Kreisverband Rottal-Inn

Am Rande der CSU-Fastenkundgebung konfrontieren verärgerte Eltern den Kultus-Staatssekretär mit dem Lehrermangel an den Grundschulen

CSU Rottal-Inn

Bernd Sibler: "Es liegt nicht am Geld, es fehlt an Köpfen"

Malgersdorf/Unterdietfurt. „Am Geld liegt es nicht“. Ein Satz, den man an diesem Dienstagabend oft hört von Bernd Sibler, Staatssekretär im Kultusministerium, wenn es um die vielen fehlenden Lehrer an Grundschulen im Freistaat geht. Eigentlich war der Plattlinger Landtagsabgeordnete zur Fastenkundgebung der Dietersburger CSU gekommen, um über aktuelle Landes- und Bundespolitik zu sprechen – am Ende sah er sich mit dem Ärger der vom Lehrermangel akut betroffenen Grundschul-Eltern aus Malgersdorf und Unterdietfurt konfrontiert.Wegen Personalmangel müssen in den beiden Grundschulen einzelne Klassen aufgeteilt und in andere Jahrgangsstufen integriert werden – das Modell der Kombiklasse, es ist, sagt Ilona Obermeier aus Malgersdorf, nicht mehr als eine Notlösung, weil man sich nicht anders zu helfen weiß.

Eine Lehrerin dort ist schwanger, geht Ende März in Mutterschutz, Ersatz ist nicht in Sicht. Auch in Unterdietfurt erwartet eine Lehrerin ein Kind und fällt ersatzlos aus, an beiden Schulen sollen Kombiklassen den Lehrernotstand kompensieren (wir berichteten). „Warum gibt es keine Lehrer für unsere Grundschulen? Was ist mit der Mobilen Reserve?“, fragt sich Hans Lohr, dessen Kind in Unterdietfurt zur Schule geht und von der Klassenzusammenlegung unmittelbar betroffen ist.Genügend Anwärter für das Lehramt, die gibt es nur im Bereich Gymnasium und Realschule, für Grund- und Mittelschulen werden seitens des Staatsministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst händeringend Lehrkräfte gesucht. Es gibt, erklärt Sibler, mittlerweile Modelle für Seiteneinsteiger, man versucht beispielsweise, angehende Gymnasiallehrer ohne Aussicht auf Anstellung für die Tätigkeit als Grund- schullehrer zu begeistern. „Wir haben außerdem in den vergangenen zwei Jahren alle Lehrer eingestellt, die fertig geworden sind“, wer das erste Staatsexamen mit mindestens 3,5 bestanden hat, hat die Qualifikation erfüllt – anders als noch vor einigen Jahren, wo die Hürde mit einem Schnitt von 2,0 relativ hoch lag.

„Außerdem haben wir die Einstellungen für die Mobile Reserve gestaffelt – es werden nicht nur zum Schuljahresanfang Lehrer eingestellt, sondern auch unterm Jahr, um beispielsweise auf Erkältungswellen im Winter zu reagieren“, betont Sibler. Und: „Der akute Lehrermangel liegt nicht am Geld. Es ist auch kein Problem mangelnder Stellen. Es fehlt an Köpfen.“Die Situation, sie ist, wie MdL Reserl Sem betont, Folge vieler Ursachen: Sechs Bewerber für den Landkreis, die Vollzeit beschäftigt worden wären, haben wieder abgesagt. Von 35 Bewerbern mit Lehramt Gymnasium haben 29 ihre Zusage zurückgezogen, weil sie in der eigenen Schulart Verträge bekommen haben. Über 300 Lehrer in ganz Niederbayern fallen aus, weil sie krank sind, die Grippewelle hat den Schulen zuletzt arg zugesetzt. 2374 Schulstunden fehlen, weil Lehrerinnen durch ihre Schwangerschaft nicht mehr unterrichten dürfen. Allein im Landkreis sind es 283 Stunden Unterricht, die deshalb nicht stattfinden können.Warum, fragen die Eltern aus Malgersdorf und Unterdietfurt, will niemand mehr an der Grundschule unterrichten? „Liegt es etwa doch am Geld?“, fragt Hans Lohr, der nicht verstehen kann, wie man es so weit hat kommen lassen können. In Unterdietfurt unterrichtet eine Lehrerin aktuell trotz gebrochener Hand, die Schulleiter improvisieren, wo es nur geht. „Wenn wir hier und in Malgersdorf nicht so engagierte Pädagogen hätten, dann wäre alles schon längst zusammen gebrochen“, macht er klar. 

Im neuen Schuljahr soll sich Lage entspannen

Eltern in Malgersdorf, ergänzt Ilona Obermeier, hätten jetzt in Eigeninitiative eine Grundschul-Studentin aufgetan, die für zehn Wochenstunden eingesetzt werden kann. Vom Schulamt, das wird an diesem Abend klar, fühlen sich die Eltern im Stich gelassen und unverstanden. Über die vier Lehrkräfte, die laut Bernd Sibler ab 24. April mit jeweils 15 Stunden für den Landkreis eingestellt werden (wir berichteten), jubelt niemand. „Zu uns werden die sicher nicht versetzt“, murmelt ein Vater leise. Aktuell, das ist Hans Lohr klar, muss man mit dem Provisorium der Klassenzusammenlegung leben, „aber wir haben alle Angst, wie es im September weitergeht.“ Dann, versucht der Staatssekretär den Eltern Mut zu machen, gibt es neue Absolventen des Prüfungsjahrganges und auch neue Einstellungen. Eine Zuspitzung wie jetzt wird es, das hofft auch Bernd Sibler, dann nicht mehr geben.