Kreisverband Rottal-Inn

Martin Wagle holt Direktmandat, aber Partei verliert im Landkreis deutlich – SPD am Tiefpunkt

CSU Rottal-Inn

Getrübte Freude bei der CSU

Pfarrkirchen. Martin Wagle hat gestern bei den Landtagswahlen im Landkreis das Direktmandat für die CSU gewonnen. Er holte 44,27 Prozent der Erststimmen. Bei den Zweitstimmen kamen die Christsozialen nur noch auf 42,22 Prozent und verloren damit im Gegensatz zu 2013 satte 13 Prozent. Trotz der herben Einbußen, die seine Partei verbuchte, freute sich der Pfarrkirchner über den Gewinn des Mandats. Warum die CSU so schlecht abgeschnitten hat? „Die Stimmung war uns nicht wohl gesonnen“, sagte Wagle. Er bedauerte es, dass die Sachthemen in den Hintergrund gerieten: „Wir hatten eigentlich einen Super-Wahlprogramm.“ Leider seien aber andere Themen, die mit Bayern nichts zu tun hatten, im Vordergrund gestanden. „Der Rückenwind hat uns einfach gefehlt.“ Als Landtagsabgeordnete Reserl Sem ihrem Nachfolger gratuliert, nimmt Wagle sie fest in den Arm. „Sie hat mich so toll unterstützt“, sagt er.

Für Reserl Sem ist es kein leichter Abend angesichts des schlechten Abschneidens ihrer CSU. „Das ist eine Niederlage, die wir akzeptieren müssen.“ Sie freue sich aber, dass Martin Wagle im Landkreis so ein gutes Ergebnis erzielt habe. Damit er gut in den Landtag startet, hatte sie ihm einen prall gefüllten Korb als Geschenk mitgebracht. Darin war ein dicker Ordner mit Unterlagen zur Europa Hochschule Rottal-Inn in Pfarrkirchen. „Damit du dieses Projekt erfolgreich zu Ende bringen kannst“, wie sie meinte. Außerdem fanden sich darin Walnüsse. Denn als Abgeordneter müsse er so manch harte Nuss knacken, sagte Sem lachend. Für das leibliche Wohl gab es außerdem noch Brot, Geräuchertes und Schnaps.

Katerstimmung herrschte bei der SPD, die ihr Ergebnis von 2013 halbierte und im Landkreis nur noch von 5,2 Prozent gewählt wurde. Kein Wunder, dass Direktkandidat Valentin Kuby von einem „katastrophalen Ergebnis“ sprach. Denn auch er schnitt nicht besser ab. Kuby erhielt gerade einmal 4,97 Prozent der Erststimmen. „Ich falle aber nicht aus allen Wolken. Ich habe so etwas schon befürchtet“, gibt er sich relativ gelassen. Er könne für sich sagen, dass er angesichts seiner 7500 Haustür-Gesprächen einen „sehr intensiven Wahlkampf“ geführt habe. Für ihn sei das Ergebnis ein Bundesproblem. Das sieht auch SPD-Kreisvorsitzender Dr. Jürgen Rampmaier so: „Es fehlte der Rückenwind aus Berlin. Wir müssen den Streit innerhalb der Groko ausbaden“, geht er mit der Bundespolitik hart ins Gericht.

Freude bei Grünen und Freien Wählern

Es gab an diesem Abend aber auch Gewinner. Die Freien Wähler legten fünf Prozent zu und sind mit 17,22 Prozent die zweitstärkste Partei im Landkreis. Auch ihr Direktkandidat Werner Schießl konnte dazu gewinnen. Er erhielt 14,71 Prozent der Erststimmen. „Ein sehr erfreuliches Ergebnis“, sagte der Eggenfeldener. „Dies zeigt, dass wir die Bürger mit unseren Sachthemen erreicht und überzeugt haben.“ Genießen konnten den Wahlabend auch die Grünen. Sie haben im Landkreis von 5,71 auf 9,54 Prozent zugelegt. Direktkandidat Günther Reiser freute sich über sein Abschneiden. Der Hebertsfeldener bekam 10,54 Prozent der Erststimmen. „Besser als erwartet“, meinte er. Woher auf einmal die vielen Stimmen gekommen sind? Viele frühere SPD-Wähler hätten dieses Mal bei den Grünen ihr Kreuzchen gemacht, lautet seine Analyse. Auch viele frühere CSU-Anhänger habe man gewinnen können, denen die Ausdrucksweise zum Thema Flüchtlinge zu derb gewesen sei, so Reiser.

Natürlich habe auch der Bundestrend geholfen: „Die Diskussion über Maaßen hat uns in die Karten gespielt.“ Auch AfD-Direktkandidat Wolfgang Hansbauer kann mit dem eigenen Abschneiden gut leben: „Das ist ein zufriedenstellendes Ergebnis“, kommentierte er seine 11,87 Prozent – wenngleich er insgeheim aber doch noch auf ein paar Stimmen mehr gehofft habe. Ähnliches gelte für die Zweitstimmen, bei denen die AfD im Landkreis 11,61 Prozent erreichte. Vor allem auf Landesebene habe man sich jedoch etwas mehr erwartet. Am Ende überwiege aber das Positive: „Wir sind mit einem zweistelligen Ergebnis in den Landtag eingezogen.“ Mit bis zu acht Prozent hatte die FDP gerechnet. Die Euphorie schwand aber sehr schnell, als die ersten Zahlen eintrudelten: Die Liberalen kamen im Landkreis auf 3,77 Prozent. „Wir hatten uns mehr erhofft“, bedauerte Direktkandidat Dominik Heuwieser, der 3,81 Prozent der Erststimmen holte. „Ziel ist es nun, dass wir wieder in den Landtag einziehen“, meinte er zur Hängepartie.