlstand. Nur der wahre Patriot kenne die komplexe Situation. Die Strategie Donald Trumps „America first“ werde auf Dauer fehlschlagen und ist nicht tragbar. Man müsse Interessen bündeln, wenn man die globalen Herausforderungen annehmen will. Handeln und nicht große Sprüche klopfen, sei das Credo. Politiker sollten eine Mischung aus Verantwortungs- und Besinnungsethik für sich ergreifen, um Europa zu stärken. Die Verantwortungslosigkeit mancher politischer Akteure greife teils um sich.

„Wer kommt in unser Territorium?“, war die Fragestellung zur Überleitung in Richtung Flüchtlingspolitik. Wir können nur eine begrenzte Anzahl an Flüchtlingen aufnehmen. Jedenfalls müsse gesichert sein, dass wir noch nachvollziehen können, wer in unser Land kommt. Im Hinblick auf die allgemeine Zuwanderungspolitik müsse man nach Berufen und wirtschaftlichen Kriterien eine Auswahl treffen können.

In der Automobilbranche müsse man sich die grundsätzliche Frage stellen, ob Elektroautos sinnvoll sind. Die Entsorgung der schwergewichtigen Batterien stellt ein großes Problem dar. Wer soll das giftige Etwas entsorgen? Und AdBlue reduziere den Schadstoffausstoß nicht. Der Hybridmotor wird sich da wohl schon eher durchsetzen können. Nach den beiden Weltkriegen blieb von den deutschen Städten meist ein Trümmerhaufen übrig. „Erstaunlich, wie das Land seitdem wieder auf die Beine kam und heute einer der wohlhabendsten und beliebtesten Nationen der Welt ist.“, bemerkte der 77-Jährige an. Entstanden durch fleißige Bürger, die Soziale Marktwirtschaft und einer „halbwegs klugen“ Politik: „Europa muss ein Erfolg werden. Nur so sichern wir auch den Erfolg Deutschlands.“ Genau das müsse man der jungen Generation weitergeben: „Das ist wahrer Patriotismus.“, schloss „Mr. Europa“ seinen Vortrag und gab allen noch mit auf den Weg, dass man Unangenehmes als Herausforderung annehmen solle.

Keine Angst, sondern Mut haben. Auch Mut zur Veränderung. Deutlich merkte man es Dr. Ingo Friedrich an, dass er nach wie vor für Europa brennt. Nicht zuletzt an seiner gekonnten Rhetorik. In gemütlich geselliger Runde diskutierte man noch eine Weile über das zuvor Gesagte.

Sabine Rösler