Kreisverband Rottal-Inn

Die Heimatzeitung hat den neuen Landtagsabgeordneten Martin Wagle an seinem ersten Tag im Maximilianeum begleitet

CSU Rottal-Inn

Auf dem roten Stuhl 165

Pfarrkirchen. Wo geht’s denn hier zum Sitzungssaal?“ Viel fragen muss Martin Wagle an seinem ersten Tag als Landtagsabgeordneter, um sich im Maximilianeum zurecht zu finden. Aber mit Hilfe einer Reinigungskraft und Landtagskollegen kommt der „Neue“ schnell klar – und meistert seinen ersten Tag in München souverän. „Geradeaus und dann rechts“, sagt die Frau im weiß-grünen Kittel, während sie für den letzten Schliff auf dem langen Flur sorgt, bevor der große Ansturm kommt. Es ist Montag, kurz nach 10 Uhr. In fünf Stunden werden die 205 Abgeordneten zum ersten Mal im Plenarsaal zusammenkommen.

Noch kein eigenes Büro

Noch ist in dem Saal weit und breit kein Politiker zu sehen. „Ich bin gespannt, wo ich sitzen werde“, sagt Martin Wagle (CSU), als er durch die leeren Reihen geht. Vieles muss sich erst noch einspielen. Kurz vor Sitzungsbeginn erfährt er, dass er auf dem roten Leder-Stuhl mit der Nummer 165 Platz nehmen darf. Der neue Landtag ist deutlich größer geworden. Statt 180 Abgeordnete gehören ihm nun 205 an. Dementsprechend eng geht es zu in dem Saal, als Alterspräsident Helmut Markwort (FDP) die konstituierende Sitzung eröffnet. Eigentlich sitzt Martin Wagle in der letzten Reihe. Aus Platznot stehen aber hinter ihm noch weitere Stühle für die vielen Volksvertreter. „Das bleibt aber nicht so“, erzählt er. „Wenn das Kabinett steht, werden die Minister vorne sitzen, so dass es eine neue Sitzordnung geben wird.“ Bis bei dem 52-Jährigen der normale Arbeitsalltag als Abgeordneter einkehrt, wird noch einige Zeit vergehen. „Martin Wagle, CSU-Fraktion“: Diesen Satz muss er am Montag oft sagen, um Einlass an der Pforte oder bei der Tiefgarage zu bekommen. Denn einen Abgeordneten-Ausweis kann er noch nicht vorzeigen. Ein Büro im Landtag hat er ebenfalls noch nicht. Wie gut, dass sich Wagle auf seine Fraktionskollegen verlassen kann. „Du kannst deine Aktentasche in meinem Büro aufbewahren“, bietet ihm Walter Taubeneder aus dem Nachbarkreis Passau an, ehe es mit dem Bus zum ökumenischen Gottesdienst in die evangelische Matthäuskirche geht.

Während der Fahrt durch die Innenstadt klingelt Wagles Handy. Ein neuer Teppich für sein Wahlkreisbüro in Eggenfelden muss bestellt werden. „Außerdem brauche ich noch Möbel und EDV-Ausstattung“, erzählt er. Für Wagle als gläubigen Menschen ist es selbstverständlich, den Gottesdienst zu besuchen. In der Kirche sitzen die Abgeordneten aller Fraktionen bunt gemischt beieinander. Zelebriert wird die Messe von Bayerns evangelischem Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und Bambergs Erzbischof Ludwig Schick. „Die Ansprachen der Geistlichen waren überraschend politisch“, sagt Wagle beim Verlassen der Kirche. Angesichts der frühlingshaften Temperaturen in der Landeshauptstadt verzichten viele Abgeordnete auf den Bus und gehen lieber zu Fuß Richtung Landtag. „Wir werden heute noch lange genug sitzen“, prophezeien einige – und werden Recht behalten.

Die ehemalige Justiz- und Europaministerin Dr. Beate Merk erweist sich für die neuen Landtagsabgeordneten als perfekte Stadtführerin. „Das ist der schnellste Weg“, sagt sie und legt angesichts ihrer hochhackigen Stiefeletten ein beachtliches Tempo vor. Dank ihrer Ortskundigkeit bleiben Martin Wagle noch gut 20 Minuten für eine schnelles Mittagessen im Landtagsrestaurant. Kaum ist der Teller Kürbissuppe ausgelöffelt, geht es schon zur Fraktionssitzung um 13 Uhr. Mittlerweile herrscht in den Gängen des Maximilianeums emsiges Treiben. Zahlreiche Medienvertreter haben sich vor dem Plenarsaal versammelt und warten auf Interviewpartner. Besonders als Markus Söder erscheint, werden die vielen Kamerateams hektisch. Er lässt sich aber nicht aus der Ruhe bringen und zeigt erst einmal Helmut Markwort die Garderobe. Denn auch der Alterspräsident ist neu im Landtag.

Am nächsten Tag gleich wieder nach München

Die kurze Pause zwischen Fraktions- und Landtagssitzung nutzt Martin Wagle, um diverse Formulare beim Landtagsamt abzugeben. Während der konstituierenden Sitzung werden alle Abgeordneten namentlich aufgerufen. Gegen 15.45 Uhr hört Martin Wagle seinen Namen. Damit ist er nun ganz offiziell Mitglied des bayerischen Landtags.