Kreisverband Rottal-Inn

Stehende Ovationen für Sem nach ihrer letzten Rede als CSU-Kreisvorsitzende – Warum sie ihre Parteimitgliedschaft ein paar Wochen ruhen ließ

CSU Rottal-Inn

Emotionaler Abschied

Simbach. Nach 16 Jahren an der Spitze des CSU-Kreisverbandes hat sich MdL Reserl Sem aus dieser Funktion zurückgezogen. Bei der Kreisvertreterversammlung im Simbacher Bürgerhaus zog sie Bilanz in einer durchaus emotionalen Rede, bei der sie auch preis gab, dass sie fast schon einmal mit ihrer Partei gebrochen hätte. Am Ende erhoben sich die rund 200 Delegierten und Gäste und feierten Sem mit stehenden Ovationen und minutenlangem Applaus. Zuvor hatte die scheidende Vorsitzende die Arbeit der Ortsverbände, der Arbeitsgemeinschaften und Arbeitskreise gewürdigt. „Sie sind die Basis, sie machen einen guten Kreisverband aus.“ Jeder Ort habe seine individuelle Stärke und seine Themen. „Die Vielfalt stärkt uns. Und die CSU hat diese Vielfalt, von der wir alle profitieren, aufgenommen. Stark gemacht hat uns auch eines: Wir teilen Rottal-Inn nicht in Regionen. Wir sind ein Landkreis, und dieser ist unsere gemeinsame Heimat.“ Die CSU lebe dies vor Ort, jeden Tag, nicht nur vor Wahlen oder bei Kundgebungen. Die Delegierten hätten ihr im Jahr 2001 ermöglicht, sich als Vorsitzende und später als Abgeordnete politisch zu engagieren.

„Es war für mich eine Chance und eine Ehre“, sagte sie und dankte all ihren Wegbegleitern. Dass gerade die Arbeit in München nicht immer einfach ist, auch nicht mit der eigenen Partei, daraus machte Sem keinen Hehl. Sie verriet, dass sie ihre Mitgliedschaft in der CSU von Dezember 2014 bis Januar 2015 habe ruhen lassen. Hintergrund war der Streit um die Europa-Hochschule und um die Frage des zweiten Studiengangs für den European Campus. Sie sei für die CSU und den Landkreis gestanden und habe ein Signal setzen wollen, dass es so nicht gehe. „Die Wogen haben sich zum Glück geglättet, es ist gut ausgegangen, und der zweite Studiengang ist da.“

Abschied mit ein wenig Wehmut

Bei ihrem Abschied als Kreisvorsitzende sei auch Wehmut dabei, so Sem. Fehlen würden ihr sicher die vielen Stammtischgespräche in den Ortsverbänden. Aber der Moment, sich jetzt vom Kreisvorsitz und nächstes Jahr aus dem Landtag zurückzuziehen, sei richtig. Sem: „Mein Vater hat immer gesagt: Die Höfe, die zu spät übergeben werden, sind die schlechtesten Höfe.“ MdB Max Straubinger würdigte die Leistungen Sems und überreichte ihr eine Medaille des Bundestags. „Die CSU-Rottal-Inn steht für die Stärke der Partei in Niederbayern“, sagte er. Die Wirtschaftspolitik der CSU sei die Grundlage dafür, dass die Menschen Beschäftigung haben und sich selbst entwickeln können. Dass die Arbeitslosenquote in Rottal-Inn nur bei 2,9 Prozent liege, sei das Ergebnis von CSU-Politik. „Das müssen wir bis zur Bundestagswahl auch zu den Bürgern tragen“, so Straubinger. „Wir dürfen Extremen, links wie rechts, keine Grundlagen geben. Sie lösen keine Probleme, sie schaffen nur welche.“

Auch Generalsekretär Andreas Scheuer dankte Reserl Sem. Gerade ihr Politikstil zeige eine andere Herangehensweise, „die viel emotionaler ist, was aber auch unsere Partei braucht“. Scheuer erinnerte er an ein „heiß geführtes Telefonat“, als es um die Europa-Hochschule ging. Als Aufbruchsignal wertete Scheuer die Wahl von Martin Wagle zum Kreisvorsitzenden: „Die CSU ist eine hoch demokratische Partei. Wenn eine Wahl vollzogen ist, dann reißen wieder alle am selben Strang und in der selben Richtung.“ Nicht unerwähnt blieb das Flutereignis. Wie Sem stellte auch Scheuer die Dramatik der Ereignisse heraus. In anderen Bundesländern habe es auch Hochwasserkatastrophen gegeben, und die Ministerpräsidenten hätten sich die Zerstörungen angesehen. „Nur mit dem Unterschied, dass keine finanziellen Zusagen gegeben werden konnten, da den Ländern schlichtweg das Geld fehlt“, so Scheuer. Das bayerische Kabinett habe dagegen nur wenige Tage nach der Flut die Weichen für die Unterstützung gestellt.