Kreisverband Rottal-Inn

CSU-Kundgebung: Designierter Ministerpräsident Markus Söder sorgte für viel Zwischenbeifall

CSU Rottal-Inn

Gegen Parallelwelten und Kreuzabnahme

Tann. Die Wachsmarkt-Kundgebung der CSU hatte mit Markus Söder den prominentesten Politiker an diesem Tag. Entsprechend groß war das Publikumsinteresse. Der Saal im Gasthaus „Beim Grainer“ war zum Bersten voll. Manche versuchten sogar von draußen durch die Fenster einen Blick auf den künftigen bayerischen Ministerpräsidenten zu erhaschen.

Dieser gab sich volksnah, reichte vielen Schaulustigen bei seiner Ankunft am Parkplatz die Hand und gestattete so manches Erinnerungsfoto. Dann gesellte er sich für ein paar Sekunden zu den Demonstranten der Stubenberger Initiative gegen die Schließung der VR-Bank-Geschäftsstellen. Dieses Thema musste den „Heimatminister“ interessieren, zumal er auch in seiner Rede die Stärkung des ländlichen Raumes – eines seiner Lieblingsthemen – propagierte.

Beim Minister hören alle zu

Durch den Hintereingang ging es erst einmal ins Rathaus, wo die Bediensteten schon Spalier standen. Bürgermeister Adi Fürstberger hatte das goldene Buch der Marktgemeinde auf einem Podest ausgelegt und einen vorbereiteten Satz hineinschreiben lassen. Der Minister musste sich nur noch mit seiner Unterschrift verewigen.

Traditionell sah man noch kurz bei der Ausstellung des Tanner Geflügelzuchtvereins im Schützenhaus vorbei. Vorstand Josef Ebner gab die wichtigsten Informationen zu dieser Schau und ließ den Minister auch einen Hahn streicheln. Eine weiße Taube getraute sich Söder dann sogar in die Hand zu nehmen. Mit dem bayerischen Defiliermarsch spielte man den designierten Landesvater dann in den Grainer-Saal.

Doch bevor der Hauptredner auf die Bühne trat, übernahm CSU-Kreisvorsitzender Martin Wagle die Begrüßung der Gäste. Ortsvorsitzender Wolfgang Schmid bemerkte in seinem Grußwort, dass er sich von Söder „Antworten auf die großen Herausforderungen“ erwarte, insbesondere wie die CSU wieder zurück zu alter Stärke kommen wolle. MdL Reserl Sem bedankte sich beim Staatsminister der Finanzen, für Landesentwicklung und Heimat, dass er die Hochschule nach Pfarrkirchen gebracht und nach der Flut 2016 gleich Hilfe zugesagt habe. Wurde bei den Grußworten noch in den hinteren Reihen geschwätzt, so änderte sich dies schlagartig, als Söder ans Pult trat. Der durch viele Talkshows medienerprobte Politiker erzählte den Zuhörern nichts Neues, aber er vermochte sie von Anfang bis zum Ende seiner etwa einstündigen Ausführungen zu fesseln. Gut gelaunt, humorvoll, nie um einen markigen Spruch verlegen, arbeitete er ein Thema nach dem anderen ab. Wie seine Vorredner in all den Jahren stellte auch er die Leistungen seiner Partei und die Vorzüge des Freistaates Bayern ins beste Licht, aber so, dass es nicht nach Volksfestparolen klang. Er teilte auch nicht gegen politische Gegner aus. So wurde es eine Zusammenfassung des CSU-Parteiprogramms für Bayern und den Bund.

Man erfuhr, dass die Zukunft des Freistaates in der Entwicklung des ländlichen Raums liegt: „Jedes Haus braucht einen Breitband-Anschluss.“ Was die Stimmung im Lande betrifft, habe man eine paradoxe Situation, denn wirtschaftlich gesehen ging es Deutschland noch nie so gut. „Trotzdem will keiner regieren.“ Deutschland brauche endlich eine starke Regierung. „Und Kompromisse bringen uns nicht weiter. Wir müssen die Probleme der Menschen angehen.“ Schon war er beim Thema „Zuwanderung und Integration“. Während der großen Flüchtlingswelle habe sich Bayern als sehr human erwiesen, betonte der Redner. „Wir helfen anderen gerne, aber man muss auch an die einheimische Bevölkerung denken.“ Familiennachzug für Flüchtlinge, die in ihr Land zurück müssen, mache keinen Sinn. Schlimmer sei es, wenn durch Migranten regelrechte Parallelwelten in den Städten entstehen und viele der Geflüchteten den Rechtsstaat nicht anerkennen.

„Wer hier leben will, muss sich unseren Gebräuchen und Sitten anpassen.“ Jetzt sprach er dem Publikum aus der Seele – und mehrfach brandete Zwischenapplaus auf. Söder zeigte sich sauer über die Kreuzabnahme in einem Gericht, denn dadurch werde das falsche Signal ausgesendet. „Das Kreuz steht bei uns für Respekt und Menschenwürde. Es ist ein Symbol für die bayerische Gesellschaft.“

Seine Botschaft an die Zuhörer: Hier muss man Haltung zeigen. Der Minister versprach, die Polizei aufzustocken, eine eigene Grenzpolizei auf den Weg zu bringen und ein eigenes Landesamt für Asyl zu installieren. Im Bereich Finanzen erteilte Söder möglichen Steuererhöhungen eine klare Absage, zumal die Einnahmen sprudeln wie nie. Auch neue Schulden wären kontraproduktiv. „Man muss auskommen mit dem Geld, das man hat.“ Als man ihm in diesem Augenblick ein Glas Wasser statt Bier reichte, zeigte er sich wenig erfreut über diese missverstandene Sparmaßnahme.

Bessere Bezahlung für Pflegekräfte

Zustimmung aus dem Publikum bekam er auch mit seiner Forderung, den Solidaritätsbeitrag nach 30 Jahren abzuschaffen. Er sprach noch das Thema „Mieten und Wohnraum“ an, wobei er unter anderem eine bayerische Eigenheimzulage ankündigte. Auch um den Bereich Pflege habe sich der Staat zu wenig gekümmert. So plane er in Bayern zusätzliche Pflegekräfte und eine bessere Bezahlung. Schließlich versprach er noch, sich als künftiger Ministerpräsident selber nicht so wichtig zu nehmen. Ferner wolle er seine Amtszeit auf zehn Jahre begrenzen. Lang anhaltender Beifall am Ende seiner Rede. Als Erinnerungsgeschenk überreichten ihm Reserl Sem und der Kreisvorsitzende ein Wachsstöckl und etwas „Süßes“. Weitere Gäste der Veranstaltung waren unter anderem Landrat Michael Fahmüller, Bezirksrat Dr. Thomas Pröckl, Bezirksrat a.D. Dr. Franz Lichtnecker, stellvertretende Landrätin Edeltraud Plattner sowie die Bürgermeister Adi Fürstberger (Tann), Otto Haslinger (Reut) und Elmar Buchbauer (Julbach).